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Nickel: Roman (German Edition)

Nickel: Roman (German Edition)

Titel: Nickel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aric Davis
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ihm suchen. Falls ich Glück hatte, würde ich unseren Mann kriegen. Wenn ich wüsste, dass derselbe Techniker kommen würde, würde ich jetzt gleich zurückfahren und einen Telefonmast umhauen. Das würde nur ein einziges Mal funktionieren. Beim nächsten Mal würden die Leute Bescheid wissen, wenn sie eine Säge hörten. Ich musste kreativ werden. Fuhrwerkte mit der Maus herum, klickte auf ein paar Buttons. Begann nach Antworten zu suchen.
    Vor ein paar Jahren habe ich einen alten Comic gelesen, in dem gewitzelt wurde, es gebe für alles eine Zeitschrift. Jetzt, wo uns die digitale Welt zur Verfügung steht, hat sich dieser Witz erledigt – heute gibt es zu allem Content. Ich musste nicht lange suchen. Heutzutage nehmen sich sogar Holzfäller die Zeit, aus den Wäldern zu kommen und sich an die Laptops zu setzen. Ich fand schon nach ein paar Minuten, wonach ich suchte: Baumstumpfentfernung. Kein Feuer, das würde nicht funktionieren, sondern Sprengstoff, das passte mir gut.
    Es gab keine Schaubilder zu genau meinem Problem, aber es gab reichlich Beschreibungen davon, wie ganz ähnlicheAufgaben bewältigt worden waren. Ich musste bloß die richtigen Winkel ausrechnen, um die Wucht der Explosion auf kleinem Raum zu maximieren. Wenn ich einen Telefonmast fällte, wollte ich nicht, dass er jemandem aufs Dach fiel. Ich hatte eine Idee; ging in die Garage und machte mich an die Arbeit.
    Ich schloss das Garagentor und wühlte in der kleinen Werkstatt, die ich mir im Lauf der Jahre zusammengestellt hatte. Begutachtete die unterschiedlich langen Rohrstücke und entschied mich für ein Fünfzehnzentimeterstück aus verzinktem Stahl mit einem Durchmesser von knapp vier Zentimetern. Mit einem zwanzig Zentimeter langen Bohrer bohrte ich ein Loch in das Rohr. Nahm rotes Loctite und schraubte eine Kappe auf ein Ende, auch aus verzinktem Stahl. Stöpselte die Klebepistole ein und ließ sie aufheizen. Als der Klebstoff flüssig war, nahm ich die Zündschnur und schnitt einen fünfzehn Zentimeter langen Docht ab. Ich steckte ihn in das Bohrloch. Er passte gut. Ich holte ihn wieder heraus und füllte das Loch mit der Klebepistole. Steckte den Docht hinein und schmierte noch mehr Klebstoff drauf. Ich legte das Rohrstück zum Abkühlen weg und holte das Schießpulver.
    Die ersten Rohrbomben habe ich eher zum Vergnügen gebaut als zu einem bestimmten Zweck. Ich habe experimentiert, und mir war damals bereits klar, dass es sich als nützlich erweisen konnte, zu wissen, wie man eine Explosion erzeugt, vor allem, falls das, was ich mir für mein Leben vorstellte, wirklich gelang. Jetzt war ich näher dran als damals, aber dennoch galt die gleiche Regel: Mach es falsch und du bist tot.
    Ich benutze Schießpulver für Pistolenpatronen, das stärkste, das hergestellt wird; ich habe immer ein paar Dosen in derGarage, plus eine im Haus. Man weiß nie, wann man es knallen lassen muss. Mit zitternden Händen füllte ich das Pulver Körnchen für schwarzes Körnchen ins Rohr. Dann gab ich Loctite auf das Rohr und schraubte die andere Kappe auf. Ich nahm die Bombe mit ins Haus und legte sie auf den Küchentisch. Wässerte die Pflanzen im Garten, ging wieder hinein und wollte in den Keller, überlegte es mir aber anders. Ich lief in die Küche und sah drei Mal auf den Pager. Keine Arrow.
    Ich ging ins Arbeitszimmer und spielte ein bisschen on line herum – nichts, niemand biss an. Ich nahm eine Dusche und fuhr zur Bibliothek. Warf vorher noch einen Blick auf die Rohrbombe auf meinem Küchentisch. Das reine Böse.

Kapitel 22
    Ich sah sie sofort: Sie wartete auf mich, genau wie ich es ihr gesagt hatte. Sie hatte dichte schwarze Haare – man wollte am liebsten mit den Händen hindurchfahren. Milchweiße Haut. Augen so schwarz wie ihre Haare. Von oben bis unten in Schwarz: ein Pulli mit halbem Ärmel, ein Lederrock, der bis zur Mitte der Oberschenkel ging. Sie sah aus, als wäre sie tot, aber noch warm.
    Wortlos folgte sie mir nach draußen. Am Fuß der Treppe fragte sie: »Du bist also Nickel?«
    »Ja.«
    »Ich hab Gutes gehört.«
    »Ich hoffe doch nicht. Was denn?«
    »Nichts Besonderes, nur dass du zuverlässig bist.«
    »Und wobei brauchst du Hilfe?«
    Sie zog eine Zigarette aus einer Schachtel in ihrer Handtasche. Ich hatte ein Streichholz draußen und gab ihr Feuer, ehe sie reagieren konnte. Sie tat einen tiefen Zug und stieß den Rauch aus; ich sah ihm nach, er zerstreute sich im Licht der Straßenlaterne. Ich warf das Streichholz in den

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