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Nick Stone - 04 - Eingekreist

Nick Stone - 04 - Eingekreist

Titel: Nick Stone - 04 - Eingekreist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy NcNab
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kurzen, scharfen Piepstöne von Sundance’ StarTac die Luft. Es war wenige Minuten nach acht. Ich machte mir nicht die Mühe, die Bauchlage zu verändern, in der meine Schmerzen halbwegs erträglich waren, sondern
    versuchte mir stattdessen einzureden, die Schmerzen seien nur eine Art Schwäche, die meinen Körper verlasse
    – irgendwas in dieser Art.
    Laufschuhe sprang auf, um die BBC-Frühstücks-
    nachrichten abzuschalten, die Aufnahmen vom Albert
    Embankment zeigten, während Sundance sein Handy
    aufklappte. Er wusste, wer der Anrufer war. Es gab kein einleitendes Geschwafel, nur Grunzen und Nicken.
    Sobald das StarTac wieder zugeklappt wurde, stellte Laufschuhe den Wasserkocher an, und Sundance wälzte sich vom Sofa. Er grinste mich breit an, während er sich mit der Hand durch die Haare fuhr. »Sie bekommen
    Besuch, und wissen Sie was? Er scheint nicht gerade guter Laune zu sein.«
    Die Geisterstunde war gekommen.
    Ich setzte mich auf und lehnte mich in die Ecke
    zwischen den Klinkerwänden, als die beiden die Sessel zurechtrückten und ihre Hemden anzogen, während sie 92
    darauf warteten, dass das Teewasser kochte.
    Es dauerte nicht lange, bis ein Auto zu hören war.
    Laufschuhe ging hinaus, um das Garagentor zu öffnen.
    Sundance stand einfach nur da, starrte mich an und
    versuchte, mich auf diese Weise nervös zu machen.
    Der Wasserkocher schaltete sich klickend aus, kurz
    bevor das Garagentor offen war; es sah so aus, als
    würden die beiden noch eine Weile auf ihren Tee warten müssen.
    Ins Schloss fallende Autotüren übertönten für einen Augenblick den Berufsverkehr in Kennington. Noch
    bevor das Garagentor sich wieder geschlossen hatte, kam der Jasager mit großen Schritten hereingestürmt.
    Nach einem Blick hinüber zu Sundance ging er auf mich zu und verzog angewidert die Nase wegen der
    Geruchsmischung aus Fritten, kaltem Zigarettenrauch und Frühmorgenfürzen.
    Heute trug er einen hellgrauen Anzug und spielte
    weiter den erzürnten Lehrer. Er baute sich zwei, drei Schritte von mir entfernt auf, stemmte seine Arme in die Hüfte und sah angewidert auf mich hinunter. »Sie,
    Stone, bekommen eine Chance – aber nur eine –, den
    angerichteten Schaden wieder gutzumachen. Sie wissen gar nicht, wie viel Glück Sie haben.« Er sah auf seine Armbanduhr. »Die Zielperson ist soeben aus London
    abgeflogen. Sie werden dem jungen Mann heute Abend
    nach Panama folgen und ihn bis spätestens Freitagabend liquidieren.«
    Ich ließ meinen Kopf gesenkt und die Beine schlaff
    ausgestreckt, sodass meine Stiefel fast seine auf
    93
    Hochglanz polierten schwarzen Oxfords berührten.
    Dann sah ich langsam zu ihm auf.
    Sundance machte einen Schritt auf mich zu. Sollte ich irgendetwas sagen? Der Jasager hob die Hand, um ihn zurückzuhalten, ohne den Blick von mir abzuwenden.
    »Die FARC erwarten die Lieferung eines Lenkwaffen-
    Kontrollsystems – für Sie eine Computerkonsole für
    Raketenstarts.«
    Ich sah wieder zu Boden und konzentrierte mich auf
    die Ziernähte seiner Schuhe.
    »Hören Sie mir zu?«
    Ich nickte langsam und rieb mir dabei meine roten
    Augen.
    »Eine Fla-Lenkwaffe befindet sich schon in ihrem
    Besitz. Ihr werden viele weitere folgen. Wir müssen verhindern, dass das Kontrollsystem in ihre Hände
    gelangt – besäßen die FARC ein vollständiges
    Waffensystem, wären die Folgen für den Kolumbien-
    Plan katastrophal. In Kolumbien sind US-Hubschrauber im Wert von sechshundert Millionen Dollar stationiert, dazu ihre Besatzungen und die Nachschubeinheiten. Die FARC dürfen nicht in den Stand versetzt werden, die Hubschrauber abzuschießen. Also dürfen sie dieses
    Lenkwaffen-Kontrollsystem nicht erhalten. Sie brauchen nicht zu wissen, warum, aber der Tod des jungen
    Mannes wird verhindern, dass das geschieht. Und damit basta!«
    Er ging in die Hocke und brachte sein Gesicht so
    nahe an meines heran, dass ich Mentholrasierwasser
    riechen konnte, vermutlich für empfindliche Haut. Ich 94
    nahm auch einen Hauch von Mundgeruch wahr, als
    unsere Gesichter nur eine Handbreit voneinander
    entfernt waren. Er holte langsam tief Luft, damit ich begriff, dass er jetzt nicht im Zorn, sondern in ehrlicher Sorge sprach. »Sie werden diesen Auftrag gewissenhaft und termingerecht ausführen. Wenn nicht? Dann
    liquidieren wir sie, sobald der Zeitpunkt günstig ist: nächste Woche, nächsten Monat oder erst nächstes Jahr.
    Sie wissen natürlich, von wem ich rede – von der kleinen Waise, um die Sie sich so rührend

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