Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nickel: Roman (German Edition)

Nickel: Roman (German Edition)

Titel: Nickel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aric Davis
Vom Netzwerk:
Sitcom der Achtzigerjahre. Nach ein paar Würfen ging ihr Fenster auf. Sie streckte den Kopf heraus.
    »Nickel?«
    »Wer sonst?«
    »Ich kann dich nicht sehen.«
    Ich ließ die Taschenlampe zweimal aufblitzen.
    »Du bist ja ganz in Schwarz.«
    »Ich arbeite.«
    »Shelby?«
    »Ja. Willst du mitkommen?«
    »Was hast du vor?«
    »Nichts, wobei ich Hilfe brauche.«
    Ich jage bloß deine Siedlung in die Luft.
    »Dann nein danke – ich muss lernen und dann noch ein bisschen schlafen. Ich war fast den ganzen Tag im Gefängnis, um Dad zu besuchen. Dann durfte ich nur eine Viertelstunde zu ihm, nachdem er mit Mom und seinem Anwalt gesprochen hatte. Er ist völlig fertig, aber ich glaube, er hat Shelby nichts getan.«
    »Gut, hat er auch nicht. In der nächsten halben Stunde oder so wird es einen lauten Knall geben, okay? Mach dir nicht in die Hose.«
    »Danke für die Vorwarnung.«
    »Es gibt bald Arbeit für uns. Ruf mich an.«
    »Mache ich.«
    Sie schob das Fenster zu und ich schlüpfte zurück in die Dunkelheit. Ich kam mir eher wie ein Ninja vor als wie ein kleiner Junge, der Privatdetektiv spielt. Ganz in der Nähe von Arrows Haus fand ich den idealen Telefonmast, direkt neben einem Gullydeckel auf einem ebenen Straßenabschnitt. Er war so weit von dem Haus davor entfernt, dass er vermutlich selbst dann nicht darauf fallen würde, wenn die Sprengung schiefging. Vor allem aber gab es hier kein Licht, weder an der Straßenoch an den nächsten beiden Häusern. Ich atmete tief durch, kniete mich neben den Mast und legte den Rucksack auf den Rasen.
    Zuerst holte ich die Nachtsichtbrille hervor und setzte sie auf. Ich schloss die Augen und schaltete sie ein. Die Pupillen weiteten sich unter den Lidern und ich öffnete die Augen wieder. Nun bestand die Welt aus Abstufungen von gelbem und grünlichem Licht. Ich nahm den Bohrer heraus, schaltete ihn ein und ließ ihn einen Moment brummen. Ich suchte mir eine Stelle am Telefonmast aus und machte mich an die Arbeit.
    Es war anstrengender, ein Loch in den Mast zu bohren, als ich gedacht hatte. Es dauerte ewig, bis ich den Bohrer auch nur halb drin hatte, und ich hatte Angst, der Bohraufsatz könnte sich abnutzen oder verbiegen. Ich bohrte sechs Löcher in den Mast, eins über dem anderen, so, dass die Ränder sich berührten. Dann verstaute ich den Bohrer wieder im Rucksack und holte die Säge heraus. Ich warf alles über Bord, was ich über Schreinerei wusste, und steckte die Säge ins Loch, bevor ich sie einschaltete. Sie wimmerte ein bisschen, aber das Sägeblatt brach nicht. Ich sägte das vorbehandelte Holz vollends durch und verbreiterte den Raum für meine Bombe. Zufrieden mit meiner Arbeit legte ich die Säge neben den Rucksack und riss die Bombe vom Bein ab. Das Loch war fast groß genug, aber ein Stückchen fehlte noch. Ich legte die Bombe in den Rucksack und sägte zwei weitere Einschnitte. Probierte es erneut, und diesmal passte sie, ganz knapp.
    Ich legte die Säge fort, holte den Hammer und den Holzpflock hervor. Behutsam schlug ich auf den Pflock, um die Bombe ganz ins Loch zu treiben. Sie ließ sich perfekt einpassen; denKlebstoff brauchte ich gar nicht. Ich verstaute Hammer und Pflock wieder im Rucksack und schnappte mir das Seil. Ein Ende wickelte ich fünf-, sechsmal um den Mast, gleich oberhalb der Bombe, und band es fest. Das andere Ende band ich an den Gullydeckel und zog das Seil so straff, wie ich konnte, um den Mast ein bisschen unter Spannung zu setzen. Dann trat ich zurück und bewunderte meine Arbeit.
    Es sah alles in Ordnung aus, daher setzte ich den Rucksack wieder auf und schaltete die Nachtsichtbrille aus. Ich kauerte mich neben den Mast, bis meine Augen sich wieder an die Dunkelheit gewöhnt hatten, dann riss ich an der Gürtelschnalle ein Streichholz an. Ich hielt es an die Zündschnur und wich zurück. Wenn ich richtig gerechnet hatte, würde die Bombe in etwa sieben Minuten explodieren. Wenn ich es richtig gut gemacht hatte, würde der Mast bei der Sprengung umfallen. Ich zog mich in die Büsche am nächsten Haus zurück, die Brille auf den Kopf geschoben und die Taschenlampe in der zitternden Hand.
    Dann saß ich allein im Dunkeln und harrte einer Explosion, die noch ewig auf sich warten lassen würde. Um Shelbys Willen hoffte ich, dass ich recht hatte. Arrow und Shelby, Leben in der Schwebe – und wenn ich mich irrte, dann war kein Ende dieser Schwebesituation in Sicht. Was ich hier tat, war ein Schuss ins Blaue, aber nach meiner Einschätzung

Weitere Kostenlose Bücher