Nick u. Jan 3 - Das Finale - mitten ins Herz
bin!
N I C K
Ach was soll's . Und wenn Lily einen Spruch macht, ist es ebenso. Trotzdem ist es ein ungutes Gefühl, hier zu sitzen und darauf zu warten, dass es gleich passiert.
Vermutlich ist es dasselbe, wie wenn man über ein Minenfeld läuft. Da weiß man auch nicht, wann so'n Ding hochgeht. Natürlich ist da gravierender ein Unterschied. Nämlich der, dass einem der falsche Tritt das Leben kosten kann und die Angehörigen froh sein können, wenn sie noch alle Einzelteile finden, um alles feierlich zu beerdigen. Gibt es da nicht so Mythen, die besagen, dass man nur auferstehen kann, wenn sämtliche Gliedmaßen vorhanden sind?
Nun, bei Unfällen wird's wohl Ausnahmen geben - oder? Wenn ich allerdings 'nen schlechten Tag habe, sehe ich mich dann schon aus der Grube klettern und an mir runtersehen und feststellen, dass sie damals vergessen haben, mein Lieblingsspielzeug einzusammeln und mit in die Kiste zu werfen! Wahrscheinlich haben sich die Aasgeier drum gerissen, allein der Gedanke daran verursacht mir Schmerzen im Schritt... Schaudernd kehre ich in die Realität zurück. Manchmal habe ich echt perverse Vorstellungen. Warum bin ich so pessimistisch? Vielleicht geht ja auch alles gut! Bis jetzt ist sie brav gewesen. Sie isst zufrieden ihre Pommes, während Vater und Sohn sich einen Salat nach Art des Hauses bestellt haben. Er hat Thunfisch gewählt, ich habe die Variante mit Avocado vorgezogen.
„Du bist superschlank", sagt er, „achtest du auf deine Linie?" Er zwinkert mir zu.
„Ich nehm' einfach nicht zu", sage ich, „obwohl ich gern esse ..."
„Das seh' ich ... Salat ... immer, wenn wir zusammen essen, wählst du Salat!"
„Den ess ' ich gern!", verteidige ich mich. „Nick isst gern Buntes!", sagt Lily da und grinst.
„Wie im Urlaub ... im Zelt", erzählt sie. Ich wusste doch, irgendwann kommt 's. Ich halte unwillkürlich den Atem an. „Im Urlaub? Im Zelt?", fragt dann auch mein Vater. „Ja, da ist Nick dazugekommen - und wir haben ihn dann einfach mitgenommen!", ruft sie. „Nick soll nie wieder weggehen", sagt sie danach ernst und schmiegt sich an mich, bevor sie sich ihrer Sprite mit dem Strohhalm widmet. Ich bin errötet, Jens sieht mich nachdenklich an, aber er sagt nichts. Was denkt er bloß? Zelt und Urlaub im Oktober? Ich schaue Lily zu, meiner kleinen Ziehtochter, wie sie mit ihrem gespitzten Mündchen energisch die Hälfte des Glases in sich saugt.
„Ich hab' so 'n Durst", erklärt sie mit ernsthaftem Gesicht und ein lauter Rülpser entfährt ihr. Sie kichert und sieht mich verschwörerisch an. Zwei Frauen am Nebentisch drehen sich nach uns um.
„Hat keiner gehört", behaupte ich frech.
„Wie in der Kirche, ne?" Lily kichert bei der Erinnerung.
Auf Josys und Klaras Hochzeit pupste sie plötzlich laut im Hause des Herrn. Natürlich war's gerade höchst feierlich und sehr still. Jan fing an, sich zu räuspern und ich scharrte mit den Füßen über den Boden, weil wir beide nicht wussten, ob's das jetzt gewesen war oder ob noch mehr kommen würde ... Lily ist da immer für 'ne Überraschung gut.
Wir warfen uns einen Blick zu und ich musste schnell weggucken, sonst hätte ich mich nicht mehr eingekriegt vor Lachen. Lily saß würdevoll und unschuldig wie ein Engel blickend mit dem Blumenkörbchen auf den Knien zwischen uns. „Hat keiner gehört", raunte ich ihr da auch ins Ohr und sie blinzelte mir wissend zu.
Lily, die immer für eine Überraschung gut ist...
Wie sich später herausstellte, hatte es Josys Großonkel doch gehört, der in der Reihe hinter uns saß.
Zu fortgeschrittener Stunde kamen wir ins Gespräch, als wir uns draußen beim Rauchen trafen.
„Wer von euch beiden war's?", fragte er gutgelaunt mit gerötetem Gesicht und biermäßig abgefüllt. Jan und ich sahen uns irritiert an, weil wir zunächst nicht wussten, was er meinte.
„Na, der Furz!", dröhnte er lachend, „in der Kirche - wie war das? Dein Wort in Gottes Ohr - hier ging's wohl mehr in Gottes Nase, wie?"
Ich musste mich schon wieder wegdrehen, weil ich's saukomisch fand und auch, weil's Jan immer schafft, so ernst zu bleiben. Er verzog wieder einmal keine Miene.
„Eigentlich 'ne heikle Geschichte", sagte er, „aber seitdem ich den künstlichen Ausgang habe, ist es besser geworden ... nur wenn der Beutel eingeklemmt ist, gibt's bisweilen Geräusche."
So was bringt er ganz trocken. Ich rannte förmlich ins Klo, schloss mich ein und lachte Tränen.
„Mach'
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