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Nick Stone 07 - Schattenkiller

Nick Stone 07 - Schattenkiller

Titel: Nick Stone 07 - Schattenkiller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McNab
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als wir an einigen weiteren zerschossenen Gebäuden am Fluss vorbeikamen. Eines Nachts hatte irgendein Irrer ein großes gelbes Smiley an die Wand gemalt und darunter die Worte »Don’t worry, be happy!«. Am nächsten Tag war alles zerschossen worden. Ich bin nie sicher gewesen, ob die Serben den Witz damals verstanden haben.
    Der neben mir gehende Jerry schien gedanklich ebenfalls in die Vergangenheit zurückzukehren, zu jenen Tagen, als er von einer Deckung zur nächsten geeilt war, um die Fotos zu machen, mit denen er seinen Lebensunterhalt verdiente.
    Auf der Vrbana-Brücke überquerten wir den Fluss, und alles sah vertraut aus, bis auf das kleine Denkmal genau auf halbem Weg zur anderen Seite. Jerry deutete auf die frischen Blumen darunter. »Ich war hier, als es geschah.«
    Er lehnte die Schulter an die Glasfläche einer nagelneuen Bushaltestelle, hinter der ein Plakat darauf hinwies, dass wir einen Audi gewinnen konnten, wenn wir eine Flasche Coca-Cola kauften.
    »Romeo und Julia?«
    »Ein verdammter Albtraum, Mann. Ich war mit Jason unterwegs, bevor die Enklaven hops gingen. Wir fuhren durch die Gegend und suchten nach neuen Motiven für Bilder. Aber in Sarajevo sah alles gleich aus, nicht wahr? Wir beschlossen, uns vor der Rückkehr zum Hotel ein wenig an der Frontlinie umzusehen. Dort standen einige Jungs aus der Stadt einer Gruppe Serben gegenüber. Plötzlich erschien ein serbischer Panzer wie aus dem Nichts und ballerte los. Wir landeten bei den Jungs aus der Stadt. Auf einmal rief uns einer der Männer zu, wir sollten die Kameras hervorholen. Er deutete auf ein junges Paar, das zur anderen Seite der Brücke lief.
    Den Burschen erwischten sie zuerst. Die junge Frau war nur verwundet, und ich fotografierte sie, als sie zu ihm kroch und den Arm um ihn schlang, bevor sie starb. Wie sich herausstellte, war er Muslim und sie Serbin .« Jerrys Gesicht zeigte das, was vermutlich in meinem zu sehen war, wenn ich an Zina oder Kelly dachte. »So ein verdammter Mist, Mann. Es war das erste Mal, dass ich bei meiner Arbeit in Tränen ausbrach. Am liebsten hätte ich die Kamera zur Seite gelegt und ein Gewehr genommen.«
    Heute wirkte alles völlig normal. Autos fuhren über die Brücke, Leute gingen mit Einkaufstaschen über die Bürgersteige. Auf der anderen Seite des Flusses stieg das Gelände steil an, und dort glänzten die Dächer, und die Moscheen hatten neue Minarette. Alle zweihundert Meter schien es eine zu geben. Ein Muslim-Haus ließ sich leicht erkennen: Das Dach war pyramidenförmig, während alle anderen Häuser Giebel hatten. Satellitenschüsseln zeigten sich überall. Die Simpsons schienen diesen Leuten ebenso zu gefallen wie den Irakern.
    Rechts von der Brücke wehten Fahnen aller Art über einem neuen Gebäude aus Stahl und Glas. Ich machte Jerry darauf aufmerksam. »Ich nehme an, unser Freund der General veranstaltet dort seine Konferenzen über Konferenzen. Ich frage mich, wie Paddy mit ihm zurechtkommt.« Der Höchst Ehrenwerte Lord Ashdown war der Hohe Repräsentant der UN in Bosnien. Einen solchen Titel erwartete man eigentlich nur bei Gilbert und Sullivan, aber er verwaltete das Land.
    Wir wandten uns nach links und folgten dem Verlauf des Flusses zum Stadtzentrum, waren aber noch nicht weit gekommen, als es weiter oben am Hang donnerte.
    Alle auf der Straße hoben den Kopf. Grauer Rauch stieg von einigen Bäumen auf, in deren Nähe Häuser standen. Zwei alte Frauen schleppten schwere Einkaufstaschen und gingen weiter, als wären solche Explosionen an der Tagesordnung.
    »Was meinst du, Nick? Eine Mine?«
    »Ich denke schon.«
    Bei ihrem Rückzug hatten die Serben hunderttausende solcher Scheißdinger zurückgelassen. Schilder mit der Aufschrift »Betreten des Rasens verboten« waren in Bosnien nicht nötig.

 
70
    Am Flussufer fanden einige Wiederaufbauarbeiten statt, aber die meisten Gebäude waren noch nicht instand gesetzt. Bei einigen Häusern an der Miljacka grenzte es an ein Wunder, dass sie überhaupt noch standen. Andere waren schon vor einer ganzen Weile eingestürzt, und man hatte die Trümmer fortgeschafft, um Raum für Parkplätze zu schaffen. Wenigstens war der Fluss wieder hübsch und malerisch. Als ich ihn das letzte Mal gesehen hatte, waren Leichen stromabwärts getrieben.
    Eine Straßenbahn hielt direkt vor uns, brandneu und mit einem Schild, das darauf hinwies, dass sie das Geschenk eines schuldbewussten Landes war, das keine Hilfe geleistet hatte, als sie wirklich nötig

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