Nick Stone 07 - Schattenkiller
vielen Gestellen und Regalen des Hangars lagerte brandneue Ausrüstung. Wer was brauchte, bekam etwas davon. In der britischen Armee hätten sechs Quartiermeister eine Rationspackung gehütet, und selbst die bekam man nur, wenn man eine vom Chef des Generalstabs unterschriebene Anforderung vorweisen konnte.
Wir erreichten einen Korridor, und die Atmosphäre wurde entspannter. US-Soldaten saßen auf kürzlich befreiten vergoldeten Sofas und tranken Coke aus Dosen. Wofür auch immer der Hangar früher verwendet worden war: Dieser Teil schien der Bürobereich davon gewesen zu sein. Derzeit stand er der neu organisierten irakischen Einreisekontrolle zur Verfügung. Mehrere Beamte in freundlichen blauen Hemden saßen an Schreibtischen, jeder von ihnen ausgestattet mit einem PC und einer Digitalkamera. Hinter ihnen sah ich eine Gruppe von Amerikanern, einige von ihnen in Uniform; jeder Neuankömmling bekam von ihnen einen abschätzenden Blick.
Hinter den Schreibtischen gab es ein Durcheinander aus Menschen in Uniform und Zivil. Es handelte sich offenbar um die ad hoc eingerichteten Ankunfts- und Abflugbereiche, aber es sah mehr nach dem Empfangssaal eines UN-Gebäudes aus. Einige Koreaner in amerikani- schen Feldanzügen standen bei einer Gruppe Italiener. Jede Nationalität trug ihre Fahne auf den Ärmel genäht. Am schicksten waren die Dänen mit ihren frisch gewaschenen schwarzen Cargohosen und T-Shirts sowie den ebenfalls schwarzen kugelsicheren Westen. Bei ihnen war die Flagge kaum zu sehen, aber mit den braunen Stiefeln, mediterran gebräunter Haut und dem blonden Haar gewannen sie den ersten Preis beim Wer-ist-am-besten-für- den-Krieg-gekleidet-Wettbewerb.
Bei der Kontrolle zeigte ich meinen Pass, der auf den Namen Nick Stone lautete. Jerry gegenüber behauptete ich, Collins wäre der Mädchenname meiner irischen Mutter. Ich hatte einen irischen Pass beantragt, ihn bei einem Umzug verloren und seit Jahren nicht gebraucht. Jerry glaubte mir natürlich nicht, aber was spielte das für eine Rolle? Vermutlich gab es schlimmere Dinge, über die wir uns Sorgen machen mussten, wenn wir erst einmal in der Stadt waren. Ein Iraker fotografierte mich, stempelte meinen Pass und winkte mich weiter.
Jerry hatte nicht so viel Glück. Entweder passte den Kontrolleuren das arabische Gesicht in seinem Pass nicht, oder sie wollten ihren neuen Chefs imponieren, die ihnen so hübsche Hemden gegeben hatten.
Ich wartete weiter hinten auf ihn. Es war heiß und laut, und der meiste Lärm kam von den Italienern. Sie beschämten die vier irakischen Frauen, und ihre Gesten waren ebenfalls besser.
Nicht nur die Soldaten trugen Waffen. Es wimmelte von Männern, die kugelsichere Westen über ihrer zivilen Kleidung trugen und mit AK47, MP5, M16, Pistolen und so weiter bewaffnet waren. Dadurch fühlte ich mich gut. Selbst wenn ich nur Jerrys Hand hielt: Ich arbeitete und befand mich wieder unter Leuten meiner Art.
An einem solchen Ort fühlte ich mich wohl; dies war meine Welt. Vielleicht war es richtig gewesen, hierher zu kommen.
26
Blendender Sonnenschein strömte durch ein staubiges Fenster. Ich sah nach draußen und fragte mich, wie wir die Stadt erreichen sollten. Es gab keine Taxis, denn sie waren in der Basis nicht zugelassen. Wir befanden uns an einer befestigten Grenze: Ich sah Reihen von nicht gekennzeichneten Geländewagen mit getönten Scheiben und einige Burschen in der Nähe, mit kugelsicheren Westen unter der obligatorischen sandfarbenen Safariweste, Sonnenbrillen und schussbereiten MP5, ihre Riemen über die Schultern geschlungen. Hinzu kamen Mikrofone dicht vor dem Mund, wodurch sie besonders cool und wichtig wirkten. Vermutlich waren es die offiziellen Freelancer in der Stadt, damit beauftragt, die amerikanischen und britischen Beamten zu schützen, die das Land verwalteten. Sie versuchten, gut auszusehen, damit die CPA glaubte, sie wären ihr Geld wert.
Mitten in diesem Chaos stand eines fest: Rob würde sicher nicht auf einen Bus warten. Bestimmt hatte er alles bis ins letzte Detail organisiert und war vermutlich schon nach Bagdad unterwegs, in einem Wagen mit Allradantrieb und Klimaanlage.
Die Kanadierin schien sich entschieden zu haben. Mr. Tropen legte ihr Gepäck in den Kofferraum eines weißen Suburban, und sie stieg hinten ein, als der Fahrer den Motor anließ.
Jerry wurde noch immer befragt. Ich fing seinen Blick ein und bedeutete ihm, dass ich draußen auf ihn warten würde. Er nickte und setzte dann das
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