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Niemand hört dich schreien (German Edition)

Niemand hört dich schreien (German Edition)

Titel: Niemand hört dich schreien (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Burton
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Hand.
    Zack lehnte sich an den Konferenztisch, schlug die Beine übereinander und schlürfte seinen Kaffee. »Hast du ein gutes Bild?«
    »Schau selbst.« Jacob drückte auf »Play«.
    Die körnige Farbaufnahme zeigte Jackie White, wie sie mit einem voll beladenen Einkaufswagen auf ihr Auto zuging. Die ersten drei Einkaufstüten lud sie ohne weitere Vorkommnisse um, aber als sie die vierte hochhob, riss deren Boden. Dosen rollten von ihr weg.
    »Auftritt unseres Verdächtigen«, sagte Jacob.
    Aus dem Dunkel tauchte eine Gestalt mit Kapuze auf und begann, die Einkäufe einzusammeln. Mit Dosen beladen ging der Mann auf Jackie zu.
    »Er erschreckt sie«, sagte Jacob. »Und sie versucht, ihm die Dosen abzunehmen.«
    Zack beobachtete die Szene mit zusammengezogenen Brauen. »Aber unser Kavalier weigert sich. Er will sie ihr in den Wagen legen. Wahrscheinlich wirft er ihr vor, sie sei zu stolz und solle ruhig Hilfe annehmen. Die übliche Scheiße bei Überfällen.«
    Jacob trank noch einen Schluck Kaffee. »Ja. Und es funktioniert. Sie lässt ihn die Dosen in den Wagen legen.«
    Zack beugte sich vor. »Der Kerl könnte ihr Ehemann sein.«
    »Der Körperbau stimmt überein.«
    Die beiden sahen weiter zu. Der Mann brachte Jackie dazu, zur Seite zu gehen, und sie verschwand aus dem Blickfeld der Kamera. Sie kam nicht wieder ins Bild, er hingegen schon. Er schloss die Autotür und verriegelte sie.
    Jacob machte ein grimmiges Gesicht. »Er muss in der Nähe ein Auto gehabt haben.«
    »Ja.«
    »Dann sollten wir uns jetzt mal mit White unterhalten.«
    Die Fahrt zu Whites Haus dauerte zwanzig Minuten. Auf dem Absatz vor der Tür lag eine Zeitung. Jacob hob sie auf und klopfte. Als niemand reagierte, klopfte er erneut.
    Die Tür ging auf, und White starrte ihn an. Er wirkte nicht mehr am Boden zerstört wie am Donnerstag. Jetzt sah er verhärmt aus. Dunkle Stoppeln bedeckten sein Kinn, und das Hemd seiner zerknitterten Arbeitskleidung hing ihm aus der Hose.
    »Was wollen Sie?«, blaffte er.
    »Wir würden gern mit Ihnen sprechen.« Jacob zog ein klein wenig Befriedigung aus der Tatsache, dass er in der letzten Nacht offenbar nicht als Einziger wenig geschlafen hatte.
    »Worüber?«, fragte White bockig.
    »Jackie White«, erwiderte Jacob.
    Die beiden Detectives sahen ihn an. Zacks herausfordernder Blick erlaubte keine weitere Diskussion. White ließ sie eintreten und schloss die Tür. »Haben Sie Jackies Mörder gefunden?«
    Zack verschränkte die Arme vor der Brust. »Wir arbeiten daran.«
    White ließ die Arme herabhängen, doch seine Hände ballten sich zu Fäusten. »Und was haben Sie bis jetzt?«
    »Sagen Sie mir noch einmal, wo Sie am vergangenen Wochenende waren?«
    »Ich war in Bath County auf der Jagd. Ich bin am Freitag weggefahren und am Montag spät zurückgekommen.«
    »Wie weit ist Bath County von hier entfernt?«
    »Drei Stunden.«
    Jacob nickte. »Wenn man sich beeilt, schafft man es in zwei Stunden.«
    »Von Beeilen konnte letztes Wochenende keine Rede sein. Auf dem Afton Mountain lag Schnee.« Der Berg lag genau westlich von Charlottesville, und der dortige Abschnitt der Interstate wurde bei schlechter Wetterlage als erster unpassierbar.
    Jacob schaute in seine Aufzeichnungen, als würde er etwas Bedeutsames lesen. »Um wie viel Uhr sind Sie angekommen?«
    »Ich weiß nicht. Spät.«
    »Wie wär’s mit einer Uhrzeit?«
    White seufzte. »Hinter Staunton hatte ich eine Panne und musste den Reifen wechseln. Ich war erst gegen eins bei der Hütte.«
    »Wo haben Sie den Reifen gewechselt?«
    »Weiß ich nicht mehr. Wie schon gesagt, eine Tankstelle in Staunton.«
    White schluckte und beugte sich vor. »Ich habe meine Frau nicht umgebracht.«
    »Das haben wir auch nicht behauptet«, antwortete Jacob.
    Whites Blick war wild vor Kummer und Zorn. »Warum dann all diese Fragen?«
    Zack ließ seine Arme fallen, um reagieren zu können, falls es nötig wurde. »Routine.«
    Jacob dachte an die Videoaufzeichnung. Jackie war am Freitag um zwanzig nach zehn verschwunden, womit White genügend Zeit gehabt hätte, sie beiseitezuschaffen und gegen eins in Bath zu sein. »Könnten Sie uns die Namen der Leute nennen, mit denen Sie auf der Jagd waren, damit sie uns Ihre Ankunftszeit bestätigen können?«
    Whites Lippen wurden schmal. »Ich verstehe nicht, wozu Sie die Namen brauchen.«
    Jacob verengte die Augen zu Schlitzen. Darauf hatte er nur gewartet. »Ich kann einen Gerichtsbeschluss erwirken und Ihre Reifen auf Flicken hin

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