Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Niemand ist eine Insel (German Edition)

Niemand ist eine Insel (German Edition)

Titel: Niemand ist eine Insel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Mario Simmel
Vom Netzwerk:
Telefoniere häufig mit Ruth und berichte ihr alles. Sie ist empört. Ich sage, daß ich sie liebe, jeden Tag, jede Stunde mehr.
    »Auch ich, Phil«, sagt Ruth.
    Ein anderes Mal sagt sie: »Arme Babs.«
    Dienstag, 14. März 1972: Professor Geller hat ein Wunder vollbracht, ein wirkliches Wunder. Schon zum Wochenende vorher war Babs wieder bei Kräften, erkannte mich, ließ sich von mir streicheln, drückte sich an mich. Diese Besserung ist nur temporär, sagt Professor Geller, das gehe alles auf Medikamente zurück, der Rückschlag werde kommen.
    Ich telefoniere abends mit Sylvia: »Professor Geller hat genau die gleiche Diagnose gestellt wie Doktor Reinhardt, wie die Mayo-Klinik, wie Professor Crossman und – verklausuliert – Professor Lundstrom.«
    Also ist mit der absoluten Mehrheit der Diagnosen die Entscheidung zuungunsten von Babs gefallen. Damit muß Sylvia sich nach dem Vertrag abfinden. Die Odyssee ist beendet. Babs wird zu Ruth zurückkehren und später eine dieser Institutionen besuchen. Bevor es dazu kommt, haben wir allerdings noch eine grausige Farce vor uns.

    ENDE DES BERICHTS AN HAND DER TAGEBÜCHER.

57
    D er ›Blaue Salon‹ des Hotels LE MONDE ist sehr groß und wird häufig für Konferenzen oder private Gesellschaften verwendet. Sylvia hat im ›Blauen Salon‹ des LE MONDE schon viele Pressekonferenzen gegeben. Am Mittwoch, dem 15. März 1972, gab sie auch eine.
    Es könnte sein, mein Herr Richter, daß Sie das, was ich nun aufschreibe, nicht glauben oder nicht glauben können. Ich schreibe die Wahrheit. Es gibt eine Menge Zeugen.
    Diese Pressekonferenz begann mit Verspätung um 16 Uhr 45 und dauerte bis 19 Uhr 10 – ungewöhnlich lange, Sie werden bald verstehen, wieso.
    Vorbereitet hatte diese Konferenz Rod Bracken.
    Tags zuvor war Clarissa aus Madrid nach Paris zurückgekehrt, mit einer Linienmaschine: Sie ging in ihr Zimmer im Hotel und verließ es nicht mehr bis zum Beginn der Pressekonferenz. Bracken hatte die Aufgabe gehabt, Clarissa die ganze Wahrheit über Babs zu sagen und des weiteren alles über das, was nun geschehen mußte. Der alte Dr. Lévy hatte die Aufgabe gehabt, Clarissa danach mit Spritzen und Pillen so weit zu bringen, daß sie ruhig und ausgeglichen aussah. Sie sah ein bißchen zu sehr so aus.
    Ich hatte noch aus Bern meinen Freund, den Président-Directeur Général des LE MONDE, Pierre Maréchal, angerufen und ihm gleichfalls alles erzählt. Es ging nun einfach nicht mehr anders. Ich hatte Maréchal gebeten, uns zu helfen. Er hatte das zugesagt. Er mußte eine Handvoll absolut vertrauenswürdiger Menschen einweihen. Joe (er fordert jetzt zu allem sein Okay) hatte dem zugestimmt.
    Gegen Mittag dieses Tages landeten in Orly zwei Flugzeuge – zuerst eine Linienmaschine der LUFTHANSA. Mit ihr kam Ruth, begleitet von zwei anderen Ärzten des Sophienkrankenhauses. Sie fuhr ins LE MONDE, dort erhielten die drei Mediziner Zimmer. Etwas später landete Sylvias SUPER-ONE-ELEVEN. Sie hatten Sylvias Rolls-Royce aus der Tiefgarage da draußen geholt. In ihm fuhren Babs, die zwei französischen Ärzte des Hôpital Sainte-Bernadette und ich ins LE MONDE, und zwar in den Innenhof. Ihm folgte ein dritter Wagen mit den Detektiven der SEVEN STARS. Babs konnte, wenn auch hinkend, gehen, sie war ruhig und nicht erregt, und sie sprach noch immer kein Wort. Unsere Maschine war von Basel aus gestartet, und Professor Geller hatte mir erklärt, daß Babs jede nicht allzu große Anstrengung ohne Verlust ihres (mit Drogen erzeugten) ›normalen‹ Zustands acht bis höchstens zehn Stunden ertragen würde, keinesfalls länger. Die Zeit lief gegen uns, seit wir Professor Geller verlassen hatten.
    Als ich mit Babs an der Hand, begleitet von den Ärzten und den Detektiven, gegen 14 Uhr 30 das Appartement 419 im LE MONDE betrat, kam es zu einer grausigen Szene. Im Salon des Appartements warteten außer Sylvia und Bracken: Joe, Lejeune, zwei amerikanische Anwälte, der PR-Mann Charley, die französischen Ärzte und die beiden Detektive. Sylvia trug einen Morgenmantel.
    An meiner Hand trat Babs in den Salon, einen Fuß leicht nachschleifend, mit Maskengesicht und ohne Emotion.
    »Babs!«
    Sylvia schrie auf, als sie ihre Tochter sah. Sie lief dem Kind entgegen, fiel vor Babs in die Knie, brach in Tränen aus und drückte und preßte das Kind gegen sich, ununterbrochen den Namen des kleinen Mädchens nennend und unzählige Worte der Liebe und der Zärtlichkeit stammelnd.
    Babs stand mit

Weitere Kostenlose Bücher