Nick Stone 07 - Schattenkiller
Jerry lachte und schüttelte den Kopf. »Vermutlich sind ihre Speicherkarten bei der Einreisekontrolle schon voll.«
Die irakischen Frauen redeten noch immer wie ein Wasserfall, doch meine Aufmerksamkeit galt Mr. Tropen. Ich wünschte ihm Erfolg - das verdiente er für seine Beharrlichkeit. Er gab sich alle Mühe, mit der Kanadierin ein Wiedersehen in Bagdad zu vereinbaren. »Wo wohnen Sie? Vielleicht könnte ich Ihnen bei Ihren Recherchen helfen. Immerhin arbeite ich für die CPA. Ich könnte Sie den Leuten ganz oben vorstellen.«
Genau darauf schien sie gewartet zu haben. »Tatsächlich? Oh, das wäre großartig. Ich wohne im Palestine.«
»Gut.« Er war ein glücklicher Jäger. »Dann können wir uns vielleicht treffen.«
»Das wäre sehr schön.« Ich stellte mir das große Lächeln in ihrem Gesicht vor. Sie hatte ihn am Wickel.
Das Flugzeug rollte am Terminal vorbei und hielt vor einem Hangar. Mehrere amerikanische Soldaten kletterten aus den Humvees und kamen auf uns zu, als sich die Propeller langsamer drehten und die Luke aufschwang.
Wir blieben so lange wie möglich sitzen, bevor wir uns ebenfalls dem Ausstieg zuwandten, direkt hinter den Irakerinnen. Heiße Luft schlug uns entgegen.
25
Ich blinzelte und suchte nach meiner billigen Sonnenbrille. Der Geruch von Kerosin war überwältigend, der Lärm ohrenbetäubend. Das gesamte US-Militär schien in Bewegung zu sein. Helikopter starteten und landeten nur hundert Meter entfernt. Schwere Laster transportierten Container und Trinkwasser. Überall erklangen amerikanische Stimmen.
Als die Geschäftsleute erneut ihre Kameras hervorholten, eilte ein junger, T-Shirt tragender Soldat herbei, mit einer M16 in der Hand und einer Beretta am Bein. »Keine Bilder in der Basis. Kameras weg.« Ihm gefiel das, und er versuchte nicht, es zu verbergen.
Ich stand mit Jerry im Schatten einer Tragfläche und beobachtete, wie die Macho-Typen ihre Kameras wieder am Gürtel befestigten.
Ein Militärlaster kam. Der amerikanische Fahrer und zwei Iraker holten unser Gepäck aus dem Frachtraum und warfen es auf die Ladefläche.
Ein anderer Soldat schritt übers Rollfeld in Richtung eines riesigen Frachthangars und rief: »Folgt mir, Leute.« Und wir folgten ihm wie gehorsame Schafe.
Rob und sein Begleiter waren vorn, dichtauf gefolgt von den nach wie vor schwatzenden irakischen Frauen. Jerry und ich blieben solange wir konnten im Schatten und schlossen uns dann den anderen an. Zwei weitere US-Soldaten bildeten den Abschluss.
Im Innern des grauen Stahlgebäudes trat uns ein
Schwarzer mit T-Shirt und Sonnenbrille entgegen. Die obligatorische Beretta war an seinem Bein festgebunden. »Hören Sie.« Er winkte mit einem Klemmbrett. »Wenn der Laster kommt, nehmen Sie Ihr Gepäck und legen es hier auf den Tisch. Es wird untersucht, bevor Sie zur Einreisekontrolle weitergehen. Haben Sie verstanden?«
Es ertönte zustimmendes Gemurmel, vielleicht deshalb, weil er im Gegensatz zu den anderen Soldaten, die wir bisher gesehen hatten, nicht den Eindruck erweckte, bald sechzehn zu werden.
Der Laster kam, und unser Gepäck landete auf dem Betonboden. Die Leute holten ihre Sachen und trugen sie zum Tisch. Ich wartete, bis Rob und der andere Mann ihr Gepäck genommen hatten, und griff dann nach meinem Rucksack. Jerry hatte darüber gespottet, wie klein er war, aber warum Koffer packen, wenn man am Ziel der Reise alles kaufen konnte? Einmal Kleidung zum Wechseln und eine Zahnbürste, mehr braucht man nicht. Alles andere ist zu viel Gepäck.
Rob drehte sich um und musste mich gesehen haben, aber er stellte auch diesmal keinen Blickkontakt her. Niemand sprach viel, abgesehen von den vier Irakerinnen. Alle wirkten besorgt, als die Soldaten ihre Sachen durchsuchten, die Geschäftsleute veranlassten, ihre Laptops einzuschalten, und dabei den Eindruck zu erwecken versuchten, als wüssten sie genau, worum es ging.
Ich schätze, die Burschen machten sich einfach einen Spaß aus der Schnüffelei. Wer Illegales ins Land bringen wollte, nahm die Ali-Baba-Route. Es gab hunderte von Meilen Wüste, die niemand überwachte, und dort waren praktisch alle unterwegs, von Drogenhändlern bis hin zu bewaffneten Kämpfern.
Nach der Durchsuchung des Gepäcks mussten wir auf die andere Seite des Tisches treten, nahmen dort unsere Sachen und wurden dann durch den Hangar geführt. Leute von der Logistik saßen an Tischen und tippten fleißig in ihre Laptops. Dies war das US-Militär, was bedeutete: In den
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