Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nie Wirst Du Entkommen

Nie Wirst Du Entkommen

Titel: Nie Wirst Du Entkommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Rose
Vom Netzwerk:
fand er am Anfang auch nicht toll.« Sie zog eine Braue hoch und sah ihren Bruder an. »Und du auch nicht, Aidan.«
    Aber Aidan reagierte nicht. Seine Wangen hatten sich gerötet, seine Miene war angespannt. »Ich bin gleich wieder da.«
    Tess stand auf und legte ihm eine Hand auf die Brust. »Nicht, Aidan. Schon gut. Ich möchte nicht zwischen dir und deinem Vater stehen.«
    »Nein, es ist
nicht
gut.« Entschlossen marschierte er ins Wohnzimmer.
    »Oje«, murmelte Becca. »Rachel, setz dich«, fügte sie hinzu, als Rachel an die Tür trat, um zu lauschen. Rachel verdrehte die Augen, gehorchte aber. Die Männer sprachen mit leiser Stimme, aber Tess konnte hier und da ein Wort aufschnappen und sich den Rest leicht zusammenreimen.
    Vor allem konnte sie sich zusammenreimen, dass Aidan und sein Vater sich stritten und sie der Grund dafür war. Und obwohl sie …
interessiert
an Aidan Reagan war, wollte sie doch nicht die Ursache für einen familiären Bruch sein. Die Ursache für einen Bruch in der eigenen Familie war schlimm genug. Schweigend streifte sie sich ihren Mantel über.
    »Danke für alles, Mrs. Reagan.« Sie drückte Rachels Schulter. »Dein Bruder ist sehr stolz auf dich«, murmelte sie. »Du bist ein tolles Mädchen.« Dann marschierte sie ins Wohnzimmer, wo Aidans Vater in einem alten Lehnstuhl saß, die Arme fest vor der Brust verschränkt. Aidan stand mit in die Hüften gestemmten Händen breitbeinig vor ihm. Ihre zornigen Mienen waren identisch, die barschen Stimmen fast nicht zu unterscheiden.
    Sie räusperte sich. »Gentlemen.« Sie verstummten und wandten sich ihr zu. »Mr. Reagan, ich weiß nicht, was Sie über mich zu wissen glauben, aber Sie haben ehrenhafte Kinder großgezogen, also muss ich davon ausgehen, dass sie es von Ihnen haben. Ich bin nicht der Mensch, für den Sie mich halten, und wenn Sie mir eine Chance gäben, würden Sie das auch feststellen. Aber ich will nicht der Grund für Reibungen in Ihrer Familie sein. Glaub mir, Aidan, das ist es nicht wert. Ich warte auf dich, bis du so weit bist.«
    Sie machte auf dem Absatz kehrt und ging, innerlich bebend, jedoch entschlossen, es sich nicht anmerken zu lassen. Sie winkte Becca zu und ging durch die Waschküche nach draußen, wo der kalte Wind sofort ihr Haar erfasste. Aidans Wagen stand am Straßenrand. Nur noch ein paar Schritte und …
    Eine Hand packte ihr Haar und riss sie hoch auf die Zehenspitzen, gleichzeitig spürte sie den kalten Lauf einer Waffe an ihrer Schläfe. »Sag ja kein Wort, Doktor.«
    Clayborn.
Verdammter Dreck!
Zum zweiten Mal innerhalb von zwei Tagen mit einer Waffe an ihrem Kopf konfrontiert, explodierte etwas in ihr mit wilder Verzweiflung. Sie fuhr ihm mit den Nägeln ins Gesicht und wand sich wie ein gefangenes Raubtier in seinem Griff. Ein scharfes Reißen in ihrer Kopfhaut trieb ihr die Tränen ins Gesicht, doch sie riss sich los, war frei und machte einen Satz nach vorne. Er grunzte überrascht, bekam ihre Schulter zu fassen, und dann schien sie nur noch über Autopilot zu funktionieren. Sie schlug ihm mit der Handkante fest auf die Nase, hörte den schrillen Schmerzensschrei und trieb ihm gleichzeitig das Knie zwischen die Beine.
    Heftig atmend sah sie, wie er zu Boden ging, die linke Hand in den Schritt gepresst, die rechte um die Waffe, und sie hob den Fuß und trat mit dem Absatz ihrer neuen Stiefel mit aller Kraft auf sein Handgelenk ein.
    Sie versuchte, ihm die Pistole zu entwinden, und der Ruck ließ sie rückwärts auf den Hintern fallen. Die kalte Nässe des Bodens sickerte durch ihre Jeans, und sie drückte sich mit den Händen hinter dem Rücken ab und hastete im Krebsgang ein paar Schritte rückwärts. Dann tasteten ihre kalten Finger nach dem Abzug der Pistole, und sie sprang auf und wich noch einen Schritt zurück.
    Clayborn kam taumelnd auf die Knie. Blut strömte aus seiner Nase und lief über seine Vinyljacke. Er spuckte aus. »Du blöde Fotze«, knurrte er. »Du hast mir die Nase gebrochen. Dafür bring ich dich um.«
    Atme, Tess, atme.
Sie zwang sich zur Ruhe und hielt die Waffe in beiden Händen, wie Vito es ihr beigebracht hatte. Ließ ihre Stimme so kalt wie möglich klingen, obwohl ihr das Blut so laut in den Ohren rauschte, dass sie glaubte, taub zu werden.
    »Wenn Sie noch einen Schritt näher kommen, dann schieß ich Ihnen den Schädel weg, das schwöre ich.« Sie warf den Kopf, um die Haare aus dem Gesicht zu entfernen, und spürte, wie sie ihre Fassung zurückerlangte. »Aber

Weitere Kostenlose Bücher