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Nickel: Roman (German Edition)

Nickel: Roman (German Edition)

Titel: Nickel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aric Davis
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gewesen wäre.
    Ich bat ihn, mich am nächsten Abend an der Tankstelle in der Nähe meines Hauses abzuholen. Er nickte; entweder ließ er den Plan sacken oder war schon wieder in Ju-Jutsu vertieft – schwer zu sagen. Wir ließen die Knöchel knacken, ich ging nach draußen zu meinem Ersatzfahrrad und fuhr nach Hause. Als ich in die Einfahrt rollte, hatte der Aufruhr der Pizzaröllchen ungefähr den gleichen Stand erreicht wie die Sonne am Himmel.
    Ich las ein bisschen, hielt mich so gut wie möglich vom Computer fern. Ich hatte einen festen Plan – das Letzte, was ich jetzt brauchte, war, mich mit etwas anderem zu beschäftigen, das mich ablenkte. Ich dachte an Arrow und Shelby und wurde traurig. Ich nahm mir vor, sie in zwei Tagen anzurufen, wenn das alles vorbei war. Falls ich konnte.
    Den ganzen nächsten Tag über war ich ziemlich rastlos. Ich aß Makkaroni mit Käse, las eine Weile, dachte daran, einkaufen zu gehen, um mich zu beschäftigen, verwarf die Idee aber, nachdem ich innerlich mit ihr gerungen hatte. Schließlich kam ich zu dem Schluss, dass ich durchdrehen würde, wenn ich nicht eine Weile Fahrrad fuhr. Ich holte das Rad aus der Garage und machte mich ausnahmsweise einmal ohne Ziel auf den Weg.
    Unwillkürlich steuerte ich all die üblichen Treffpunkte an, nur dass ich nicht hielt. Ich fuhr am Riverside Park vorbei, stieg aber nicht ab, um spazieren zu gehen oder so. Am Ort der Schießerei hingen noch Überreste des Absperrbands der Polizei an einem Baum. Innerlich wurde mir ganz kalt, äußerlich fühlte ich mich wie ein kleiner Junge. Ich spürte Shelby auf der Schulter, spürte die Kugeln, die an uns vorbeipfiffen – bloß war Augenklappe in dieser Vision nicht da und wir lagen tot auf dem Rasen. Ich konnte die Sache immer noch absagen, einfach nicht auftauchen und fertig. Dachte ein bisschen darüber nach. Nein, das konnte ich nicht.
    Ich fuhr nach Four Oaks, kam an Arrows Haus vorbei, hielt aber nicht an. Im Vorgarten stand ein Zu-verkaufen-Schild. Meine Lunge fühlte sich an, als wäre sie voller Gummibärchen. Ich versuchte nicht daran zu denken, was das hieß. Damit konnte ich jetzt nicht umgehen.
    Ich fuhr so schnell nach Hause, wie ich konnte, und rief Arrow an.
    »Hallo?«
    »Ich bin’s. Wie geht’s dir?«
    »Ich wollte es dir erzählen. Es ist gerade erst passiert. Shel… meine Schwester ist schlimmer mitgenommen, als sie zuerstgedacht haben. Quasi so richtig durch den Wind. Wir ziehen in eine Wohnung, bis das Haus verkauft ist.«
    »In der Stadt?«
    Ich hörte sie geräuschvoll schlucken. »Nein. Milwaukee.«
    Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, aber meine Lippen bewegten sich unabhängig vom Rest. Die Frage kam heraus wie kalter Ketchup aus einer Glasflasche: »Wann?«
    »Bald. Das Umzugsunternehmen kommt morgen.«
    »Zieht ihr morgen um?«
    »Nein. Wahrscheinlich übermorgen. Vielleicht auch noch einen Tag später. Da müsstest du wirklich meine Eltern fragen.«
    Mein Mund arbeitete weiter selbsttätig. Nichts, was ich ihre Eltern fragen würde, wäre höflich gewesen. »Heute Abend muss ich arbeiten. Hast du Lust, morgen zum Abendessen zu kommen?«
    »Zu dir nach Hause?«
    »Ja. Ich könnte uns was kochen; wir können einfach ein bisschen abhängen.«
    »Du meinst ein Date?«
    »Ich bin zu jung für ein Date.«
    »Ich auch, aber wenn ich sage, es ist ein Date, dann ist es ein Date.«
    »Okay.«
    Ich weiß wirklich nicht, wie ich noch sprechen konnte – mein Mund schien voller Watte zu sein und mein Blut war zu Sirup geworden.
    »Was willst du denn kochen?«
    »Steaks. Klingt das okay?«
    »Das klingt toll.«
    »Ich schicke Lou zur Tankstelle in deiner Nähe. Ist fünf okay?«
    »Das wäre perfekt.«
    »Bis dann.«
    Sie legte auf.
    Mist. Warum Steaks? Warum musste mein bescheuerter Mund erst die Wahnsinnsperformance hinlegen und sie gleich darauf ruinieren, indem er anbot, ausgerechnet das eine Gericht zu kochen, das ich nicht kochen konnte? Ich rannte zum Computer, recherchierte nach Steak, wie brät man ein Steak, das perfekte Steak, nach allem Möglichen. Bei jeder Suche stand derselbe Link ganz oben auf der Ergebnisseite, ein Laden namens Lobel’s. Ich gab mich geschlagen und sah mir die Seite an. Nach eigenen Angaben verkauften die das beste Fleisch in den USA. Ich bestellte zwei Rib-Eye-Steaks mit Übernachtlieferung. Mit Versandkosten kam mich das auf knapp unter hundert Mäuse. Falls sie mir zu stark verbrannten, würde ich Arrow vielleicht einfach die Rechnung

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