Nie wirst du vergessen
Bob,
sondern Antworten auf meine Fragen."
„Ich habe gehört, dass die Kollegen eine Sammlung
veranstalten wollen."
„Bob, das ist doch nicht dein Ernst? Sag, dass das
nicht wahr ist!"
„Na gut, ich habe nur Spaß gemacht." Bob lachte
und trank einen Schluck Kaffee. „Ich finde es wirklich nicht sehr witzig,
Bob", sagte Lauren, lächelte jedoch dabei. Sie nahm die Tasse, die Bob ihr
hingestellt hatte. „Danke für den Kaffee."
Bob schaute sie nachdenklich an. „Ich dachte, dass du
ein bisschen Aufheiterung brauchen könntest."
„Damit hast du recht."
„Habe ich das nicht immer?", fragte Bob und
schmunzelte.
„Meistens. Sagen wir mal - zu siebzig Prozent."
„Bin ich froh, dass wenigstens du das glaubst. Die
Chefs hier sind wahrscheinlich nicht deiner Ansicht." Bobs Gesicht
verdüsterte sich, und er starrte in seine Tasse. Auf einmal wurde Lauren von
einer bösen Vorahnung erfasst. Offenbar hatte Bob die ganze Zeit nur
gescherzt, damit sie sich entspannte, denn er hatte anscheinend noch etwas
Schlimmes auf Lager. Das spürte sie ganz deutlich. „Bob, was ist?"
„Das sage ich dir gleich. Doch zuerst möchte ich noch
ein paar Dinge von dir erfahren, Lauren. Warum hast du dich entschlossen,
dieses Fernsehinterview zu machen?"
Lauren stellte die Tasse ab und spielte nervös mit dem
Kugelschreiber. „Um endlich meine Kinder zu finden, Bob."
„Aha. Also wollte Zachary Winters deinen Fall nicht
übernehmen", folgerte Bob und musterte Lauren sehr genau. Sie hatte das
unangenehme Gefühl, dass er ihr etwas verschwieg.
„Das stimmt. Er hat allerdings seine Meinung geändert
in der Zwischenzeit."
„Ich weiß nicht, ob das so gut ist, Lauren", bemerkte
Bob nachdenklich.
„Was meinst du damit? Ich verstehe dich nicht. Du
warst doch derjenige, der mir Winters empfohlen hat. Monatelang hast du mich
gedrängt, endlich den Anwalt zu wechseln und Winters für meinen Fall zu
interessieren."
„Das war früher, Lauren." Bob holte tief Luft.
„Machst du wieder einen deiner Scherze?", fragte
Lauren aufgebracht.
„Nein, es ist kein Scherz. Ich halte Winters nach wie
vor für den besten Anwalt von Portland, wenn nicht gar von der ganzen
Westküste."
„Aber?"
„Es gibt eine schlimme Neuigkeit. Das Verfahren wegen
des Treuhandfonds der Masons ist eingeleitet worden."
„Was hat denn das mit Winters zu tun?"
„Die Mason-Erben wollen aufs Ganze gehen."
Lauren begriff immer noch nicht, was das mit ihrem
Fall beziehungsweise mit Zachary Winters-zu tun haben sollte. „Das heißt also,
dass die Masons mit allen Mitteln gegen die Bank kämpfen wollen."
„Ja, und die Direktion lehnt es ab, sich mit ihnen
außergerichtlich zu einigen. Daraufhin zogen die Masons einen anderen Anwalt
hinzu, der rücksichtslos vorgeht und damit rechnet, dass die Bank sich doch
noch mit seinen Mandanten einigt, dies allein schon aus Angst vor dem Aufsehen,
das durch Veröffentlichungen in der Presse erregt würde. Falls bis zum fünften
Dezember keine außergerichtliche Einigung erzielt wird, müssen wir an diesem
Tag vor Gericht erscheinen. Aber eine Einigung mit den Mason-Erben kommt wie
gesagt nicht infrage. George West will diese Klage ganz entschieden anfechten.
Er meint, dass eine Reihe weiterer Verfahren auf uns zukommen würde, wenn wir
nachgeben. Und das wäre nicht gut für die Bank."
„Das brauchst du mir nicht zu sagen." Lauren
konnte sich die Folgen genau vorstellen. Jeder Kunde, der sein Geld falsch
angelegt hatte, würde versuchen, die Bank zu verklagen. Entweder, um eine
gütliche Einigung zu erzwingen, oder weil er sich einen Prozessgewinn
erhoffte. Aber selbst wenn die Bank den Prozess gewinnen sollte, hätte sie
enorme Anwaltskosten zu bezahlen - von den unangenehmen Begleiterscheinungen
und dem Zeitverlust gar nicht zu reden.
„Also, wer ist dieser scharfe Anwalt, der die Bank
durch die Mangel drehen will?", fragte sie.
„Lauren, die Antwort
wird dir nicht gefallen."
Ihr Herz verkrampfte
sich. „Wer ist es?", flüsterte
sie.
„Joshua Täte, der
Partner von Zachary Winters."
Lauren bekam kaum noch Luft. „Wann ... wann hat er
diesen Fall übernommen?"
„Vergangene Woche."
„Nachdem ich Winters
getroffen habe?"
Bob rieb sich den fast kahlen Kopf. „Sieht so
aus."
„Also hat Zachary meine Sache vielleicht nur deshalb
angenommen, um durch mich herauszufinden, was die Bank plant", überlegte
Lauren laut. Sie war wie benommen. Traf ihr Verdacht zu? Wahrscheinlich! Aus
welchem Grund hätte
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