Nick u. Jan 1 Zweite Halbzeit
gab, dass er mich trotzdem noch lieben würde, selbst wenn ich was Unanständiges mit ihm gemacht hätte ...“ Ich fläze mich gemütlich auf ihrem kleinen Sofa.
„Was? Das hat er gesagt?“
„Ja! Mir wurde ganz anders ... und natürlich hab ich's nicht getan,
obwohl Mats mich ganz schön in Versuchung geführt hat ... er ist tierisch behaart!“, schwärme ich.
Franziska rührt gedankenverloren in ihrem Kaffee.
„Du wirst reifer, mein Sohn“, sagt sie. Was, ich?
„Och, weißt du, der Verzicht war gar nicht so schwer ... ich liebe Jan“, sage ich und betrachte interessiert meine Fingernägel.
„Seine Mutter ist übrigens seit heute wieder zu Hause!“
„Schön“, sagt sie erleichtert, „das freut mich!“
Nach 'ner Weile komm' ich noch mal auf das andere Thema zurück.
„Hat dein loser Enkel eigentlich bemerkt, dass du wie Meryl Streep aussiehst?“ Sie lächelt in sich rein.
„Ja“, sagt sie, „er hat übrigens Ähnlichkeit mit Nicolas Cage!“
„Was? Lad' ihn ein! Den will ich sehen!“ Nicolas Cage ist auch nicht schlecht.
„Morgen Abend bin ich bei ihm“, sagt sie und ist ein bisschen verlegen.
„So ... hast du Kondome?“ Sie starrt mich an. „Ich?“
„Na hör' mal, du bist doch emanzipiert! Vielleicht sieht er ja aus wie Nicolas Cage, aber ist'n netter, vergesslicher Schwachkopf! Pack' welche ein, kann auf keinen Fall schaden ... Apropos Schwachkopf, da fällt mir doch gleich Martin ein! Ich muss los -ihn abholen!“
Wir fahren zurück.
Es dämmert zwar schon als wir zuhause ankommen, aber trotzdem beschließe ich noch zu laufen.
Ziehe lange Trainingshosen und mein Kapuzenshirt an. Martin sitzt in meinem Zimmer an seinem Laptop.
Jetzt hat er auch noch eine Brille auf und als er mich über deren Rand ansieht, denke ich: 'Echt, wie Jeff Goldblum .'
„Ich lauf noch“, sage ich.
Er sieht geistesabwesend durch mich hindurch.
Besser, ich deponiere meinen Schlüssel unter der Matte, vielleicht hört er nachher mein Klingeln nicht.
Frau Melzer geht mit ihrem Waldi durch den Vorgarten.
„ N' Abend!“, grüße ich. Sie nickt.
Sie hat genickt! Es geschehen doch noch Zeichen und Wunder! Ich biege auf den Feldweg, der zum Wäldchen führt. Wenn ich mich beeile, schaff ich das Wäldchen, bevor es zu dunkel ist. 'Ob ich immer die gleiche Schrittlänge habe?' denke ich, 'oder variiert das ständig?'
Ich denke an Mats und seine Versuche, mich rumzukriegen und bin froh, dass ich mich nicht drauf eingelassen habe, obwohl's nicht leicht war...
'Jan', denke ich, 'ich freu' mich auf dich!'
Ich überlege, was ich uns Sonntagnachmittag kulinarisch vorbereiten könnte, da höre ich ein Knacken. Mittlerweile bin ich im Wald.
Mein Herz klopft schneller. Ich muss ehrlich gestehen, ich habe beim Laufen Schiss vor großen Hunden. Dann aber höre ich nichts mehr und bin erleichtert. Nur das regelmäßige Tappen meiner Laufschuhe auf dem Waldboden und mein Atmen. Im Wald gibt's einen Rundweg, der dauert so ca. zwanzig Minuten. Es ist schon ganz schön dunkel, demnächst sollte ich mir 'ne beleuchtetere Strecke ausgucken. Auf dem Feldweg wird's heller sein.
Ich sehe den Waldausgang und erst im letzten Augenblick die drei Typen, die da stehen und Bier trinken…
Jan
Sie ist noch ein bisschen schwach, aber ansonsten wieder ganz die Alte.
Ich habe Kuchen gebacken (was man nicht alles lernt ...?) und sie freut sich riesig.
„Jan hat mich prima versorgt“, sagt mein Vater, als wir Kaffee trinken und lächelt mir zu. Erstaunt sehe ich ihn an. Sollte meine Rede von gestern Abend doch etwas bei ihm bewirkt haben?
Plötzlich habe ich das Gefühl, dass die zugefallene Tür einen Spalt breit geöffnet ist...
„Wusstest du, dass er kochen kann?“
Meine Mutter strahlt mich an. „Wirklich?“, fragt sie.
„Ich versorge drei Kinder“, sage ich, „sie wollen eben was essen!“ Ich gebe mir einen Ruck und spreche weiter.
„In der Woche muss ich nicht kochen, das macht Nick, ich bin eigentlich nur am Wochenende dran, wenn die Kinder bei uns sind.“
„Isst er immer noch so viel Obst und Gemüse?“, fragt sie.
„Wir mittlerweile auch“, sage ich. „Er hat sogar Lily zur Obstesserin gemacht.“
„Was? Lily hat sich doch nie was aus Obst gemacht!“
Stimmt. Nur Kirschen waren die Ausnahme ... ich denke an Frankreich und wie's begann.
Nach dem Kaffeetrinken gehen wir spazieren.
Sie hat so einen Rollwagen, auf den sie sich stützt.
Erschöpft setzt sie sich
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