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Niedertracht. Alpenkrimi

Niedertracht. Alpenkrimi

Titel: Niedertracht. Alpenkrimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Maurer
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sollen auf dem Heimweg Milch mitbringen –
    Mann H-Milch?
    Ostler (ins Telefon) H-Milch? (zum Mann) Nein, ganz normale Milch.
    Mann Und wie viel?
    Ostler (ins Telefon) Wie viel? (zum Mann) Bittschön, reden Sie doch gleich selbst mit ihr. Ich geb Ihnen den Hörer.
    Mann (ins Telefon) Was? Was? Zwei Liter?
    Ostler (tippt weiter) Als der Kollege Hölleisen wieder innen im Gebäude angelangt war und in die Gesäßtasche des Verdächtigen griff, musste er feststellen, dass sie leer war.
    Mann Ja, zwei Liter. Aber warum keine H-Milch?
    Ostler Er ging also wieder hinaus und stellte den Verdächtigen zur Rede. Der gab an, es wäre gerade jemand dagewesen und hätte ihm die Brieftasche hinten herausgenommen. »Das war ich aber nicht!«, rief Kollege Hölleisen, und jetzt gab es einen Wortwechsel, bei dem beleidigende Worte fielen –
    Mann (gibt Ostler den Telefonhörer wieder zurück) Entschuldigen Sie, aber das ist nicht meine Frau.

32
    … so ist der Jodler, da er die Ideen des Liedes übergeht, auch von der erscheinenden Welt ganz unabhängig, ignoriert sie schlechthin, könnte gewissermaßen, auch wenn die Welt gar nicht wäre, doch bestehn: was von dem Lied selbst sich nicht sagen läßt.
    Arthur Schopenhauer, Die Welt als Wille und Vorstellung, § 52, Über Musik
    »An Ihrer Interviewtechnik müssen Sie aber noch arbeiten, Hubertus«, sagte Maria und drohte scherzhaft mit dem Zeigefinger.
    »War ich wieder einmal zu knurzig?«, fragte der Kommissar lachend. »Ich gebe es zu: Interviews sind nicht so mein Ding.«
    Genau das mochte Maria so an Jennerwein, dass er auch mal einen Fehler, eine Schwäche zugeben konnte. Die beiden blickten sich kurz an, Maria hielt den Blick länger als Jennerwein. Nicht dass Jennerwein ihrem Blick ausgewichen wäre, aber er wurde abgelenkt, denn Nicole Schwattke und Ludwig Stengele waren laut diskutierend hereingekommen.
    »Ich hätte die Felsnadel die ganze Zeit über filmen sollen«, sagte Nicole gerade.
    »Ich gehe mal eben in den Asservatenraum«, sagte Maria. »Ich will mir die beiden Rucksäcke nochmals ansehen. Mit Yijing-mu und Spucke –«
    »Mit was?«, fragte Jennerwein.
    »Yijing-mu, eine fernöstliche Konzentrationsübung. Man assoziiert frei, entfernt sich scheinbar von seinem Ziel, kommt aber dann ganz schnell zum Punkt.«
    »Ja, Maria, machen Sie das, wie auch immer. Sehen Sie sich die Gegenstände nochmals an. Der Täter hat die Rucksäcke sorgfältig und nach einem bestimmten Plan gepackt, ich bin mir sicher, dass irgendeine Spur zu ihm führt.«
    Jennerwein hatte einen schärferen Ton angeschlagen, alle blickten zu ihm hin.
    »Ja, ich bin sauer. Wir haben viel Ermittlungsarbeit getrieben, nur um herauszubekommen, dass das erste Opfer – vielleicht! – Cellist war. Das hat uns aber eigentlich nicht sonderlich weitergebracht, dem zweiten Opfer hat das nichts mehr genutzt. Wir müssen diesen Täter fassen, das hat oberste Priorität. Prüfen Sie jeden Ihrer Schritte, ob er dieser Priorität entspricht.«
     
    Maria verschwand, Ostler kam ins Besprechungszimmer und knallte seine Dienstmütze wütend auf den Tisch.
    »Als ob wir sonst nichts zu tun hätten!«, schimpfte er. »Erst nervt mich ein Typ, der seine Frau vermisst, schon nach zwei Stunden zur Polizei gelaufen kommt und dann Charles Baudelaire zitiert. Und zu allem Überfluss noch diese Schlägerei.«
    »Die Schlägerei im Kurpark?«, fragte Nicole. »Was war denn da los?«
    »Ein paar Skinheads haben einen unbescholtenen ausländischen Mitbürger angegriffen und übel zugerichtet«, sagte Ostler. »Einen italienischen Geschäftsmann aus Mailand. In der Modebranche tätig. Die Personalien sind in Ordnung. Nach eigenen Angaben wollte er einen Abendspaziergang in der Fußgängerzone machen. Mitglieder der
Bewegung Fünfter August
haben ihn zum Kurpark geschleppt, über die Mauer geworfen, mit einem Messer auf ihn eingestochen und ihn liegengelassen. Ich war gerade im Krankenhaus bei ihm.«
    »Ist ja übel.«
    »Ja, aber irgendetwas stimmt da nicht«, fuhr Ostler fort. »Erstens sieht mir der Typ nicht wie einer aus der Modebranche aus, sondern wie ein Bodybuilder der schmierigsten Sorte. Was auch komisch ist: Zehn gegen einen, und die zehn sehen ziemlich mitgenommen aus, die Hälfte von ihnen liegt ebenfalls im Krankenhaus. Einer allein kann die eigentlich nicht so zugerichtet haben. Aber was sollen wir machen? Ich kann ihn ja nicht deswegen festhalten, weil er Italiener ist und wie ein Bodybuilder

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