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Nick Stone - 04 - Eingekreist

Nick Stone - 04 - Eingekreist

Titel: Nick Stone - 04 - Eingekreist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McNab
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ich in Kolumbien gewesen war - glaubten, die Landgrenzen Panamas lägen im Norden und Süden. Aber das stimmt nicht: das Land erstreckt sich in Ost-West-Richtung. Tatsachen dieser Art konnten für mich wichtig sein, falls ich das Land überstürzt verlassen musste. Ich würde nicht versehentlich nach Kolumbien unterwegs sein und vom Regen in die Traufe geraten wollen. Der einzig mögliche Fluchtweg führe nach Westen, nach Costa Rica, ein Land für Tauchurlaube und billige Schönheitsoperationen. Das wusste ich aus einer Zeitschrift, die ich in The Moorings im Wartezimmer gelesen hatte.
    Tiger Lil schlief jetzt fest, schnarchte geräuschvoll, warf sich auf ihrem Sitz hin und her und furzte in Abständen von etwa einer Minute. Ich schraubte die beiden Luftdüsen über uns auf und lenkte den Luftstrom in ihre Richtung, um den Gestank wegzublasen.
    Aus den drei Seiten mit Farbfotos erfuhr ich weiterhin, Panama sei international wegen seines Kanals zwischen Karibik und Pazifik und seiner »dynamischen Bankdienstleistungen« bekannt. Dann folgten einige weitere Seiten nur mit Blumenfotos, deren Unterschriften uns daran erinnerten, wie wundervoll dieses Land war und dass wir von Glück sagen konnten, heute dorthin unterwegs zu sein. Wie ich nicht anders erwartet hatte, wurden weder die Operationen »Just Cause« — die amerikanische Invasion 1989, um General Noriega zu stürzen — noch der Drogenschmuggel erwähnt, der das dortige Bankensystem so dynamisch macht.
    All die wundervollen Touristenziele lagen ausschließlich im Westen von Panama City — in einem
    Gebiet, das hier als »das Landesinnere« bezeichnet wurde. Was östlich der Hauptstadt lag, wurde überhaupt nicht erwähnt, vor allem nicht die »Darien- Lücke«, das Dschungelgebiet an der Grenze zu Kolumbien. Ich wusste, dass die Provinz Darien Ähnlichkeit mit einem Kriegsgebiet hatte. Drogenschmuggler und Guerillas — die meistens identisch waren — bewegen sich in starken, bis an die Zähne bewaffneten Gruppen von einem Land zum anderen. Es gibt sogar einige Kontrollpunkte, an denen die Einheimischen versuchen, die Schmuggler abzukassieren, und die panamaische Grenzpolizei fliegt mit bewaffneten Hubschraubern herum und führt einen Krieg, den sie nicht gewinnen kann. Abenteuerlustige Typen, die dort Vögel beobachten oder seltene Orchideen sammeln wollen, werden als Geiseln genommen oder umgebracht, nachdem sie auf Dinge gestoßen sind, die sie nach Auffassung der Drogenschmuggler lieber nicht hätten sehen sollen.
    Ich wusste auch, dass die Drogenschmuggler, vor allem die FARC, seit dem Abzug der USA aus Panama unternehmungslustiger geworden waren. Sie stießen immer weiter nach Westen vor, und da Panama City nur rund 250 Kilometer von der Grenze nach Kolumbien entfernt liegt, konnte ich mir vorstellen, dass dort allgemein große Nervosität herrschte.
    Nachdem ich das Magazin ganz durchgeblättert und nichts Interessantes, sondern nur Hochglanzinserate gefunden hatte, benutzte ich es als Fächer, um mir frische Luft zuzuwedeln, als Tiger Lil erneut furzte und
    dabei im Schlaf grunzte.
    Ich blickte auf das endlose Blau des Karibischen Meeres hinunter und dachte an mein gestriges Telefongespräch mit Josh. Er war zu Recht sauer gewesen, denn dies war das achte oder neunte Mal gewesen, dass ich mich außerplanmäßig gemeldet hatte. Kelly brauchte Stabilität und einen möglichst normalen Lebensrhythmus. Aus genau diesem Grund lebte sie jetzt bei ihm, und meine lästige Masche, nicht anzurufen, wenn ich sollte, und anzurufen, wenn ich nicht sollte, war ausgesprochen schädlich für sie.
    Ich hätte heute nach Laurel kommen sollen, um Josh die alleinige Vormundschaft zu übertragen, nachdem wir bisher gemeinsam für Kelly verantwortlich gewesen waren. Ihr Vater hatte in seinem Testament Josh und mich zu Vormündern bestimmt, aber sie hatte dann bei mir gelebt. Ich konnte mich nicht einmal mehr daran erinnern, wie das gekommen war; es war einfach irgendwie passiert.
    Das Essen wurde serviert, und ich versuchte, mein Tischchen aus der Armlehne zu klappen. Das erwies sich als schwierig, weil Tiger Lil sich zu mir hinüber ausgebreitet hatte. Ich rüttelte sie sanft, und sie öffnete ein verquollenes Auge, bevor sie sich beleidigt abwandte.
    Das mit Klarsichtfolie umhüllte Essenstablett erinnerte mich wieder an Peter, der die Jungs aus dem Wohnheim fast zu Rappern gemacht hatte. »Krishna, yo! Krishna, yo! Krishna, yo! Hare rama.« Ich zog die Folie ab und

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