Nick u. Jan 1 Zweite Halbzeit
macht's und ich knie da und denke nur: 'Bitte, lieber Gott, lass' mich noch nicht sterben ... ich will noch nicht sterben...'
Jan
'Jetzt müsste er zurück und fertig geduscht sein', denke ich und rufe erneut an.
„Nick? Nee ... der ist noch nicht da“, sagt Martin, „warte mal, ich guck' mal nach, vielleicht hab' ich ihn nicht gehört, die Tür war zu.“
Ich warte und denke 'natürlich ist er schon zurück.' Mittlerweile sind eineinhalb Stunden vergangen.
Schritte. Na also. Ich freue mich bereits auf seine vertraute Stimme.
Es ist aber nur Martin.
„Nee, doch nicht. Er ist nicht da!“
'Was?', denke ich. Plötzlich habe ich ein komisches Gefühl und werde total unruhig.
„Martin! Um Gottes Willen ... ihm ist bestimmt was passiert“, sage ich. Er lacht auf.
„Was du aber auch denkst! Was soll ihm denn passiert sein? Du benimmst dich aber seltsam!“
„Seltsam? Na hör' mal, ich mach' mir Sorgen um ihn! Er läuft immer nur maximal 'ne Stunde!“ „Vielleicht läuft er heute länger ...“
„In der Dunkelheit, ja? Martin, nimm' dir 'n Rad und fahr den Weg entlang, der zum Wald hochführt. Der geht gleich am Ende der Straße ab.“
„Was? Jetzt?“, fragt er. Ich werde langsam sauer.
„Martin ... wenn Nick was passiert...“
„Du tust ja so, als ob du in ihn verliebt wärst“, kichert er.
Er hat's tatsächlich noch nicht mitgekriegt. Allerdings hatten wir bisher auch keine Gelegenheit gehabt, darüber zu reden.
Jetzt ist aber erst recht nicht der Augenblick, um ihn schonend darauf vorzubereiten.
„Martin, sag' mal, hast du das noch nicht mitgekriegt, dass Nick und ich im Schlafzimmer übernachten?“, fahre ich ihn rüde an. „Er ist tatsächlich mein Freund - mein Geliebter - mein Mann, verstehst du? Ich bin mit ihm zusammen, ich liebe ihn! Und jetzt zieh' dir deine Jacke an, vergiss' den Hausschlüssel nicht und hol' dir ein Rad aus dem Schuppen und fahr' bitte den Weg ab! Ich mein's ernst!“, mittlerweile schreie ich ihn fast an. „Schon gut, schon gut... mach' ich ... Jacke, Hausschlüssel“, höre ich ihn erschreckt murmeln.
„Der Schuppenschlüssel ist der kleine, die Räder sind nicht abgeschlossen“, sage ich.
„Ja ... mach' ich“, sagt er gehorsam.
„Und ruf mich gleich an, wenn was ist!“, sage ich ihm noch. Verdammtes Gefühl. Ich kann nichts machen. Außer Angst haben um Nick.
Nick
Der Zweite...
Der Dritte ...
Und der Vierte auch noch ...
„Halt's Maul, du feige Schwuchtel!“, grölt ihr Anführer und tritt mich um, als der letzte gerade von mir abgelassen hat. Ich hab 'gar nicht bemerkt, dass ich wimmere, weil ich total benommen bin und mir alles so wehtut. Ich liege gekrümmt im Dreck. Ich kann nicht mehr ... fühl' mich schon wie tot.
Eiskalt ist mir, ich bin ja halbnackt und nassgeschwitzt. Der Waldboden riecht würzig und angenehm. Es ist ein Geruch, den ich mit Spaziergängen in der Kindheit verbinde. Mit meiner Oma und meiner Mutter ... 'Franziska', denke ich, 'du hast dir immer Sorgen gemacht, wenn ich nicht angerufen habe „Was machen wir jetzt mit ihm?“, fragt einer. „D... d... der geht zur P... p... polizei “, höre ich den Stotterer. „Mach' ihn fertig“, eine andere Stimme.
'Jetzt', denke ich, 'jetzt ist's gleich soweit, gleich ist alles aus ... Jan ...'
Das leise Lachen ihres Anführers ist zu hören, was mir eine Gänsehaut verursacht und kurz darauf ein metallisches Klicken. 'Oh Gott', denke ich voller Panik und im selben Moment fang' ich an zu zittern. Am ganzen Körper. Ich habe keine Kontrolle mehr über mich, meine Zähne schlagen aufeinander und ich spüre meinen eigenen warmen Urin über meine Schenkel laufen. So fühlt sich also Todesangst an. Eine Hand in meinem Haar.
'Der will mir die Kehle durchschneiden!' Mein Herz hämmert, meine Nerven sind auf's äußerste gespannt. Instinktiv versuche ich meinen Kopf fest auf die Brust zu drücken, damit er nicht drankommt ... ein lächerlicher und unbeholfener kleiner Versuch, mein Leben zu retten, ich weiß ... Hundegebell. Ganz dicht. Ein vertrautes Kläffen.
Ich habe noch nie etwas Schöneres vernommen. Mittlerweile hat mich die Hand wieder losgelassen.
„Was ist denn hier los?“ Eine energische keifende Frauenstimme.
„Scheiße! Los - abhauen!“, höre ich den Waschbeckenpisser und gleich darauf die stampfenden Schritte ihrer schweren Springerstiefel.
Sie sind weg... Sie sind weg!
Schritte nähern sich, das Hecheln eines Hundes ist zu
Weitere Kostenlose Bücher