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Niels Holgersens wunderbare Reise mit den Wildgaensen - Zweiter Teil

Niels Holgersens wunderbare Reise mit den Wildgaensen - Zweiter Teil

Titel: Niels Holgersens wunderbare Reise mit den Wildgaensen - Zweiter Teil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Selma Lagerloef
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Leute herbei, denn diese Küsten
     und Sunde sind, wie du weißt, so, daß sie die Menschen anziehen. Da kamen fromme Frauen vom Sankte-Klara-Orden, und baten
     um Baugrund. Ihnen blieb nichts weiter übrig, als sich am nördlichen Uferanzusiedeln, auf Nörrmalm, wie es hieß. Sie waren sicher nicht übermäßig zufrieden hiermit, denn über Nörrmalm läuft ein
     hoher Bergrücken, und dort hatte die Stadt ihren Galgenberg, so daß dies eine verachtete Gegend war. Trotzdem bauten die Klaraschwestern
     ihre Kirche und ihr großes Klostergebäude an dem Ufer, gerade unter dem Bergrücken. Und als sie sich erst in dieser Gegend
     niedergelassen hatten, bekamen sie bald Nachahmer. Ein gutes Stück nördlich von der Stadt, oben auf dem Bergrücken selbst,
     baute man ein Krankenhaus mit einer Kirche, die Sankt Jörgen geweiht wurde, und gerade unter dem Bergrücken wurde eine Kirche
     für Sankt Jakob errichtet.
    Auch auf Södermalm, wo sich die Felsenklippe steil aus dem See erhebt, begann man zu bauen. Dort errichtete man eine Kirche
     zu Ehren der Jungfrau Maria.
    Aber du mußt nicht glauben, daß nur Klosterleute nach Stockholm zogen, Klement. Da waren auch viele andere. Vor allem waren
     da eine Menge deutscher Kaufleute und Handwerker. Sie waren tüchtiger als die schwedischen und wurden gut aufgenommen. Sie
     ließen sich in der Stadt innerhalb der Mauern nieder, rissen die armseligen kleinen Häuser herunter, die schon dort standen
     und bauten neue, prächtige, steinerne Häuser. Aber es war nur ein wenig Platz in den Häusern, sie mußten sie dicht nebeneinander
     legen, mit den Giebeln nach den schmalen Gassen hinaus.
    Ja, du siehst, Klement, Stockholm übte eine große Anziehungskraft auf die Menschen aus.«
    Jetzt ward ein anderer Herr sichtbar, der schnell den Gang hinabgegangen kam, gerade auf die beiden zu. Aber der Herr, der
     mit Klement sprach, winkte mit der Hand,und der andere blieb in einiger Entfernung stehen. Der vornehme alte Herr kam wieder nach der Bank und setzte sich neben
     den Spielmann.
    »Jetzt sollst du mir einen Gefallen tun, Klement,« sagte er. »Ich habe keine Zeit, länger mit dir zu sprechen, aber ich will
     dafür sorgen, daß dir ein Buch über Stockholm zugeschickt wird, und das sollst du von Anfang bis zu Ende durchlesen. Nun habe
     ich, sozusagen, den Grund von Stockholm für dich gelegt, Klement. Studiere nun selbst weiter und mache dich bekannt damit,
     wie die Stadt gelebt und sich verändert hat! Lies, wie die kleine, enge, mauerumschlossene Stadt auf den Werdern sich ausbreitete
     und zu diesem großen Häusermeer wurde, das wir hier unter uns sehen. Lies, wie der dunkle Turm Kärnan das schöne helle Schloß
     hier unten geworden ist, und wie die Kirche der Grauen Mönche die Grabstätte der schwedischen Könige wurde. Lies, wie der
     eine Werder nach dem anderen sich mit Gebäuden füllte! Lies, wie die Kohlgärten auf Södermalm und Nörrmalm zu Parks oder zu
     bebauten Stadtvierteln wurden! Lies, wie die Bergrücken abgetragen und die Sunde ausgefüllt wurden! Lies, wie der abgesperrte
     Tierpark der Könige die liebste Zufluchtsstätte des Volkes wurde! Du mußt dich bemühen, vertraut mit Stockholm zu werden,
     Klement. Diese Stadt ist nicht nur die Stadt der Stockholmer. Sie gehört dir und ganz Schweden.
    Und wenn du dann von Stockholm liest, Klement, so denke daran, daß ich die Wahrheit gesprochen habe, und daß die Stadt die
     Kraft besitzt, alle an sich zu ziehen! Zuerst zog der König hierher, dann bauten die vornehmen Herrenihre Paläste hier. Darauf ward einer nach dem anderen angezogen, so daß Stockholm jetzt, wie du siehst, nicht mehr eine Stadt
     für sich selbst oder für die nähere Umgegend ist. Es ist eine Stadt für das ganze Land geworden.
    Du weißt ja, Klement, daß in jeder Landgemeinde ein Gemeinderat abgehalten wird, in Stockholm aber wird der Reichstag für
     das ganze Volk abgehalten. Du weißt, daß im ganzen Lande in jeder Harde Richter angestellt sind, in Stockholm aber ist ein
     Gericht, das über alle die anderen das Urteil spricht. Du weißt, daß überall im Lande Reserven und Truppen sind, in Stockholm
     aber sitzen die, die den Befehl über das ganze Heer haben. Überall im Lande gehen Eisenbahnen, von Stockholm aus wird aber
     das Ganze geleitet. Hier ist die Oberhoheit für Geistliche, für Ärzte, für Lehrer, für Hardesvögte und Ortsvorsteher. Hier
     ist der Mittelpunkt dieses Landes, Klement. Von hier kommt das Geld, das du

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