Nie Wirst Du Entkommen
Bildschirm gerichtet, und Ciccotelli schlug geballte Sympathie entgegen. Aber jeder gab auch zu, dass er die Straßenseite wechseln würde, sobald er sie kommen sähe. Nun würde es sogar schwer werden, sich Fremde auszusuchen. Aber vielleicht hatte sich das Katz-und-Maus-Spiel einfach erschöpft. Ciccotelli blieb nicht mehr viel.
Es war Zeit für den Gnadenstoß. Und dann … Befriedigung.
Die Kellnerin kam mit der Kaffeekanne. »Noch einen?«
»Ja, bitte. Und die Rechnung.«
Freitag, 17. März, 8.15 Uhr
Blaine Connell sah aus, als habe er seit Tagen nicht geschlafen. Neben ihm am Tisch des Konferenzraums saß sein Gewerkschaftsvertreter, der, nach seiner kämpferischen Miene zu schließen, auf Krawall gebürstet war. Spinnelli und Patrick standen auf einer Seite des Tischs, während Murphy und Aidan sich gesetzt hatten. Der Mann von der Dienstaufsichtsbehörde, im schwarzen Anzug, lehnte in einer Ecke an der Wand.
Murphy schob das Foto von Connell, der von Lawe Geld annahm, quer über den Tisch, und Connell versteifte sich. »Das haben wir bereits besprochen«, sagte der Mann von der Gewerkschaft. »Officer Connell kennt den Mann nicht. Dieses Foto ist eindeutig eine Montage.«
»Dieser Mann heißt, wie wir inzwischen wissen, Destin Lawe«, sagte Murphy, ohne sich aus dem Konzept bringen zu lassen. »Privatermittler. Gewesen. Er ist tot.«
Aidan sah, dass Connells Schultern sich leicht entspannten. »Hat er sie bedroht, Blaine?« Connells Blick flackerte. Er hatte Familie, das wusste Aidan. »Sandra oder die Jungen?«
Wieder das Flackern, diesmal stärker, und Aidan seufzte. »Blaine, ich habe Sie immer für einen guten Cop gehalten. Sie können immerhin ein guter Mensch bleiben. Zehn Menschen sind gestorben. Falls Lawe Ihre Familie bedroht hat, besteht nun keine Gefahr mehr. Helfen Sie uns, Blaine. Sagen Sie uns, wo Sie ihn getroffen haben. Wir müssen eine Verbindung zwischen Lawe und seinem Mörder finden, sonst werden noch mehr Menschen sterben.«
Connell flüsterte dem Mann neben ihm etwas ins Ohr. »Er möchte Immunität«, sagte der Vertreter.
Patrick zog die Stirn in Falten. »Kommt drauf an, was er getan hat. Ich kann keine Pauschalimmunität gewähren.«
Der Anwalt stand auf. »Dann sind wir hier fertig. Kommen Sie, Blaine.«
Aidan begann, die Bilder der Toten nebeneinander zu legen. »Arness. Hooper. Hughes. Malcolm und Gwen Seward. Winslow. Adams.« Connell zog den Kopf ein, blieb aber sitzen, die Lippen fest zusammengepresst.
Der Rechtsberater zog an seiner Schulter. »Wir gehen, Blaine.«
Aidan fuhr fort. »Das waren die Unschuldigen. Und hier die Komplizen. Unser Täter mag keine Mitwisser. David Bacon. Nicole Rivera. Destin Lawe.« Connell erbleichte, als er den verkohlten Leichnam sah. »Keiner von ihnen hat sich mit uns in Verbindung gesetzt. Unseres Wissens waren sie ergeben bis zum bitteren Ende. Denken Sie, dass Sie eine Ausnahme machen? Wenn Sie geglaubt haben, dass Lawe die größte Bedrohung für Ihre Familie war, dann, fürchte ich, täuschen Sie sich. Sie sind ein potenzieller Störfaktor.«
»Gehen wir, Blaine.«
Connell machte sich los. »Er ist zu mir gekommen. Wollte, dass ich ihm einen Gefallen tue. Ihm Tatortfotos besorge. Damit würde er die Hexe zur Strecke bringen, die Prestons Mörder vor der Verurteilung bewahrt hat.«
»Dr. Ciccotelli«, sagte Murphy, und Connell nickte knapp.
»Genau die. Dieses Miststück hat Eis in den Adern.«
Aidan dachte an ihre Furcht in der Nacht zuvor, ihre herzzerreißenden Tränen. Er hätte wütend auf Connell sein sollen, aber er verspürte nur Trauer. »Nein, hat sie nicht«, sagte er.
Connells Lippen waren ein blutleerer Strich. »Sie vögeln sie, Reagan, also sind Sie als objektiver Beobachter wohl kaum geeignet. Wollen wir hoffen, dass sie eine Kanone im Bett ist, denn schließlich haben Sie dafür Ihren Ruf verkauft.« Er grinste höhnisch. »Im
Eye
ist auf Seite zwei ein hübsches Bild von ihr abgedruckt. Jetzt können alle sehen, wieso Sie Ihr Gewissen ins Klo gespült haben.«
Damit war es um Aidans Ruhe geschehen. Er spürte, wie Murphy sich neben ihm verspannte, und starrte auf den Tisch, bis er das Gefühl hatte, wieder vernünftig sprechen zu können. Dann sah er wieder zu Connell auf. »Wie hat Lawe Kontakt mit Ihnen aufgenommen?«
Connell blickte zur Seite. »Er fing mich ab, als ich aus dem Gericht kam. Später rief er mich von einem öffentlichen Telefon an, um die Übergabe zu vereinbaren. An den
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