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Nie Wirst Du Entkommen

Nie Wirst Du Entkommen

Titel: Nie Wirst Du Entkommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Rose
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gewarnt.« Einmal vor der Bloßstellung, einmal vor Lebensgefahr.
Weil sie meine Freunde sind.
Den ganzen Tag schon versuchte sie, deswegen nicht zusammenzubrechen.
    Seine Brauen zogen sich zusammen. »Was haben deine Freunde denn zu verbergen, Tess?«
    Sie zuckte die Achseln, verärgert über seine Frage. Verärgert, dass ihre Freunde verwundbar waren. »Jeder hat etwas, das er lieber im Verborgenen weiß. Du wahrscheinlich auch, Aidan.«
    Seine Augen wurden ausdruckslos. »Du warst also einkaufen?«
    Eine holprige Überleitung, aber sie ließ sie zu. »Ja. Ich habe Schuhe gekauft und ein Geschenk für deine Mutter und Wein.« Sie widmete sich wieder dem Korken und spürte, wie die schlechte Laune sich in ihr ausbreitete. »Die Frau, die den Weinladen betreibt, war mal mit einem wichtigen Geschäftsführer verheiratet, bis er ihr eines Tages – zack!«, sie zog den Korken mit einem Ploppen aus der Flasche, »sagte, ›Das war’s, Marge‹, und sie für irgendeine dürre, blonde Schlampe, die kaum den Kinderschuhen entwachsen war, verlassen hat.« Die Worte kamen so bitter heraus, dass sie selbst das Gesicht verzog.
    »Er hat sie betrogen«, sagte Aidan ruhig.
    »Ich bin wahrscheinlich in solchen Dingen etwas voreingenommen. Jedenfalls hat Marge alles, was sie besaß, in diesen Weinladen gesteckt.« Tess schnupperte am Korken. »Ich kaufe nur bei Marge. Ich finde, sie hat Unterstützung verdient.«
    Er betrachtete sie eingehend. »Wie geht’s dir, Tess?«
    Ihre Hände zitterten, als sie sich einschenkte, und der Wein schwappte über den Rand des Glases. »Ich habe Angst. Ich frage mich dauernd, wer der Nächste wird. Ich fühle mich wie ein elender Feigling, dass ich mich hier verstecke.«
    »Setz dich.«
    Sie gehorchte und seufzte, als er einen Arm um ihre Schultern legte und sie an sich zog. Er bot Stärke und Wärme zu einer Zeit, wo sie beides bitter nötig hatte, also ließ sie ihn, lehnte sich gegen ihn, legte den Kopf an seine Schulter.
    »Du bist kein Feigling«, murmelte er. »Denk noch nicht einmal an so was.«
    »Meine Freunde sind in Gefahr, weil …« Sie schluckte und zwang die Worte in einem heiseren Flüstern hervor. »Weil sie mit mir verkehren. Und ich kann nichts dagegen tun, weil ich nicht einmal weiß, wo ich ansetzen soll.«
    Er drückte ihr einen Kuss auf den Scheitel. »Du hast nichts getan. Tess, hast du schon einmal von einem David Bacon gehört?«
    Sie hob den Kopf und konzentrierte sich. »Ich glaube ja. Er … Er war einer von den Angeklagten, für die Eleanor ein Gutachten erstellen sollte, als sie starb. Es muss beinahe vier Jahre her sein.«
    »Drei Jahre und acht Monate.«
    »Könnte stimmen.« Sie legte den Kopf zur Seite und musterte ihn. »Warum?«
    »Eleanor war eine ehemalige Partnerin, richtig?«, fragte er, statt ihr zu antworten.
    »Ja. Sie hat mich unter ihre Fittiche genommen, als ich noch studierte. Hat mich darauf getrimmt, ihre Praxis zu übernehmen. Wir glaubten, sie hätte noch so viel Zeit. Dann hatte sie einen Herzanfall – ohne Vorwarnung. Nach ihrem Tod übernahm ich ihre Gutachten. Ich erinnere mich an David Bacon. Eleanor hatte den größten Teil der Arbeit schon getan, also sprach ich nur noch einmal mit ihm und unterschrieb dann den Bericht. Ich musste nicht einmal vor Gericht aussagen.« Sie schauderte. »Es war unheimlich.«
    »Du scheinst dich recht gut an ihn zu erinnern. War er dein erstes gerichtliches Gutachten?«
    »Nein. Ich hatte schon vorher andere erstellt, aber bei diesem hatte ich es zum ersten Mal mit zwei Strafverfolgungsbehörden zu tun. Das FBI war daran beteiligt, weil … Oh, mein Gott. Er hat Kameras in Mädchenumkleiden installiert. Da ging es um Kinderpornographie, weil die meisten Mädchen unter achtzehn waren, und die Bundesagenten ermittelten.
Er
ist derjenige, der die Kamera in meine Dusche eingebaut hat?«
    »So sieht es aus.«
    Sie fürchtete sich zu fragen. »Habt ihr ihn gefasst?«
    Er nickte, und Erleichterung durchströmte sie. Das Mitternachtsultimatum, das sie den ganzen Tag gequält hatte, bestand nicht mehr. Bacon würde das Video weder den Medien noch sonst jemandem verkaufen. Aber etwas stimmte nicht. »Er ist tot, nicht wahr?«
    »O ja.«
    »Habt ihr ihn getötet?«
    »Nein.«
    »Eigentlich dachte ich, dass das eine gute Nachricht sei. Ich müsste erleichtert sein. Warum bin ich es nicht wirklich?«
    Seine blauen Augen sahen sie gequält an. »Weil ich den Eindruck habe, dass es nicht stimmig ist. Wir haben

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