Nie Wirst Du Entkommen
paar Dinge beigebracht. Ich habe einige Jahre verloren. Und ich gebe es gerne zu, ich habe mich seit Phillip ziemlich einsam gefühlt. Mir fehlte jemand bei mir. Und ich finde nicht, dass das verwerflich ist.«
Vito lehnte sich gegen die Wand und sah plötzlich niedergeschlagen aus. »Ich will bloß nicht, dass er dir wehtut.«
»Und wenn, dann werde ich’s überleben.« Bella kam herein, und Tess hob sie auf. »Hier, halt sie mal fest. Ich muss ihr das wieder anlegen.« Sie nahm das Halsband und zog an der Schnalle.
Und hielt inne. Erstarrte. »Oh, mein Gott.«
Vito bückte sich, sah ebenfalls genau hin, dann schaute er zu ihr auf, seine Augen verengt und voller Zorn.
Sie legte das Halsband auf den Tisch und rannte hinaus durch die Tür auf die Straße, während sie auf die Tasten ihres Handys einhämmerte. »Aidan? Ich weiß jetzt, wie er das von Rachel erfahren konnte.«
Donnerstag, 16. März, 15.15 Uhr
Kristen wartete vor Postons Haus auf sie, den Durchsuchungsbefehl in der Hand. »Was ist los?«, fragte sie, als sie die finsteren Mienen bemerkte.
»Tess’ verdammte Katze war verdrahtet«, knurrte Aidan. »Rachel hatte sie die ganze Zeit auf dem Schoß, als sie mir die Geschichte von Marie erzählte. Daher wusste der Kerl das. Warum bist du überhaupt hier?«
»Andrew Poston senior ist Richter. Patrick hat es präventive Schadensbegrenzung genannt.«
Mrs. Poston stand an der Tür und sah ihnen angstvoll entgegen. »Was wollen Sie?«
»Wir haben einen Durchsuchungsbefehl, Mrs. Poston«, sagte Kristen, die Aidan und Murphy die Treppe hinauf folgte. »Es hat alles seine Ordnung.«
Aidan drückte gegen Andrews Zimmertür. »Abgeschlossen. Lass uns rein, Andrew.« Als der Junge nicht reagierte, rammte Aidan seine Schulter gegen die Tür. Das Bersten von Holz mischte sich mit dem empörten Schrei Mrs. Postons. Andrew stand mitten im Zimmer und hielt eine CD in der Hand.
»Gib die her«, befahl Aidan.
»Nein.« Andrew zerbrach die CD in zwei Teile, und das Knacken war so laut wie ein Gewehrschuss. Sein überraschter Blick verwandelte sich rasch zu einem durchtriebenen Grinsen.
»Ich bin die ganze Zeit hier gewesen, seit mein Anwalt mich heute Morgen frei gekriegt hat.«
Aidan sah die zerbrochene CD und das schmierige Grinsen des Jungen und kämpfte seinen Zorn nieder; wenn er dem Jungen jetzt sein verdammtes Gesicht verbeulte, würde das die Ermittlungen gefährden und seine Karriere ruinieren. Andererseits war es die Sache beinahe wert. »Ich hoffe, dir ist klar, dass die Person, die dir die CD geschickt hat, verantwortlich für acht Todesfälle ist. Wenn du nicht mehr gebraucht wirst, könnten es durchaus neun werden.« Andrews Grinsen verblasste, und Mrs. Poston schnappte nach Luft.
Andrew warf den Kopf zurück. »Ich kann schon auf mich aufpassen.«
»So wie du auf das Mädchen am Montagabend aufgepasst hast? Und auf Rachel Reagan?«, fragte Murphy mit kaum verhohlenem Zorn.
»Die Mädchen wollten es doch. Ich muss mich niemandem aufzwingen. Und diese Reagan-Schlampe habe ich nicht angefasst. Wenn sie das behauptet, dann lügt sie. Ich war hier. Den ganzen Tag. Richtig, Mom?«
Seine Mutter rang die Hände. »Ja, das war er. Ich habe meinen Mann angerufen. Er ist auf dem Weg.«
»Schön, Mrs. Poston«, sagte Aidan milde. »Sehr schön. Sagen Sie Ihrem Mann, er soll uns auf dem Revier treffen. Da er Richter ist, kennt er das Prozedere ja. Oh, Murphy, wir haben uns dem jungen Poston hier noch gar nicht ordnungsgemäß vorgestellt. Das ist Detective Murphy. Sie ist Staatsanwältin Kristen Reagan, und ich bin Detective Reagan.«
Dass der Junge leichenblass wurde, war sehr befriedigend. »Gehen wir.«
»Wohin?« Seine arrogante Haltung war gänzlich verschwunden.
»Downtown«, sagte Aidan. »Im Augenblick geht es nur um Behinderung der Polizeiarbeit. Aber wir sehen mal, was wir dir noch anhängen können.«
Donnerstag, 16. März, 16.00 Uhr
»Kriegst du das wieder hin?«, fragte Aidan, nachdem Rick die Teile der CD eine Weile betrachtet hatte. Er, Murphy und Spinnelli hatten so lange geschwiegen wie möglich.
»Dass man sie wieder abspielen kann? Nein. Aber das heißt nicht, dass ich nicht vielleicht einen Teil der Daten retten kann. Aber es dauert eine Weile.«
»Wie lange?«, fragte Spinnelli ungeduldig.
»Ein paar Tage? Und möglicherweise kommt nichts dabei heraus.«
»Fangen Sie an«, befahl Spinnelli. »Was ist mit dem Mikrofon im Katzenhalsband?«
Rick zuckte die Achseln.
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