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Nick Stone 07 - Schattenkiller

Nick Stone 07 - Schattenkiller

Titel: Nick Stone 07 - Schattenkiller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McNab
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seiner falschen Familie erzählte. »Die Frau konnte keine Windeln wechseln. Ich musste es ihr zeigen. Und selbst dann wollte sie nichts damit zu tun haben.«
    Wer George nicht kannte, hielt es kaum für möglich, dass sich der Repräsentant eines westlichen demokratischen Staates so verhalten konnte. Jerry hatte die Realität von ihrer harten Seite erlebt und kannte auch das Drumherum. Er wusste es besser. Doch das nützte ihm nichts. Er starrte auf den glitzernden Raureif, hielt die Hände unter den Achseln und dachte vielleicht an seine Tochter. Ich warf ihm einen kurzen Blick zu. »Tu genau das, was ich dir sage, klar? Niemandem wird etwas zustoßen.«
    Er nickte nachdenklich. »Würde er wirklich ein Kind umbringen, Nick? Und wie? Indem er irgendeinen Irren anruft und damit beauftragt?«
    Derartige Informationen würde er auf keinen Fall von mir bekommen. »Darüber musst du nicht Bescheid wissen, denn es wird nicht geschehen.«
    »Warum? Warum willst du mir helfen, obwohl ich dich in diese Lage gebracht habe?«
    Ich sah weiter auf die Straße. »Ich habe für George gearbeitet. Und deshalb ist Kelly tot.«
    Ich spürte, wie sich Jerrys Blick in die Seite meines Kopfes bohrte. »George hat Kelly umgebracht? Verdammte Scheiße.«
    Ich sah ihn an. Seine Augen waren glasig; er schien ganz woanders zu sein. Ich kannte das gut, hatte es oft genug im Spiegel gesehen.
    »Einige Mistkerle hatten sie geschnappt. George hielt mich zurück und sagte mir nicht, wo sie sich befand - er wollte nicht, dass ich das Haus aufsuchte und seine Pläne ruinierte. Er wusste, dass sie Kelly vermutlich umbringen würden, aber die Mission kam für ihn an erster Stelle. Als ich sie schließlich fand .«
    Ich fühlte ein Brennen in der Brust. Das Bild ihrer Leiche, das ich Jerry beschrieb, war so deutlich wie ein Foto.
    Er erbleichte. »O Scheiße .«
    Ich strich mir übers Haar und wölbte die Hand an der Nase. »Ich habe ihre Leiche in die Staaten zurückgebracht, und Josh und ich begruben sie beim Rest ihrer Familie. In der Kirche gab es nur noch Stehplätze.« Ich rieb die Hände an der feuchten Jeans und versuchte, den Geruch loszuwerden und in die Realität zurückzukehren. »Ich weiß nicht, ob sie stolz oder verlegen gewesen wäre.«
    Ich wünschte, ich hätte wie ein stolzer Vater meine Brieftasche hervorholen und ihr ein Bild entnehmen können, aber die schlichte Wahrheit lautete: Ich hatte keins. Zumindest keins, auf das sie stolz gewesen wäre. Nur das aus ihrem Pass: An jenem Tag war ihr Gesicht voller Pickel gewesen, und ich hatte sie zum Fotoautomaten zerren müssen. Natürlich gab es andere, die sie im Haus zeigten, aber sie waren im Computer gespeichert. Eines Tages würde ich sie ausdrucken.
    »Verdammt, das ist jetzt alles Vergangenheit.« Ich schaltete in den dritten Gang, als wir den Hang eines Hügels hinauffuhren. »Ich möchte nicht, dass jemand anders von solchen Albträumen geplagt wird. Niemand verdient sie. Bis auf George - aber er wird von so etwas immer verschont bleiben.«
    Wir starrten beide auf die im Licht der Scheinwerfer dahingleitende Straße.
    »Tut mir Leid, dass ich dein Gesicht so zugerichtet hab. Als ich den Sender und die Telefonnummer sah, als ich mich an deine Kamerasache im al-Hamra erinnerte, bin ich einfach durchgedreht.«
    Jerry hatte größere Sorgen. »Ich habe es verdient. Weißt du, Renee hat mir einmal gesagt, dass jeder von uns nach Buddha zwei Hunde in uns hat. Der eine ist gut und der andere böse, und ständig kämpfen sie gegeneinander. Wer gewinnt, hängt davon ab, wer gefüttert wird.«
    »Du musst nicht mitkommen. Wer etwas zu verlieren hat, bekommt es mit der Angst zu tun. Du hast noch immer deine Familie ... ich habe nichts. Ich bringe dich zum Schuppen zurück und mache mich allein auf den Weg.«
    »Nein.« Jerry versuchte zu grinsen. »Es ist wie in den alten Zeiten .«
    Ich sah auf den Tacho. Noch gut drei Kilometer, und wir sollten den ersten Orientierungspunkt erreichen. Es schien noch kälter zu werden. Was zuvor Raureif auf dem Asphalt gewesen war, wurde jetzt zu Eis. Ich blieb im dritten Gang und hoffte das Beste.
    Ich dachte an Renees Hunde und wusste: Dies war eine Dose Pal, die ich nicht noch einmal öffnen wollte.

 
91
    Salkic hatte gesagt, dass das Waldstück etwas mehr als zwei Kilometer lang war, und der nächste Orientierungspunkt sollte eine Brandschneise sein.
    Ich sah zu Jerry, der den Heizungsschlitzen so nahe war, dass er sie fast blockierte. »Gleich

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