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Nick Stone - 04 - Eingekreist

Nick Stone - 04 - Eingekreist

Titel: Nick Stone - 04 - Eingekreist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy NcNab
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hellbraune Ledertasche mit drei
    Reservemagazinen, die von breiten Gummibändern
    gehalten wurden. Das weiße Licht der Deckenleuchte
    ließ das Messing der obersten Patronen glänzen. Ich hätte beinahe laut gelacht: drei volle Magazine allein für mich armes kleines Ding. Das war nicht nur ein
    Overkill, sondern erinnerte an die letzten fünf Minuten von Butch Cassidy . Woher dieser Kerl seine besten Ideen bezog, lag auf der Hand.
    Er zog sein Polohemd aus, benutzte es als Handtuch, um sich den Schweiß vom Gesicht zu wischen, und ließ dabei einen mit schlimmen Narben bedeckten Rücken
    sehen. Zwei der Dellen waren eindeutig Schusswunden; ich erkannte sie, weil ich selbst eine hatte. Irgendjemand hatte ihn auch mit einem Messer bearbeitet: Einige der Schnitte verliefen mit Nahtspuren auf beiden Seiten kreuz und quer über den ganzen Rücken. Insgesamt
    hatte sein Rücken viel Ähnlichkeit mit einer
    Luftaufnahme des Bahnknotenpunkts Clapham.
    Laufschuhe, der eben damit fertig war, die Teebeutel rauszufischen, hielt Sundance einen Becher hin. »Willst du einen?« Er sprach unverfälschten Belfaster Dialekt.
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    Sollte der Fahrer sich als Walliser erweisen, würden wir ein Witzbuch zusammenstellen können.
    »Klar doch.« Sundance wischte sich Nacken und
    Schultern ab, setzte sich in den Sessel, der dem
    Fernseher am nächsten stand, und vermied es, seinen schweißnassen Rücken an das Velours zu lehnen, indem er aufrecht auf der Vorderkante sitzen blieb. Er nahm einen kleinen Probeschluck aus Bart, dem Becher ohne Zucker.
    Er trainierte offenbar mit Hanteln, aber er hatte nicht den straffen Körper eines Bodybuilders. Er hatte den Körperbau eines Strafgefangenen, der sich aufs
    Gewichtheben verlegt hat: Die Ernährung in
    Gefängnissen ist so schlecht, dass die Jungs, die mit Hanteln üben, zwar eine breite Brust und Muskelpakete, aber keinen straffen, durchtrainierten Körper
    bekommen.
    Er sah zum ersten Mal zu mir hinüber und ertappte
    mich dabei, wie ich seinen Rücken betrachtete. »Belfast –
    als Sie noch ein kleiner Rekrut waren.« Er gestattete sich ein Kichern, dann nickte er zu dem dritten
    Simpsons-Becher hinüber, der noch neben Laufschuhe
    auf dem Boden stand. »Wollen Sie auch einen Tee,
    Freundchen?«
    Laufschuhe hielt Marge hoch.
    Ich nickte. »Yeah, ich hätte gern einen, danke.«
    Nun folgte eine Pause von einigen Sekunden, in der
    die beiden einen Blick wechselten, dann brüllten sie vor Lachen, während Laufschuhe ziemlich ungekonnt einen Cockney-Akzent imitierte: »Mönsch, Guv’nor, hätt gern 77
    ein, danke.«
    Laufschuhe setzte sich mit Homer in der Hand in den anderen Sessel und lachte weiter, während er mich
    verarschte. »Echt, Guv’nor, yeah, war mir recht, Cheers.
    Luv a duck. « So amüsierte sich zumindest einer von uns.
    Laufschuhe stellte seinen Tee auf die von Sprüngen
    durchzogenen Bodenfliesen und zog seine Jacke aus. Er hatte offensichtlich vor kurzem eine Tätowierung durch Laser entfernen lassen; an seinem Unterarm war eine schwache rote Narbe zu sehen, aber die ausgestreckte rote Hand von Ulster war noch immer deutlich zu
    erkennen. Er war Mitglied der UDA (Ulster Defence
    Association) gewesen, war es vielleicht noch immer.
    Vielleicht hatten beide ihr Hanteltraining in einem Hochsicherheitstrakt absolviert.
    Laufschuhes Oberarmmuskel bewegte sich unter
    seiner gebräunten, sommersprossigen Haut, als er
    hinten zwischen die Sitzpolster griff und ein Päckchen Drum hervorholte. Er legte es auf seine Knie, nahm eine Packung Rizla aus dem Päckchen und fing an, sich eine Zigarette zu drehen.
    Das gefiel Sundance nicht. »Du weißt, dass er das
    nicht ausstehen kann – du wirst schon sehen!«
    »Ja, ja, schon gut.« Das Päckchen Drum wurde
    zusammengefaltet und verschwand wieder hinter den
    Sitzpolstern.
    Ich war glücklich, als ich das hörte: Der Jasager
    musste hierher unterwegs sein. Obwohl ich selbst nie geraucht hatte, war ich kein militanter Tabakgegner, während Frampton dafür berüchtigt war.
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    Mein Hintern wurde auf dem Steinboden allmählich
    gefühllos, deshalb veränderte ich sehr langsam meine Sitzhaltung und versuchte, dabei möglichst nicht
    aufzufallen. Sundance stand mit seinem Becher in der Hand auf, ging die drei Schritte bis zum Fernseher, schaltete ihn ein und drückte nacheinander die
    Stationstasten, bis er ein gutes Bild bekam.
    Laufschuhe beugte sich interessiert nach vorn. »Die Sendung gefällt mir. Da gibt’s immer was zu

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