Nick u. Jan 1 Zweite Halbzeit
Training fahrt ihr zu dir und hopst gleich ins Bett ... und dann kommst du wieder her und bist traurig, weil er sich nicht entschließen kann, sich zu dir zu bekennen! Lass' es! Warte noch“, rät sie mir. Wahrscheinlich hat sie Recht.
Aber andererseits täte ich nichts lieber, als endlich wieder mit ihm ins Bett zu hopsen!
Jan
Ich klingele.
Eine kleine zarte Frau mit langen blonden Haaren öffnet mir die Tür.
Meryl Streep.
„Sind Sie Frau Zeidler?“, frage ich, auf's Namenschild sehend.
„Und Sie sind Jan“, stellt sie fest und lächelt mich freundlich an. Woher weiß sie das?
Nick
Ich fahre Taxi. Zwischendurch rufe ich in der WG an. (Josy ist überzeugter Handy-Gegner. „Was soll ich mit so 'ner Kacke? Dann klingelt das Mistding , wenn ich gerade am Millerntor bin!“).
Uli ist schon total genervt.
„Nein, Josy ist immer noch nicht da!!!“, brüllt er mich an, als ich ihn um halb zwölf das ich-weiß-nicht-wievielte-Mal belästige (zehn? Zwölf? Oder fünfzehn Anrufe?). Heute muss Josy mit in die Kneipe. Na toll. Um zwölf ist er endlich zurück.
„Jan? Nö, der hat heut' nicht trainiert“, sagt er und gähnt, „du, ich bin müde, nimm's mir nicht übel, ja?“ Fahre weiter. Bin ziemlich fertig, muss ich sagen.
Jan
Franziska ist wundervoll ... aber leider bin ich schon in ihren Sohn verliebt!
Wir hätten gern länger zusammengesessen, aber sie arbeitet in der Nachtschicht.
Trotzdem haben wir ein bisschen Zeit, um ein paar alte Kinderfotos von Nick anzusehen, während wir miteinander reden. „Darf ich ein paar mitnehmen?“, frage ich sie. Sie lächelt mich an.
Als ich gehe, sagen wir schon „du“ zueinander.
Nick
Müde lass' ich mich am Morgen ins Bett fallen. Höre Franziska, die nach Hause kommt.
Noch zwei Nachtschichten, dann ist Wochenende. Ich bin echt k.o. Körperlich und seelisch.
Ich fühle mich noch genauso k.o. und beschissen am Nachmittag, als ich aufwache und ahne schon, wie ich aussehen werde, wenn ich gleich ins Bad gehe und einen Blick in den Spiegel werfe!
'Warum ist er nicht beim Training gewesen?', frage ich mich. Er wusste doch gar nicht, dass ich nicht komme.
Ist es ihm so egal? Aber er hat doch jeden Tag angerufen...! Meine Gedanken fahren Karussell. Ich stehe lustlos auf und gehe duschen.
Franziska ist dermaßen gut drauf heute, dass sie mir damit regelrecht auf den Geist geht.
Sie summt zur Musik im Radio (wie üblich immer einen Viertelton daneben - das hat mich schon immer genervt!) und kriegt nicht mit, dass ich griesgrämig am Tisch sitze. Ist ja schön, dass es ihr gut geht! Und ich?
Hat sie vergessen, dass ich leide?
Ich trinke nur eine Tasse Kaffee und esse dazu einen Apfel, mehr krieg' ich nicht runter, dann stehe ich auf.
„Ich muss los“, sage ich, „ach, übrigens ... ich werde morgen früh wieder in die WG fahren.“
(Das habe ich gerade eben für mich beschlossen)
Unser gutes Verhältnis soll wegen ihrer Falsch-Singerei keinen Sprung bekommen...
Sie sieht mich nachdenklich an, dann nickt sie.
„Tu' das ...“ Sie kommt auf mich zu und dann zeigt sie mir ihre Fäuste.
„Ich drück' dir ganz fest die Daumen, Nicki!“ Ich nehme meine kleine Mama fest in den Arm.
Sie sieht übrigens aus wie Meryl Streep.
Soo jung sieht Franziska gar nicht aus......
Jan
So euphorisch wie am Abend zuvor fühle ich mich am Morgen zwar nicht, aber ich will's jetzt durchziehen. Betrachte mich im Badspiegel.
„Ich bin schwul“, sage ich ernst und muss prompt grinsen. Es klingt zu albern.
„Warst ja schon so früh zurück!“, begrüßt mich Katharina, die als erste ins Wohnzimmer kommt.
„Ja ... ich war gar nicht beim Training“, sage ich, „ich habe Nick gesucht.“
Stimmt ja auch. Ab heute keine Lügen mehr.
Sie sieht mich überrascht an. „Nick gesucht? Ist er ... weg oder so?“, fragt sie.
Christoph kommt auch gerade herein.
„Wir hatten Streit“, sage ich, „und weil ich im Unrecht war, wollte ich ihn sprechen.“
„Um was geht's?“, fragt Christoph. „Wer hatte Streit?“
„Papa und Nick“, sagt Katharina und sieht mich die ganze Zeit lauernd an.
'Irgendwas ahnt sie', denke ich. Mein Blutdruck ist mittlerweile ganz schön hoch.
Ich stelle das Brot auf den Tisch und gieße den Kaffee in die Thermoskanne. Setze mich zu den beiden.
„Ich muss euch was sagen“, beginne ich und hole tief Luft.
„Ich hab' mich in Nick verliebt.“
Katharina wird
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