Nick u. Jan 3 - Das Finale - mitten ins Herz
bemühen. Nick mehr als ich.
„Was kaufst 'n da?", fragte er misstrauisch, als wir letztens zusammen im Supermarkt standen. „Das sind ' Tampax ' mit Einführhülsen, die nimmt Katharina nicht... sie benutzt o.b.'s , hier", sagte er, warf mir die entsprechende Packung zu und schüttelte verständnislos den Kopf ob meiner Unwissenheit, „Trottel." Um Katharina muss ich mir keine Sorgen machen, die wird ihren Weg machen. Sie ist ehrgeizig und sie weiß genau, was sie will. Und Lily? Nächstes Jahr wird sie eingeschult. Das ist dann das zweite Jahr mit Nick.
Und ich behaupte mal ganz zuversichtlich, dass ich dann noch mit ihm Zusammensein werde - so, wie's im Augenblick bei uns läuft.
Ich döse ein.
Irgendwann höre ich ihn leise ins Schlafzimmer kommen. Er legt sich unter seine Decke. Ich drehe mich zu ihm um, umfasse ihn. Wie ich seinen festen Körper liebe! Er rutscht nahe an mich heran, sodass er genau vor mir liegt. Wir passen exakt zusammen und es fühlt sich gut an. Warm und vertraut. Ich atme tief ein, weil ich den Geruch seiner Haare liebe, seines Nackens, seiner Haut... eben seinen Geruch.
„Gute Nacht", murmele ich an seinem Hals und seine Haare kitzeln an meiner Nase, aber das stört mich nicht. „Nacht, Jan ... träum was Schönes sagt er leise. Ich liebe es, so mit ihm im Arm einzuschlafen.
N I C K
Michaels Verletzung war wohl doch nicht so schlimm wie es zuerst aussah.
Als ich am Morgen Lily bei Renate abliefere (die Kindergärtnerinnen haben heute Betriebsausflug), ist die ganz erleichtert. „Heute Mittag hole ich ihn wieder ab", sagt sie, „es wurde genäht. Eigentlich hätte er gestern schon wieder nach Hause gekonnt, aber wir beide fanden es doch besser, dass er noch 'ne Nacht im Krankenhaus blieb ... falls Komplikationen aufgetreten wären!" Was für Komplikationen? Michael ist ein waschechter Hypochonder. Ich muss an Klara denken, die ihren Sohn zuhause bekommen hat - zwischen Kaffeetrinken und Abendbrot. Mal eben so.
Der übliche Freitagvormittag in der Uni, dann geht 's zum Job. Augen zu und durch, denke ich, als ich am Mittag ins Büro zu Frau Keller gehe, um meinen Wagenschlüssel und die Papiere abzuholen.
Sie ist nicht da. Meistens liegt dann ein Zettel mit 'ner Notiz und wir nehmen uns einfach unsere Sachen.
Meinen Schlüssel entdecke ich nicht, also beschließe ich zu warten. Vermutlich ist Siggi noch nicht zurück, der fährt vor mir die Tour. Ich sitze da und warte.
Draußen höre ich plötzlich Gemurmel und Lachen und „Pscht!" Neugierig stehe ich auf und beschließe nachzusehen. Unser Büro liegt im Erdgeschoss nach hinten raus. Vorn war mal ein Laden, wo ein Türke drin war, der ist umgezogen. Das Schaufenster hat jetzt so 'n Sanitätsfritze als Werbefläche gemietet und es mit orthopädischen Stützstrümpfen, Korsetts, Bettpfannen, Riesenwindeln und anderen prickelnden Objekten ausgelegt, die echt Hoffnung machen auf Krankheit und Verfall. (Ich frage mich immer, wer vor so einem Fenster stehen bleibt? Ein altes Pärchen, welches sich überlegt, ob es nicht mal an der Zeit wäre, ihm eine neue schicke Beinprothese zu erstehen? Oder alte Herren auf dem Weg nach Hause von ihrem allwöchentlichen Rentnerfrühschoppen, die ihren Gattinnen eine Freude machen wollen mit garantiert nicht tropfenden Windeleinlagen? Bin ich nur zynisch oder schon gemein? Zeidler, du Sau, wart's ab, das Alter wird sich böse rächen!) Ansonsten sind in dem kleinen Raum nur ein Tisch und ein paar Stühle sowie die Tafel mit unserem Arbeitsplan. Ich mache also nichtsahnend die Tür auf und schrecke zusammen.
Die ganze Kollegenmeute steht da, ganz vorn Frau Keller und jetzt wird der
Hochzeitsmarsch vom Cassettenrecorder abgespielt - eine grauenhaft schlechte Aufnahme im Übrigen - wer weiß, wo sie die ausgegraben haben ... ja, und alle haben Regenbogenfähnchen in der Hand, mit denen sie winken. Pfiffe und launige „ Juhus !" sind zu hören! Die müssen mir aufgelauert haben! Frau Keller ist ganz in rosa gekleidet und überreicht mir jetzt ein Paket. Auch ganz in rosa.
Ich glaub', mein Teint hat mittlerweile auch schon diese Färbung angenommen. Sie stürzen sich wie auf Kommando auf mich, umringen mich fröhlich und bedrängen mich, es zu öffnen. Ein übler Gestank schlägt mir entgegen.
„ Oah - Mottenpulver, Inge, das ist ja schauderhaft, auf welchem Boden hast du denn das aufgetan?", fragt Heinzi, unser Veteran. Ältere Leute kennen wohl solche
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