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Nickel: Roman (German Edition)

Nickel: Roman (German Edition)

Titel: Nickel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aric Davis
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deutete er auf den Lincoln und schob mich zur Tür. Ich stieg ein, zwang mich, nicht zu Jeff zurückzuschauen. Er hatte seine Anweisungen: Er musste nur ihrem Wagen folgen. Ich sah, wie er den Rastplatz verließ. Der Mann stieg ein und der andere sah zu mir nach hinten. Er hatte weißes Haar und sprach mit einer hohen, quäkenden Stimme. Er lächeltemich an. Dabei sah aus wie ein Hai, der Blut wittert. »Bereit für ein bisschen Spaß?«
    Ich nickte und guckte so düster wie möglich. Schnallte mich auf dem mittleren Sitz an und ließ Spielraum, damit ich mich bewegen konnte. Die beiden Männer lächelten und der Wagen fuhr vom Rastplatz auf den Highway, nahm die erste Ausfahrt und fuhr zurück in Richtung Stadt.
    Die beiden Typen unterhielten sich, aber das Radio lief und ich konnte sie kaum verstehen. Ich sah aufs Armaturenbrett: Wir fuhren knapp über siebzig Meilen. Ich zog den Füller aus der Socke, schraubte die Kappe ab und streckte den Arm zwischen den beiden Kopfstützen nach vorne. Einer von ihnen packte meinen Arm. Ich schloss die Augen, holte tief Luft und drückte den Knopf. Tränengas strömte ins Auto.
    Die Luft war Feuer – widerliches qualmendes Feuer. Der Wagen schleuderte kreuz und quer über die Straße, tanzte vor und zurück. Ich hielt die Augen geschlossen und kämpfte gegen die Angst im Dunkeln an. Zog meinen linken Schuh aus, nahm die Sohle ab und tastete nach dem Ölfläschchen. Ich goss das Öl auf meine Socke, riss mir das feuchte Ding vom Fuß und rieb mir damit über die Augen und durch die Nasenlöcher. Ich öffnete die Augen und genau in diesem Augenblick kam der Wagen von der Straße ab.
    Wir überschlugen uns zweimal, und als wir zum Stehen kamen, prallte ich hart auf. Ich schüttelte die Benommenheit ab und schnappte mir meinen rechten Schuh. Der große Kerl, der vorhin ausgestiegen war, schlief, aber der Fahrer bewegte sich, griff schon nach dem Sicherheitsgurt. Ich hatte nicht viel Zeit. Ich zog die Sohle von meinem rechten Schuh ab. Der Fahrerversuchte zu mir nach hinten zu klettern und verfluchte mich lauthals. Ich tastete nach den Spritzen. Er packte meinen verletzten Arm und verdrehte ihn; die Welt um mich herum wurde grau und dann mit einem Ruck wieder klar. Er war fast bei mir hinten. Ich ignorierte den Schmerz, so gut ich konnte, konzentrierte mich auf meine rechte Hand; die linke fühlte sich taub an und wie von mir losgelöst. Als er über den Sitz kippte, packte ich die erste Spritze und steckte sie ihm in den Mund. Ich drückte auf den Kolben und verabreichte ihm genug Ketamin, um ein kleines Pferd schlafen zu legen. Gerade so viel, dass es ihn vielleicht nicht umbrachte.
    Er tastete noch nach der Spritze, dann knickte er in der Taille ein und war weg, halb auf dem Vorder- und halb auf dem Rücksitz. Ich nahm die andere Spritze, beugte mich über den Sitz und steckte sie dem großen Kerl in den Hals, damit er besser schlafen konnte. Ließ ihm die Nachricht, die ich getippt hatte, in den Schoß fallen. Ich nahm nicht an, dass er sie persönlich lesen würde, aber sie sollte den Cops eigentlich einen hinreichenden Verdacht liefern, zusätzlich zu dem gefälschten Zaster im Kofferraum.

Kapitel 46
    Als ich mich schließlich aus dem Auto quälte, dröhnte mir der Schädel. Der Wagen war in einem schlimmen Zustand: Das Fahrgestell hatte sich verzogen, und das ganze Auto sah aus, als hätte es jemand mit einem Hang zum Jähzorn mit Holzhammer und Schmirgelpapier bearbeitet. Ich musterte mich. Es war mir schon besser gegangen. Mein Arm fühlte sich an, als würde er gleich abfallen, und dem Rest von mir ging es kaum besser. Wenn der Adrenalinschub erst nachließ, würde es übel sein.
    Ich öffnete die Fahrertür und entriegelte den Kofferraum. Beugte mich noch einmal ins Auto und stellte den Motor aus. Ging zum Kofferraum und holte fünfzigtausend in gefälschten Hundertern heraus, dann zog ich den Reißverschluss an der Tasche zu und sah mich im Kofferraum um. Da lag noch ein kleinerer Matchbeutel. Nett – ebenso wie der Umstand, dass ich jetzt die Herkunft der Blüten nicht mehr tarnen musste. So würde es laufen: Dadurch, dass ich das Falschgeld bei den bösen Buben im Wagen ließ, würden die Cops glauben, sie hätten einen abgeschlossenen Fall. Sie würden denken, alle anderen Blüten, die hier und da auftauchen würden, wären aus dem gefundenenHaufen bereits vorher an den Mann gebracht worden, was in gewisser Weise auch stimmte – nämlich an mich.
    Ich warf mir den

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