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Nick Stone - 04 - Eingekreist

Nick Stone - 04 - Eingekreist

Titel: Nick Stone - 04 - Eingekreist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy NcNab
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frittierten Gerichten und Zigarettenqualm, für den vermutlich der Bosnier
    zuständig war. Ich gab meine Bestellung auf und
    lauschte dem Radio hinter der Theke, während ich mir einen Becher Pulverkaffee holte. In den
    Hauptstadtnachrichten wurde der gestrige
    Terroranschlag nur noch stichwortartig erwähnt. Er
    nahm bereits den zweiten Platz hinter Posh Spice’ neuer Frisur ein.
    Ich ließ mich an einem viersitzigen Gartentisch aus Gusseisen- und Marmorimitat nieder, schob den
    überquellenden Aschenbecher weg und starrte die
    Zuckerdose an. Das Kribbeln war zurückgekehrt, und
    ich merkte, dass ich mit aufgestützten Ellbogen dasaß und mein Gesicht in den Händen verbarg. Aus
    irgendeinem Grund erinnerte ich mich daran, wie ich als Siebenjähriger meinem Stiefvater mit Tränen in den
    Augen zu erklären versucht hatte, dass ich mich im
    Dunkeln fürchtete. Statt tröstend in den Arm
    genommen zu werden und eine kleine Lampe ins
    Zimmer gestellt zu bekommen, brachte mir das
    Ohrfeigen und die Drohung ein, wenn ich nicht aufhörte, solch ein Waschlappen zu sein, werde das Nachtmonster unter meinem Bett hervorkommen und mich fressen.
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    Damit jagte er mir richtig Angst ein, und ich lag viele Nächte stocksteif unter der Bettdecke und dachte,
    solange ich den Kopf nicht hinausstreckte, könne das Nachtmonster mich nicht erwischen. Und jetzt hatte ich nach so vielen Jahren wieder dasselbe Gefühl von Angst und Hilflosigkeit.
    Ich wurde aus meiner Trance gerissen. »Großes
    Frühstück, Rührei extra?«
    »Das bekomme ich.«
    Ich setzte mich auf, schlug mir mit Schinken,
    Würstchen und Rührei den Bauch voll und fing an, über meine Einkaufsliste nachzudenken. Zumindest würde ich für meine Reise nach Mittelamerika nicht viele
    Klamotten brauchen. Nun, vielleicht war doch nicht alles so schlimm: Immerhin war mein Reiseziel ein warmes
    Land.

    Ich war noch nie in Panama gewesen, aber ich hatte
    während meiner Dienstzeit im SAS-Regiment an seiner Grenze zu Kolumbien gegen die FARC (Revolutionäre
    Streitkräfte Kolumbiens) operiert. In den
    Achtzigerjahren waren wir Bestandteil der britischen Erstschlagpolitik gewesen – eines von den USA
    finanzierten Unternehmens mit dem Ziel, die
    Drogenherstellung an der Quelle zu treffen, was
    bedeutete, dass man wochenlang im Dschungel im
    Einsatz war, um Drogenlabors aufzuspüren und zu
    vernichten, was den Drogenhandel in Großbritannien
    und den USA behindern sollte. Diese Mühe hätten wir uns sparen können. Über siebzig Prozent des in die
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    Staaten gelangenden Kokains stammte weiterhin aus
    Kolumbien, und bis zu fünfundsiebzig Prozent des an der amerikanischen Ostküste beschlagnahmten Heroins kam aus kolumbianischen Labors. In Großbritannien
    waren die entsprechenden Prozentsätze ähnlich hoch, und die FARC waren maßgeblich an Herstellung und
    Vertrieb dieser Drogen beteiligt.
    Da ich über ein Jahr in Kolumbien im Einsatz
    gewesen war, interessierte das Land mich weiter – vor allem auch, weil die meisten Kolumbianer, aus denen ich mir etwas gemacht hatte, Opfer des Drogenkriegs
    geworden waren. Um die FARC zu beschwichtigen,
    hatte die kolumbianische Regierung ihnen ein Gebiet von der Größe der Schweiz überlassen, von dem aus sie ungestört operierten. Aber durch den Kolumbien-Plan, der sich jetzt auszuwirken begann, würde sich das
    hoffentlich alles ändern. Clinton hatte der
    kolumbianischen Regierung für den Kampf gegen die
    Drogenkartelle Militärhilfe in Höhe von 1,3 Milliarden Dollar zugesagt – unter anderem für über sechzig Huey-und Black-Hawk-Hubschrauber, die dem Jasager so
    wichtig gewesen waren. Aber ich hatte meine Zweifel.
    Dies würde ein langer und schmutziger Krieg werden.
    Ich wusste auch, dass die USA den Panamakanal
    praktisch das gesamte 20. Jahrhundert lang finanziert, verwaltet und geschützt hatten; dazu hatten sie ihr SOUTHCOM (U.S. Army Southern Command) am
    Kanal stationiert. In meiner Zeit in Kolumbien hatte SOUTHCOM alle Militär- und Aufklärungseinsätze
    zwischen der Südgrenze Mexikos und Kap Hoorn
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    geleitet. Tausende von US-Soldaten und in Panama
    stationierte Flugzeuge hatten alle Operationen gegen Drogenschmuggler in Mittel- und Südamerika
    durchgeführt, aber damit war am 31. Dezember 1999 um Mitternacht Schluss gewesen, als die USA den Kanal an Panama zurückgegeben und SOUTHCOM mit
    sämtlichen Einheiten abgezogen hatten. Die
    amerikanische Militärpräsenz war jetzt zersplittert, auf Stützpunkte in

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