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Nickel: Roman (German Edition)

Nickel: Roman (German Edition)

Titel: Nickel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aric Davis
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Beutel über die Schulter und schloss den Kofferraum, ging in den Wald an der Straße und wanderte zurück Richtung Rastplatz. Wenn die Cops auftauchten, musste ich schon ein gutes Stück weg sein. In einiger Entfernung entdeckte ich vier oder fünf Paar Rücklichter am Straßenrand – Autos, die anhielten, um Hilfe zu rufen.
    Ich steckte das Geld in die weite Tasche meines Pullis und versuchte, nicht an das zu denken, was gerade passiert war – oder an das Adrenalin. Ich ging durch den Wald und lauschte auf Sirenen. Nach ein paar Minuten hörte ich sie. Ich rannte, zertrampelte Kiefernnadeln und Laub – es herbstete gewaltig.
    Ich verließ den Wald und ging zurück auf den Asphalt. Steckte mir ein Streichholz in den Mund, rückte die Tasche auf meiner Schulter zurecht und trat ins gelbe Licht, das die Straßenlaternen verströmten. Ich entdeckte Jeff; er saß auf der Motorhaube seines Wagens und sah besorgt aus. Ich ging zu ihm.
    »Nickel! Mann, du hast mir einen Scheißschrecken eingejagt! Wo kommst du her?«
    Ich deutete auf den Wald und warf den Matchbeutel neben Jeff auf die Motorhaube. Öffnete den Reißverschluss und fand genau das, was ich erwartet hatte: Geld. Eigentlich keine Überraschung – Typen wie die konnten wohl schlecht eine reguläre Bank benutzen. Ich nahm zwei Geldklötzchen heraus und gab sie Jeff. »Eins für dich, eins für Rhino.«
    »Wo hast du das her?«
    »Kofferraum. Wie geht’s ihr?«
    »Total verängstigt.«
    Ich nahm den Matchbeutel, öffnete die Autotür und setzte mich neben sie. Jeff stieg auch ein und ließ den Motor an. Das Mädchen sagte kein Wort, saß einfach nur da und zitterte.
    Ich fragte: »Cindy?«
    Sie sah mich mit diesen großen, verängstigten blauen Augen an. »Ich möchte nach Hause.«
    »Ich weiß, aber hör zu, du musst zuerst mit der Polizei sprechen und dann ins Krankenhaus gehen und dich untersuchen lassen. Jeff wird sagen, er hat dich gefunden, als du an der Straße lang gelaufen bist. Du musst sagen, die bösen Männer seien irgendwo hingefahren und hätten einen Unfall gehabt. Du bist ausgestiegen und gelaufen, bis Jeff dich gefunden hat. Alles andere, was du ihnen erzählst, darf wahr sein. Kannst du das tun?«
    Sie nickte.
    Ich nahm ihre Hand und sie lehnte sich an mich – ehrlich gesagt tat das ein bisschen weh, aber wenn es ihr dann auch nur ein bisschen besser ging, war es okay. Ich stieß den angehaltenen Atem aus, ließ die Panik wieder ein. Ließ die Angst durch mich hindurchzucken. Ich war zurück in die Höhle des Löwen gegangen und lebendig wieder herausgekommen.
    Als wir an meiner Tankstelle ankamen, schlief Cindy. Ich schob sie sanft von meiner Schulter und vergewisserte mich, dass sie es bequem hatte. Dann winkte ich Jeff zu, nahm den Matchbeutel und wartete, bis sie weg waren. Ich musste telefonieren, aber das konnte bis morgen warten. Lächelnd ging ich nach Hause.

Kapitel 47
    Ein Klopfen an der Tür weckte mich. Fast wäre ich zum Hinterausgang gerannt, da fielen mir die Steaks wieder ein. Ich sah auf die Uhr: halb acht. Ich öffnete, nahm vom FedEx-Typen ein Päckchen entgegen, unterschrieb und weg war er. Das Päckchen war groß, aber leichter, als es aussah. Das war gut; mir tat alles weh. Im Karton waren zwei fantastische Rib-Eye-Steaks, eine kleine Info-Broschüre und ein paar Eispackungen. Die Kühlpackungen warf ich in die Garage, die Steaks legte ich in den Kühlschrank. Ich hatte neuneinhalb Stunden Zeit, bis Arrow kam. Neuneinhalb Stunden, um zu lernen, wie man Steaks im Wert von einhundert Mäusen nicht ruiniert. Ich setzte mich aufs Rad. Die Dusche konnte warten.
    Auf halbem Weg zum Lebensmittelladen fiel mir ein, dass ich noch die Kostümierung von gestern Abend trug. Zu spät, um umzukehren. Ich kaufte zwei riesige Kartoffeln, ein Paket ungesalzene Butter, eine Packung Schmand, natives Olivenöl extra und sechs Rib-Eye-Steaks. Die Frau an der Kasse warf mir einen milde irritierten Blick zu und ich sagte: »Meine Mom hat Angst, dass der Braten nicht reicht.«
    Sie nickte, als würde das vollauf erklären, warum ein Junge vor der Schule Lebensmittel einkaufte. Vermutlich tat es das. Ich stopfte alles in meinen Rucksack und raste nach Hause. Dort schnappte ich mir das mitgelieferte Büchlein und legte es auf die Arbeitsplatte. Die Lebensmittel räumte ich weg. Die Steaks kamen mit der Butter und dem Schmand in den Kühlschrank. Kartoffeln und Öl ließ ich auf der Arbeitsplatte liegen und machte mich ans Lesen. Ganz oben auf

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