Nie mehr ohne deine Küsse
konterte sie.
Insgeheim dachte sie, dass ‚fantastisch‘ noch weit untertrieben war.
Ein wohliger Schauder lief über ihren Rücken, während er ihre Fingerspitzen mit seiner Zunge liebkoste. „Na gut, dann werde ich mich beim nächsten Mal mehr anstrengen“, murmelte er.
Lily erstarrte.
„Beim nächsten Mal?“, keuchte sie.
„Ich meinte dieses Mal“, korrigierte er sich und zog sie auf sich.
5. KAPITEL
Mittwoch war immer der Tag, der Lily gehörte. Während der ersten Wochen war sie an ihrem freien Tag meistens auf dem Anwesen umherspaziert, nicht sicher, was sie eigentlich mit sich anfangen sollte. Doch mittlerweile hatte sie eine Routine entwickelt und freute sich immer ganz besonders auf den Mittwoch.
Die dreißigminütige Fahrt zurück in die Zivilisation erschien ihr jedes Mal wie eine Ewigkeit, aber sie hatte sich mittlerweile daran gewöhnt. Sie genoss die Fahrt sogar, denn sie liebte die Abgeschiedenheit und Einsamkeit von Hill Chase so sehr, dass die Entfernung zur Stadt dieses Gefühl noch einmal verstärkte.
Wie immer stoppte sie zuallererst bei der Bank, um ihren Gehaltsscheck einzulösen, und dann beim Waschsalon, wo der Besitzer sie bereits kannte und ihr wie gewöhnlich anbot, die Waschladungen für sie zu wechseln, damit Lily ihre anderen Besorgungen erledigen konnte.
Ihr nächster Stopp war die Drogerie, wo sie ein paar Kosmetikartikel besorgte. Mittlerweile erledigte sie all diese Dinge so entspannt und routiniert, dass sie fast eine willkommene Abwechslung zu ihrem Arbeitsalltag boten.
Dies war ein weiterer Teil ihres neuen Lebens, den sie zu lieben begann.
Heute jedoch wurde sie bei ihrem sonst so zielstrebigen Gang durch die Drogerie abrupt unterbrochen, als ihr Blick auf das Kondomregal fiel. Dabei hatte sie ohnehin schon Schwierigkeiten, die Gedanken an letzte Nacht zu verdrängen.
Sie bemerkte, wie ihr bei dem Anblick das Blut ins Gesicht stieg, doch keineswegs, weil sie es bedauerte oder sich dafür schämte, was zwischen Ethan und ihr passiert war. Jede Frau hätte sie um dieses Erlebnis beneidet. Danach hatte sie noch die halbe Nacht wach gelegen, so sehr hatte das Erlebte sie aufgewühlt. Doch das ernüchternde Tageslicht hatte sie schnell wieder der Realität ins Auge blicken lassen.
Schwärmerei und fantastischer Sex hin oder her, sie wäre ziemlich naiv, wenn sie sich auch noch was darauf einbildete. Ethan war schließlich ziemlich deutlich gewesen, was seine Absichten anging. Es hatte keinerlei Liebesgeständnisse oder sonstige romantische Versprechungen gegeben. Und das respektierte sie auch.
Außerdem war sie sich nicht einmal sicher, ob sie überhaupt irgendwas von ihm hatte hören wollen. Manchmal musste man vielleicht einfach nur den Moment genießen, ohne sich den Kopf großartig darüber zu zerbrechen, wie es danach weiterging.
Und schließlich bereute sie es nicht, mit Ethan geschlafen zu haben. Es war der beste Sex, den sie je gehabt hatte. Nicht, dass sie besonders viele Vergleichsmöglichkeiten hätte, aber sie konnte sich kaum vorstellen, dass es noch besser sein könnte. Auf Ethans Frage, warum sie im Alter von zweiundzwanzig Jahren weniger Erfahrung hatte, als man von einer jungen Frau heutzutage erwarten würde, hatte sie keine klare Antwort geben können.
Wie sollte sie es ihm auch erklären, ohne mehr preiszugeben, als sie wollte? Wie sollte er wissen, dass selbst eine Verbrecherin wie sie tief in ihrer Seele Geheimnisse verbarg, die sie nicht mit jedem teilen mochte?
Ihr war zwar immer noch nicht ganz klar, warum es sich so anders angefühlt hatte, mit Ethan zu schlafen. Aber darüber würde sie heute nicht nachdenken. Stattdessen wollte sie einfach nur die Erinnerung daran genießen. Schließlich würde es keine Wiederholung geben. Entschlossen drehte Lily dem Regal den Rücken zu und ging zur Kasse, bevor sie es sich anders überlegen konnte.
Ihr Gesicht war immer noch leicht gerötet von all den Gedanken an Ethan, als sie ihre Bücher in der Bücherei zurückgab und die neuen Bücher durchsah, die Judith für sie zurückgelegt hatte. Zu guter Letzt setzte sie sich noch an einen der Computer in der Bibliothek und sah nach, ob sie eine E-Mail bekommen hatte.
Es gab nur wenige Menschen, die Lilys E-Mail-Adresse kannten. Sie hatte ihre Spuren so gut wie nur irgend möglich verwischt. Doch mit ein paar Leuten wollte sie den Kontakt nicht ganz abbrechen, egal, wie unregelmäßig sie sich auch meldeten.
Als TJs Absender in ihrem Postfach
Weitere Kostenlose Bücher