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Niemand ist eine Insel (German Edition)

Niemand ist eine Insel (German Edition)

Titel: Niemand ist eine Insel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Mario Simmel
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gesagt, ich hab es immer gesagt«, hörte ich Joe hinter mir. Sylvia erhob sich.
    »Du kommst mit!« sagte sie zu mir.
    »Nein!«
    »Nun komm schon«, sagte Sylvia.
    Die Leute in unserer Reihe erhoben sich, machten Platz. Sylvia ging voraus zu der mächtigen Bühne mit dem Orchester, mit der mannshohen Nachbildung des ›Oscar‹, mit dem Blumenmeer. Der Beifall wurde rasend laut.
    Nun hatten Sylvia und ich die mit rotem Samt ausgelegte kurze Treppe zur Bühne erreicht. Jetzt waren wir auf der Bühne, die grell angestrahlt war. Dennoch flammte ein weiterer Spot-Scheinwerfer auf, sehr stark, irrte kurz, fand uns, hielt uns, bewegte sich mit uns, wir gingen in seinem gleißenden Schein, erreichten die Bühnenmitte. Umarmungen, Küsse, Händeschütteln. Diesmal überreichte Raquel Welch den ›Oscar‹. Raquel küßte Sylvia noch einmal.
    Der Beifall steigerte sich noch mehr, als ich Sylvia küßte.
    Voilà, das Liebespaar des Jahrhunderts!
    Langsam trat Stille ein.
    Einundvierzig Männer (das vierseitige Programmheft nannte alle ihre Namen!) des Television Staff der NBC hatten in diesem Moment eine einzige Aufgabe – Sylvias Bild und Sylvias Worte aufzunehmen und auf die Fernsehschirme von sechshundert Millionen Menschen zu bringen. Sie stand jetzt vor einem Mikrofonbündel.
    »Meine Da …« Ihre Stimme versagte. Sie lächelte glücklich. Ich lächelte glücklich. »Meine Damen und Herren, meine lieben Freunde. Ich danke Ihnen von ganzem Herzen für diese wunderbare Auszeichnung, die Sie mir heute zu …« Der ›Oscar‹ glitt aus ihrer Hand, krachte auf den Bühnenboden, rollte zur Seite. Gleichzeitig damit sackte Sylvia zusammen, ich konnte sie eben noch vor einem Sturz auf den Bühnenboden bewahren.
    Grelles Aufschreien des Publikums!
    Ich hielt Sylvia in den Armen. Mein Herr Richter, ich war fest davon überzeugt, daß ich eine Tote in den Armen hielt. Männer kamen auf die Bühne gerannt – allen voran Dr. Kassner.
    »Langsam hinlegen, ganz langsam«, sagte er ruhig. Ich habe ihn niemals anders als ruhig erlebt. »So ist es recht.« Und zu den Detektiven der SEVEN STARS: »Ambulanz soll vorfahren.«
    »Fährt schon vor, Doc.«
    Sylvia lag auf dem Rücken, die Augen waren weit geöffnet und sahen doch nichts. Ihr Kleid war an der Schulter gerissen.

50
    D r. Elliot Kassner sagte: »Wir müssen uns darüber klar sein, meine Herren: Bisher habe ich Mrs. Moran nur so behandelt, daß sie unter dem Druck der Ereignisse nicht völlig zusammengebrochen ist, daß sie sich weiter in der Öffentlichkeit zeigen, daß sie ihren ›Oscar‹ in Empfang nehmen konnte …«
    »Das hat sie ja auch prima getan«, knurrte Bracken. Wir saßen in Joes Büro auf dem Gelände der SEVEN STARS. Joe saß hinter einem riesenhaften Schreibtisch. Dr. Kassner, Bracken und ich saßen davor.
    »Seien Sie ruhig, Rod«, sagte Joe gütig. »Etwas Besseres als dieser Zusammenbruch hätte uns nicht passieren können. Haben Sie in den letzten zwei Tagen keine Zeitung gelesen? Mit diesem Zusammenbruch allein, wenn ihn Charley und seine Leute richtig ausschlachten, bringt der Film zusätzliche Millionen. Entschuldigen Sie, Doc, was wollten Sie sagen?«
    Der schwere, breitgesichtige Mann mit dem klugen Gesicht sagte: »Daß alles, was ich bisher bei Mrs. Moran getan habe, Aushilfs- oder Notlösungen gewesen sind und leider nicht die Behandlung, die wirklich am Platz gewesen wäre. Weil ich eingesehen habe, daß Mrs. Moran noch eine Weile in der Öffentlichkeit bleiben mußte. Wie lange hat sie denn nun Ruhe?«
    »Im Herbst wollen wir ihren nächsten Film drehen – MISSION TO BERLIN«, sagte Bracken.
    » Müssen , nicht wollen«, sagte Joe. »Jetzt – nach dem ganz, ganz großen Durchbruch! Jetzt, nach dem KREIDEKREIS! Jetzt, wo Sylvia …«
    »Der Film wird in Berlin gedreht?« unterbrach ihn Dr. Kassner.
    »Berlin, Paris und New York«, sagte ich. »Eine Agentengeschichte.«
    »Aber eine, wie es sie noch nie gegeben hat«, grunzte Joe. »Dieser Film wird Höhepunkt und Ende aller Agentengeschichten sein. Etwas Besseres wird es niemals geben. Und Sylvia in der Hauptrolle!«
    »Sie wollen Mrs. Moran noch lange ganz oben halten, noch viele Millionen mit ihr verdienen«, sagte Dr. Kassner.
    »Nicht nur ich. Wir alle. Auch Sylvia. Man muß das Eisen …«
    »Jaja«, sagte Dr. Kassner.
    »Was heißt jaja?«
    »Was Sie wollen, ist mir klar, Mister Gintzburger. Aber wenn das auch klappen soll, was Sie wollen, dann können Sie das nur mit

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