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Nick Stone 07 - Schattenkiller

Nick Stone 07 - Schattenkiller

Titel: Nick Stone 07 - Schattenkiller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McNab
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kommen. Ihre kastenförmigen grünen MercedesGeländewagen standen in ordentlichen Reihen vor dem HQ auf der anderen Seite des Flughafens. Auch die UN waren noch in Sarajevo und fühlten sich schuldig, weil sie tatenlos zugesehen hatten, wie die Serben während der Belagerung die mehr als eine halbe Million Einwohner der Stadt mit täglichem Beschuss in Angst und Schrecken versetzt hatten.
    Der Flughafen war seit meinem letzten Aufenthalt an diesem Ort wiederaufgebaut worden, und das Terminal erweckte den Anschein, als hätte man es gerade ausgepackt. Zwischen Piste und Bergen erstreckte sich flaches Land etwa zwei Kilometer weit, mit neu erbauten Häusern und Feldern. Während des Krieges war diese Start- und-Landebahn der einzige Weg aus der Stadt und in die Berge gewesen. Die Serben hatten alles andere abgeriegelt.
    Ich betrachtete das, was einst ein 800-Meter-Sprint gewesen war, um den serbischen Scharfschützen zu entgehen, und auch den UN-Truppen, die Fliehende zurückschickten. Die Serben hatten auf dieser Piste mehr als tausend Menschen getötet oder verletzt. Sie schossen gut: Die meisten ihrer Opfer waren nachts gelaufen, wie Jerry und ich, als ich versucht hatte, uns in die Stadt zurückzubringen.
    Wir waren zusammengekommen, als ich mich per Anhalter bemühte, nach Sarajevo zu gelangen. Ich hatte mich auf der Straße südlich der Enklave befunden, nach dem zweiten Paveway-Job. Jerry erkannte mich aus der Hotelbar wieder, brachte den Fahrer und einen anderen Journalisten dazu, anzuhalten und mich mitzunehmen. Getrocknetes Blut klebte hinten am Wagen, auch am Heckfenster. Es war kein ungewöhnlicher Anblick, aber diese drei Leute wirkten so jämmerlich, dass ich zu dem Schluss kam: Was auch immer geschehen war, es musste vor kurzer Zeit passiert sein.
    Ich saß neben Jerry im Fond. Niemand sprach, während sich die beiden Männer vorn durch eine Packung Marlboro rauchten und wir alle hofften, dass die Serben nicht entschieden, ein Zielschießen auf uns zu veranstalten.
    Etwa eine Stunde vor der Stadt hielt man uns an. Es sah nach einer gewöhnlichen Sache aus: ein Verkehrskontrollpunkt, bemannt von drei gelangweilten Serben. Einer von ihnen rauchte Waccy Baccy. Normalerweise kam man am besten zurecht, wenn man ihnen einige Packungen Zigaretten schenkte, viel lächelte und Fotos von ihnen machte. Doch es sah danach aus, als würde das an diesem Tag nicht klappen. Sie forderten uns auf, die Fenster herunterzulassen, und verlangten dann unsere Kameras. Ich reichte ihnen meine - sollten sie sich die Bilder ruhig ansehen.
    Jason, der Mann auf dem Beifahrersitz, fügte sich nicht so ohne weiteres. Er quasselte auf Serbokroatisch, aber schließlich trennte er sich ebenfalls von seiner Kamera. Jerry hingegen hatte andere Ideen. Nach einigen Wochen draußen glaubte er, aussteigen und den großen Mann markieren zu können. Als einer der Serben den Film aus seiner Kamera nahm, rastete er völlig aus. Das war nicht sehr klug. Damit sprach er praktisch sein eigenes Todesurteil - das wussten alle, nur er nicht. Was erwartete er von den Serben, als sie ihre Waffen von den Schultern nahmen?
    Es war mir egal, ob er sich erschießen lassen wollte. Aber hier stand nicht nur Jerrys Leben auf dem Spiel: Wir wären Zeugen gewesen.
    Ich stieg ebenfalls aus dem verbeulten Golf und lächelte noch immer wie ein Idiot. Einer der Serben trat vor, und es fiel mir nicht besonders schwer, seine Waffe zu packen und alle drei umzulegen. Als Jerry und ich dort im Schlamm standen, vor drei Leichen, raste der Golf plötzlich davon. Zum Teufel mit ihm. Soweit es mich betraf, war der Weg zu Fuß sicherer - ich hätte gar nicht erst versuchen sollen, per Anhalter weiterzukommen. Der VW war an diesem Kontrollpunkt angehalten worden; wahrscheinlich hielt man ihn auch am nächsten an. Und wenn sich herumsprach, was hier geschehen war, würden die Serben auf jedes Fahrzeug schießen, das sich bewegte.
    Bis auf seine Kamera hatte Jerry alles im Wagen gelassen: Geld, Pass, Presseausweis. Das nervte ihn nicht annähernd so sehr wie die verlorenen Filme, obwohl er deshalb allen Grund hatte, besorgt zu sein. Ohne UN-Hilfe konnte er nicht nach Sarajevo zurück. Er saß in der Scheiße.
    Die nächsten zweiundsiebzig Stunden verbrachten wir mit Kälte, Nässe und Hunger. Wir suchten uns einen
    Weg um die serbischen Stellungen hinunter zum freien Sektor südlich des Flughafens. Für den letzten Teil, die achthundert Meter Piste, brauchten wir drei

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