Nie wirst du vergessen
- war ein
einziger Schlamassel, ein verdammter, hoffnungsloser Schlamassel.
„Und jetzt erwartest du, dass ich mich von der Mason-Sache
zurückziehe, weil es möglicherweise als Interessenkonflikt angesehen werden
könnte?" Joshua verschränkte die Arme vor der Brust, um sich für den
Fortgang der Auseinandersetzung zu wappnen.
Zachary wusste, dass ihm ein Streit mit Joshua nichts
bringen würde. Sein Partner war ein Meister der Sprache und liebte scharfe
Wortgefechte, die endlos dauerten. Das hatte er als Verteidiger im Gerichtssaal
oft bewiesen. Also griff Zachary zu einer anderen Taktik. „Warum hast du mir
nichts von der Unterredung mit Hammond Mason gesagt?"
„Das wollte ich ja."
„Wann denn?"
Joshua wich Zacharys Blick aus. „Zum Teufel, ich weiß
es nicht. Ich wollte schon lange mit dir über diese Sache sprechen."
„Ach? Jetzt ist es aber etwas spät."
„Du bist ja auch nicht gerade oft hier", sagte
Joshua betont. Er wusste, dass er mit dieser Bemerkung einen empfindlichen
Nerv getroffen hatte. Doch er schob herausfordernd das Kinn vor: „Ich gebe den
Fall Mason nicht ab, Zachary."
„Warum nicht?"
„Du hast mir überhaupt nicht zugehört", erwiderte
Joshua ungeduldig und gereizt. „Wir brauchen einen Fall, der uns endlich wieder
ins öffentliche Gespräch bringt. Du weißt schon, bei der Presse und so
weiter."
„Selbst wenn wir verlieren?" Zachary rieb sich
das Kinn und blickte schuldbewusst auf die viele Post auf seinem Schreibtisch.
Er war wirklich nicht oft in der Kanzlei gewesen und hatte deshalb kein Recht,
sich als Joshuas Chef aufzuführen. Sein Partner hatte in den letzten Jahren
fast die ganze Arbeit allein gemacht.
„Wir verlieren nicht, Zachary."
„Doch. Du hast überhaupt keine Chance, Joshua."
„Der alte West wird sich gütlich einigen."
„Das bezweifle ich. Er ist darauf aus, dich fertigzumachen,
und er hat Patrick Evans auf seiner Seite."
„Aber Evans ist nicht mehr der, der er mal war."
„Du irrst dich." Zachary runzelte die Stirn und
fuhr fort: „Habe ich dir nicht als erste Lektion beigebracht, den Gegner
niemals zu unterschätzen? In Portland gibt es keinen besseren Anwalt als
Evans."
„Erst seitdem du dich zurückgezogen hast."
Zachary verspannte sich am ganzen Körper. „Er war
schon immer gut."
„Dann ist es höchste Zeit, ihn von seinem hohen Ross
herunterzuholen."
Zachary seufzte. „Deine Abneigung gegen ihn nützt uns
beiden nichts, Joshua."
„Das ist dir doch alles egal, schon seit Jahren. Schau
dir das hier doch nur an, nennst du das eine Anwaltskanzlei? Ich erinnere mich
noch sehr gut, wie es früher hier gewesen ist. Damals, als mein Vater noch
lebte und Winters & Täte die gefragtesten Anwälte im ganzen Nordwesten
waren."
„Und ich habe das alles heruntergewirtschaftet, nicht
wahr?" Zorn flammte in Zacharys Augen auf.
Joshua lenkte ein. „Es ist ja auch viel geschehen.
Rosemarys und Vaters Tod ... Man kann verstehen, dass du nicht mehr wolltest.
Aber jetzt ... Herrgott, das ist vier Jahre her! Mit dem richtigen Fall könnte
alles wieder wie früher sein."
„So einfach ist das
nicht."
„Natürlich nicht, wir müssen da schon einiges tun.
„Was willst du zum
Beispiel im Mason-Fall tun?"
„Zunächst abwarten. Ich wette, dass die Gerechtigkeit
siegt."
„Meinst du damit die Einigung auf eine große
Summe?"
Joshua grinste.
„Du könntest auch ganz groß verlieren", warnte
Zachary.
„Hast du denn eine bessere Chance mit dem Re-
gis-Fall?"
„Das wird schwierig", gab Zachary zu.
„Warum hast du dich denn darauf eingelassen?"
„Die Frau braucht Hilfe."
„Sie war neulich im Fernsehen. Das ist bereits eine
gute Werbung für uns, nicht wahr?", schmunzelte Joshua. „Es könnte eine
große Sache für uns werden, meinst du nicht auch?"
„Oder eine fürchterliche Katastrophe", bemerkte
Zachary trocken.
„Schon möglich. Aber du sagst ja immer, dass das ganze
Leben ein Glücksspiel sei." Joshua ging zur Tür und wollte das Zimmer
verlassen. Doch Zacharys Stimme hielt ihn zurück.
„Lass die Finger von der Mason-Geschichte,
Joshua!"
Zachary legte höchst selten einen Befehlston im Umgang
mit seinem Partner an den Tag, und dass er dies jetzt tat, brachte Joshua auf.
„Das kann ich nicht", entgegnete er aufgebracht. „Es ist eine Herausforderung
für mich. Und was habe ich schon zu verlieren? Höchstens etwas Zeit."
„Und was wird mit Lauren Regis?"
„Ach, das ist es also?" Joshua, der bereits die
Klinke in der
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