Nie wirst du vergessen
Zachary sonst seine Meinung geändert? Alles sprach dafür,
denn sie war schließlich die Verwalterin des Treuhandkontos der Masons.
Außerdem hatte Zachary ihr keine große Hoffnung gemacht, dass er die Kinder
finden würde. Mit dem zutiefst verletzenden Gefühl, betrogen worden zu sein,
starrte Lauren vor sich hin.
„Nein, das glaube ich nicht." Bob schüttelte den
Kopf. „Winters ist im Grunde seines Wesens ein anständiger und ehrenhafter
Mann."
„Aber mit einigen Flecken auf der weißen Weste."
„Lauren, das ist doch nur Klatsch."
Sie schloss die Augen und dachte an den Mann mit dem
seltsamen Lächeln - den einzigen Menschen, der ihr vielleicht helfen konnte.
Das wusste sie, und dieses Wissen besiegte letzten Endes alle Zweifel. „Ich
werde dabei bleiben", sagte sie.
„Wie bitte?"
„Winters hat meinen Fall übernommen, und ich werde ihm
den Auftrag nicht entziehen", sagte Lauren entschlossen.
„Ich bin ganz deiner Ansicht, musst du wissen."
„Aber?"
„Wenn George davon erfährt, geht er wahrscheinlich an
die Decke."
„Was ich außerhalb der Dienststunden tue, ist allein
meine Angelegenheit und hat nichts mit der Bank zu tun."
„Aber du hast deine Angelegenheit zu einer öffentlichen
gemacht, als du das Fernsehinterview gabst. Und obendrein ist Zachary Winters
dein Anwalt."
„Auf deinen Rat hin, Bob."
„Ja, ja, ich weiß. Doch nun vertritt sein Partner die Gegenpartei
in dem drohenden Verfahren gegen die Bank. Du bist nicht nur bei dieser Bank
angestellt, sondern dir untersteht auch noch die Treuhandabteilung. Es ist
unwichtig, dass du diese Abteilung noch nicht geleitet hast, als die
angeblichen Verfehlungen passierten. Dieselbe Anwaltskanzlei, die dich
vertritt, klagt gleichzeitig gegen die Bank. Das scheint mir ein sogenannter
Interessenkonflikt zu sein, wie es in der Juristensprache heißt."
„Ich kann mir nicht vorstellen, dass das so ist",
rief Lauren. „Hoffentlich hast du recht", erwiderte Bob besorgt. „Denn ich
bin trotz allem nach wie vor der Ansicht, dass Winters der richtige Mann für
deinen Fall ist."
„Ich auch."
„Dann lass uns nur hoffen, dass George West nichts
dagegen hat."
„Das geht ihn doch überhaupt nichts an!", empörte
sich Lauren.
6.
KAPITEL
„Was hast du getan?", fragte Zachary. Er saß an
seinem Schreibtisch und starrte seinen Partner entgeistert an. Joshua Täte
stand in seinem eleganten Straßenanzug und mit einem zufriedenen Lächeln vor
Zachary. Dann setzte er sich in den Ledersessel am Fenster.
„Ich habe die Vertretung der Mason-Erben in der Klage
gegen die Northwestern Bank übernommen", wiederholte Joshua und bereitete
sich innerlich auf einen gehörigen Anpfiff von Zachary vor.
Jener nahm die Lesebrille ab und rieb sich die
Schläfen. Vom ausgiebigen Joggen stand ihm der Schweiß auf der Stirn. Er war
nach dem anstrengenden Lauf nur in die Kanzlei gekommen, um einige wichtige
Telefongespräche zu führen. Und da war Joshua hereingeschlendert und hatte
diese Bombe explodieren lassen.
„Du kannst weder Hammond Mason noch den Treuhandfonds
vertreten, Joshua." Zachary kannte Hammond Mason - einen geldgierigen
Mann, der nie genug bekam und stets glaubte, übervorteilt zu werden.
„Natürlich kann ich das, Zachary."
„Dieser Prozess ist nicht zu gewinnen."
„Vielleicht doch", bemerkte Joshua mit einem geheimnisvollen
Lächeln.
„Was zum Teufel willst du beweisen?" Zachary schob
ungeduldig einen Stapel Post beiseite.
„Ich will beweisen, dass die Anwaltskanzlei Winters
& Täte noch immer besteht und dass man mit uns rechnen muss. Sieh dich doch
einmal um hier, Zachary. Merkst du denn nicht, was hier geschieht? Wir siechen
langsam, aber sicher dahin. Verdammt noch mal, wir sind Rechtsanwälte, und man
kann von uns erwarten, dass wir unseren Beruf auch ausüben. Das, was du seit
geraumer Zeit nicht mehr tust, Zachary."
Joshua hatte recht, gestand sich Zachary ein. „Sprich
weiter", sagte er ruhig und sah Joshua an.
„Du selbst hast mir mitgeteilt, dass dich de'r Fall
Lauren Regis nicht interessiert und dass du auch keine Nachforschungen nach
ihren Kindern anstellen wirst."
„So war es auch, Joshua."
„Aber jetzt hast du es dir anders überlegt, oder was?
„Ja." Zachary stand auf und streckte sich. Er
wollte sich einen Drink machen, ließ es jedoch bleiben. Alkohol würde ihm
nicht helfen. Auch sonst kaum etwas. Die ganze Sache - also Lauren, ihre Kinder
und ihre Stellung in der Bank als Beauftragte des Mason- Kontos
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