Nick Stone 07 - Schattenkiller
Fahrertür und sah herein. »Sie in Dollar bezahlen?«
»Ja, Dollar, kein Problem.«
Er lächelte, stieg ein und drehte den Zündschlüssel. »Wohin geht die Reise?« Sein Englisch war gut, und offenbar machte es ihm nichts aus, einen Weißen in seinem Taxi zu haben, nachdem nur zweihundert Meter entfernt Schüsse geknallt hatten.
»Zum australischen Konsulat. Wissen Sie, wo das ist?«
Er fädelte sich in den Verkehr ein, blickte nach links und rechts, bevor er Kreuzungen überquerte. Die meisten Ampeln funktionierten nicht, und selbst wenn sie in Betrieb gewesen wären, es hätte ihnen kaum jemand Beachtung geschenkt. Das Ganze erinnerte mich an Afrika.
Der Fahrer drehte den Kopf. »Eine weite Fahrt, Mister. Kostet zwanzig Dollar.«
»Macht nichts, Kumpel.« Von mir aus hätte er auch hundert verlangen können.
Er machte ein langes Gesicht, als ihm klar wurde, dass er auch mit einem viel höheren Preis durchgekommen wäre. Um sich zu trösten, schob er eine Kassette ins Autoradio, und die Stimme von George Michael kam aus den Lautsprechern. »Was bringt Sie hierher, um diese Zeit, Mister?« Der Fahrer drehte erneut den Kopf. »Ganz allein, nicht gut. Sehr gefährlich.«
»Ich bin Journalist. Mein Wagen ist liegen geblieben. Man kümmert sich um ihn, aber ich muss zum Konsulat. Hab meinen Pass verloren.«
Der junge Mann nickte und begann, leise mit George zu singen. Ich blickte nach draußen, hielt nach HummerPatrouillen und Streifenwagen mit Blaulichtern Ausschau, sah aber nur uns entgegenkommende rote Doppeldeckerbusse, die in der Stadt verkehrten. Schweiß strömte mir aus allen Poren, als sich mein Körper von den Anstrengungen erholte.
Was zum Teufel bedeutete das alles? War die CPA so sehr bemüht, eine bosnische Story zu verhindern? Das konnte wohl kaum der Grund sein. Das Töten von US- Bürgern hätte sich auf den Titelseiten noch schlechter gemacht. War es um Benzil gegangen? Das erschien mir wahrscheinlicher. Vielleicht standen alle Leute, die irgendeine Verbindung zu Nuhanovic hatten, auf der Abschussliste. Aber wer steckte dahinter? In dieser verdammten Stadt kamen mindestens tausend Leute dafür infrage. Nuhanovic wusste es sicher.
62
Ich lehnte mich zurück, hielt den Kopf so tief gesenkt, wie es möglich war, ohne dass der Fahrer Verdacht schöpfte, und zog mir erneut Glassplitter aus den Händen. Das schien zu einer Angewohnheit zu werden.
Der Fahrer summte noch immer zu Georges Gesang. »Woher kommen Sie, Mister?«
»Australien.«
»Oh. Ich fliege bald nach London. Meine Schwester lebt dort. Ich fahre Taxis ihres Ehemanns. Noch drei Wochen!« Der junge Mann nickte sich selbst zu und wirkte sehr zufrieden. »Fliegen Sie nach London?«
»Nicht wenn ich es vermeiden kann.«
Wir waren nicht länger als zwanzig Minuten unterwegs, als ich das halb erleuchtete Schild des al-Hamra sah. Rob schien einen ziemlichen Umweg gefahren zu sein, um eventuelle Verfolger abzuhängen. »Sie haben doch von einem langen Weg gesprochen.«
Der junge Bursche blickte in den Rückspiegel. »Sie Glück haben, Mister. Manche Fahrer Sie bringen für Geld zu den schlechten Orten. Die schlechten Leute in Saddam City mir bezahlen fünfzig Dollar. Aber ich bin guter Taxifahrer. Ich bin guter Londoner Taxifahrer.«
Wir waren noch auf der Hauptstraße, kurz vor der Abzweigung zum Hotel. »Sie können mich hier absetzen. Den Rest des Weges gehe ich zu Fuß.«
Er hielt am Straßenrand. Große Laster brummten vorbei, unterwegs ins Zentrum der Stadt. Ich gab dem jun-
gen Mann zwanzig Dollar und weitere dreißig für das, was er in Sadr bekommen hätte.
Ich wandte mich nach links und ging zum al-Hamra. Auf der Hotelseite der Straße gab es Strom, auf der anderen nicht. Im dortigen Laden brannten Kerzen. Einige Kinder - barfuß, gekleidet in Shorts und schmutzige T-Shirts - spielten im Dunkeln Fußball.
Ich duckte mich unter dem improvisierten Schlagbaum hindurch und setzte den Weg zum Haupteingang fort. Zwei weitere Australier hielten an der Zufahrt Wache. Ich nickte dem Iraker an der Tür zu und sah zu Robs Zimmer hoch. Das Licht brannte, und Jerry telefonierte schon wieder. Er geriet außer Sicht, als ich das Hotel betrat. Wenn die CPA auf die Handysignale achtete, saßen wir in der Scheiße.
An der Rezeption schwatzte ein Alter mit einigen Einheimischen, und alle rauchten. Sie musterten mich kurz, hatten in ihrem Leben aber genug Blut und Schweiß gesehen, um sich nicht davon beunruhigen zu lassen. Das
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