Nie mehr ohne deine Küsse
umgezogen, dass ich nicht wirklich …“ Lily unterbrach sich. „Wenn ich wirklich jemanden erreichen muss, gibt es schließlich Telefonzellen und die Post. Und sollte ich doch einmal das dringende Bedürfnis verspüren, mir ein Handy anzuschaffen, kann ich das ja immer noch tun.“
In der heutigen Zeit jemanden unter fünfzig zu treffen, der nicht digital vernetzt war, fand Ethan merkwürdig. Nachdem Lily jedoch mehr oder weniger zugegeben hatte, weder Familie noch Freunde zu haben, verwandelte sich seine Überraschung in Mitleid. Dabei schien sie selbst gar nicht traurig darüber zu sein. Er könnte schwören, dass er sogar ein bisschen Erleichterung rausgehört hatte, weil sie für niemanden erreichbar war.
„Vielen Dank jedenfalls, dass du mir das Buch gebracht hast.“
Nix da. So leicht lasse ich mich nicht hinauskomplimentieren.
„Ich bin auch noch aus einem anderen Grund gekommen.“
Ihre Schultern verspannten sich bei seinen Worten. Sie räusperte sich.
„Ach so. Brauchst du noch irgendwas?“
Er merkte, dass sie sich um einen gelassenen, beiläufigen Tonfall bemühte. Doch er hörte ihre Anspannung.
„Ja, ich brauche noch was.“ Da Lily ihm nicht anbot, sich zu setzen, nahm er sich einen der Stühle und ließ sich rittlings darauf nieder. „Wir könnten vielleicht einmal ernsthaft über letzte Nacht sprechen und wie es jetzt weitergeht.“
Lily runzelte die Stirn. „Warum? Was gibt es da zu reden?“
„Warum?“
„Na ja … es ist halt einfach passiert. Und es war schön. Beziehungsweise großartig“, korrigierte sie sich, als sie seinen Blick bemerkte. „Aber wie ich vorhin schon sagte, wir wissen beide, dass es nichts bedeutet. Und ich erwarte auch ganz sicher nicht, dass es noch einmal passieren wird. Also gibt es zu dem Thema nichts mehr zu sagen.“
Um sich ein wenig zu beruhigen, holte Ethan einmal tief Luft. Lily war wirklich die anstrengendste Frau, die er je getroffen hatte.
„Ich kann dir leider nicht zustimmen.“
„Gut, dann sag mir, was du zu sagen hast.“ Demonstrativ verschränkte sie die Arme vor der Brust. „Ich habe so ziemlich alles gesagt, was ich zu sagen habe.“
Ihm fehlten die Worte. Normalerweise waren es die Frauen, die zu ihm kamen, um diese unangenehmen Gespräche zu führen. Jetzt suchte er das Gespräch. Sie war wirklich verwirrend. Vor allem, wenn sie ihn so ansah wie jetzt. Als ob sie sich insgeheim über ihn lustig machte.
Verlier jetzt bloß nicht die Nerven, und sag nichts, was du später bereuen könntest. Offensichtlich machte es keinen Sinn, ihr mit irgendwelchen vernünftigen Gründen zu kommen.
„Wir sind doch erwachsen …“, begann er.
Lily nickte.
„Und offensichtlich sind wir voneinander … Ach, das bringt doch alles nichts.“
Mit einem Mal sprang er von seinem Stuhl auf, kam auf sie zu und zog sie auf die Füße. Ehe sie sich versah, hatte er sie an sich gezogen und küsste sie. Vor Verwunderung protestierte sie nicht einmal. Stattdessen erwiderte sie seinen Kuss mit einer Leidenschaft, die Ethan fast den Atem raubte.
Seine Finger glitten durch ihr feuchtes Haar, während sie sich an ihn presste und ihren Körper an ihm rieb.
„Ethan …“ Für einen Moment zog Lily den Kopf zurück. „Wir sollten das nicht tun. Nicht schon wieder.“
„Sag mir, dass ich aufhören soll, und ich höre auf.“
Insgeheim hoffte er, dass sie ihm das nicht antun würde. Nicht jetzt, wo sein Verlangen geweckt war. Es würde ihn umbringen.
„Ich … ich dachte, du wolltest reden.“
Kleine Schauer der Lust liefen ihm über den Rücken, während sie zärtlich seine Nackenmuskeln massierte.
„Vielleicht sollten wir das auf später verschieben“, schlug er vor.
Lilys Lächeln ließ das Blut in seinen Adern heiß durch seinen Körper rauschen.
„Also gut, dann später“, flüsterte sie an seinen Lippen und schob langsam sein T-Shirt hoch. Für eine Sekunde unterbrach er ihren Kuss, um sich das Shirt über den Kopf zu ziehen. Im nächsten Moment zog er Lilys das Oberteil aus. Vorsichtig machte er einen Schritt zurück, bis seine Fersen an ihr Bett stießen. Während er sich auf die weiche Matratze sinken ließ, hob er Lily auf seinen Schoß und beugte sich über sie.
Lily erzitterte. Letzte Nacht waren sie spontan übereinander hergefallen. In gewisser Weise schien es gar nicht real gewesen zu sein. Das hier jedoch war mehr als real. Ethans Hände schienen überall zu sein. Seine Lippen erkundeten ihren Körper, während er ihr die
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