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Nick Stone - 04 - Eingekreist

Nick Stone - 04 - Eingekreist

Titel: Nick Stone - 04 - Eingekreist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy NcNab
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Mittelamerika und der Karibik verteilt, und längst nicht mehr so schlagkräftig, wie sie einst gewesen war.
    Wie ich gelesen hatte, war die amerikanische
    Öffentlichkeit von der Rückgabe des Panamakanals
    gewissermaßen überrascht worden. Und als sie
    entdeckte, dass keine amerikanische, sondern eine
    chinesische Firma den Auftrag erhalten hatte, die Häfen an beiden Kanalausfahrten zu verwalten und einige der ehemals amerikanischen Einrichtungen zu übernehmen, ging ein Aufschrei durch die amerikanische Rechte. Ich selbst sah darin kein Problem: chinesische Firmen
    verwalteten weltweit zahlreiche Häfen, auch Dover und weitere britische Häfen. Ich hatte nicht gleich daran gedacht, aber vielleicht hatte der Delegation deshalb ein Chinese angehört – als Vertreter der neuen Ordnung in Mittelamerika. Ich fühlte mich etwas besser, als ich nach meinem cholesterinreichen Frühstück das Café verließ.
    Nach einer viertelstündigen Einkaufsorgie im Markt
    besaß ich weit herabgesetzte Levi’s für sechzehn Pfund, ein blaues Sweatshirt für sieben und drei Boxershorts und drei Paar Socken für jeweils fünf Pfund.
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    Ich schlenderte an Obst- und Gemüseständen vorbei,
    erreichte die Arlington Road und bog am Good Mixer
    Pub, einer Monstrosität aus den Sechzigerjahren, die einen neuen Anstrich brauchte, nach rechts ab. An der Mauer des Pubs hockten die üblichen Verdächtigen: drei alte Männer, unrasiert und ungewaschen, die Strongbow Super aus Dosen tranken – anscheinend das
    Sonderangebot der Woche bei Oddbins. Jeder hielt eine porentief schmutzige Hand ausgestreckt, ohne auch nur zu den Leuten aufzusehen, die er anbettelte.
    Ich war nur noch wenige Minuten von einer heißen
    Dusche entfernt. Ungefähr hundert Meter vor mir
    wurde jemand von einem imposanten Klinkerbau im
    viktorianischen Stil von Sanitätern in einen
    Krankenwagen gehoben. Das war hier nichts
    Ungewöhnliches, und keiner der Vorbeigehenden
    würdigte die Szene eines zweiten Blickes.
    Ich ging an den mit Graffiti bedeckten Mauern
    verfallender, von Umweltverschmutzung verfärbter
    Gebäude vorbei und erreichte den viktorianischen Bau, als der Krankenwagen davonfuhr. In der Einfahrt stand ein weißer Transit. An seiner offenen Hecktür war eine Gruppe von Osteuropäern versammelt, alle mit
    Sporttaschen oder Rucksäcken. Natürlich, heute war
    Montag: Die Jungs aus Manchester verteilten
    Schmuggelware – Zigaretten und Tabak für
    Selbstdreher –, die diese Leute in Pubs und auf Märkten verkaufen würden.
    Ausgetretene Steinstufen führten zu einer
    zweiflügligen Eingangstür mit Glaseinsatz hinauf, die 108
    ich aufstieß. Ich klingelte, um durch die innere
    Sicherheitstür eingelassen zu werden, und achtete
    darauf, dass ich vor der Überwachungskamera stand,
    damit mein Gesicht gut zu erkennen war.
    Dann summte der Türöffner und ich trat ein. Am
    Empfang begrüßte mich Maureen, eine unförmig dicke
    Fünfzigerin, die eine Vorliebe für zeltartige geblümte Kleider und den Gesichtsausdruck einer Bulldogge mit Verstopfung hatte. Sie zog die Augenbrauen hoch,
    während sie mich von oben bis unten betrachtete.
    »Hallo, Darling, was führt dich her?«
    Ich lächelte. »Ich hatte Sehnsucht nach dir.«
    Sie verdrehte die Augen und lachte ihr gewohntes
    lautes Basslachen. »Yeah, natürlich.«
    »Könnte ich vielleicht hier duschen? Der Boiler in
    meiner neuen Wohnung ist defekt.« Ich hielt mein
    Waschzeug hoch, damit sie es sehen konnte.
    Sie verdrehte erneut die Augen, zog zischend Luft
    durch ihre Zähne ein und glaubte mir kein Wort. »Zehn Minuten, nicht weitersagen.«
    »Maureen, du bist die Beste!«
    »Erzähl mir was, das ich nicht schon weiß, Darling.
    Und denk daran: Nach zehn Minuten ist Schluss.«
    Ich ging die Treppe in den ersten Stock hinauf, wo
    das Dekor aus dick weiß gestrichenen Wänden, die
    leicht zu reinigen waren, und einem hellgrauen
    Industriefußboden bestand und folgte dem schmalen
    Korridor zu den Duschen im rückwärtigen Teil. Auf der linken Seite lag eine lange Reihe von Türen, und ich konnte hören, wie die Zimmerbewohner vor sich hin
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    murmelten, husteten, schnarchten. Auf dem Flur roch es nach Bier und Zigaretten, und in den abgewetzten
    Kokosläufer waren Brotreste und Kippen hineingetreten.
    Aus dem zweiten Stock drang Krach herunter; dort
    lärmte irgendein alter Knacker, der sich mit sich selbst stritt und dabei Verwünschungen brüllte, die von den Wänden Widerhallten. Ob diese Kerle unter

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