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Niemand ist eine Insel (German Edition)

Niemand ist eine Insel (German Edition)

Titel: Niemand ist eine Insel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Mario Simmel
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endlich nicht mehr die Fische.
    »Nein«, sagte Frédéric.
    »Wieso nicht? Ist er abgehauen? Dann ist er vielleicht wirklich unser Mann!«
    »Er ist nicht Ihr Mann, Monsieur Bracken«, sagte Frédéric. »Er kann es nicht sein.«
    »Wieso nicht?«
    »Weil sich Duval unmittelbar nach der Sendung damals im Juli ein Bein gebrochen hat und ins Krankenhaus gebracht werden mußte. Da konnte er dann nicht sofort weitersaufen. Und bekam am dritten Tag ein blühendes Delirium. Vier Tage später war er tot. Sie sehen, Duval kann es nicht gewesen sein. Er hatte gar nicht mehr die Zeit, ein etwa aufgenommenes Band weiterzugeben. Und sein Kollege schwört, daß Duval nicht mitgeschnitten hat. Es wäre praktisch auch kaum möglich gewesen – da saßen ja noch andere Menschen am Regietisch.«
    »Traurig«, sagte Bracken.
    Wir ließen uns noch von Frédéric erzählen, was er alles getan hatte, um eine Spur zu finden, und er hatte wirklich alles getan.
    Nicht die Spur einer Spur hatte er gefunden.
    Als wir das Musée Océanographique verließen, war es schon dunkel. Unsere Autos waren die einzigen, die noch auf dem Parkplatz standen. Ich fuhr hinter Frédérics Wagen her, in die Stadt hinunter. Ich parkte im Hof des Senders und ging noch einmal in den ersten Stock hinauf und in die Garderobe, in der ich ein halbes Jahr zuvor gewesen war. Na ja, und als Frédéric es mir dann zeigte, sah ich auch das schwarze Kästchen auf dem Schminktisch. Sie wissen, mein Herr Richter: Garderoben im Theater, in Film- und Fernsehstudios haben diese Rufanlagen, nicht wahr? Damit man Schauspielern mitteilen kann, wann ihr Auftritt ist, wieviel Zeit sie noch haben und vieles andere.
    Frédéric sagte: »Die Anlagen arbeiten nach beiden Seiten, Monsieur Kaven.«
    »Was heißt das?«
    »Nun, normalerweise wie ein Lautsprecher. Die Regie ruft den Schauspieler, der hier sitzt. Aber hier, sehen Sie den kleinen weißen Knopf?«
    »Was ist mit dem?«
    »Wenn der Schauspieler – oder wer immer – ihn niederdrückt, dann kann er in das Kästchen sprechen wie in ein Mikrofon, und man hört seine Stimme drüben im Regieraum.«
    Ein kleiner weißer Knopf …
    »Moment«, sagte ich, »Moment. Es wäre also möglich, daß damals dieses Kästchen die ganze Zeit über wie ein Mikrofon arbeitete und jemand eben doch alles, was gesprochen wurde, aufgenommen hat!«
    »Nein, das wäre nicht möglich gewesen, Monsieur Kaven.«
    »Warum nicht?«
    »Weil dann jemand die ganze Zeit hindurch ununterbrochen den weißen Knopf hätte niederdrücken müssen. Madame Moran hat das bestimmt nicht getan.«
    »Na, ich weiß Gott auch nicht!«
    »Sehen Sie. Darum ist es unmöglich.«
    »Aber das Gespräch wurde aufgenommen!«
    »Stimmt«, sagte Frédéric. »Aber wie, Monsieur Kaven? Wie?«
    »Das weiß ich nicht«, sagte ich.
    »Ich weiß es auch nicht«, sagte Frédéric. »Ich bin völlig verzweifelt.«
    Bracken und ich waren es auch.
    Nur daß uns das natürlich nicht im geringsten half. Ohne Ergebnis kehrten wir nach Beverly Hills zurück. Dann kam, eine Woche später, wieder eine kleine Tonbandspule. Diesmal war nur die verzerrte Männerstimme darauf. Sie sagte: »Sie haben nichts erreicht in Monte-Carlo, meine Herren. Sie werden nie etwas erreichen. Ich bin kein Unmensch. Ich besitze die Originalaufnahme. Aber ich werde jetzt nicht mehr so große Beträge verlangen. Ich verlange ab nächsten Ersten monatlich nur zehntausend Dollar. Zu überweisen in der bekannten Art. Wenn einmal die zehntausend Dollar am Siebten eines Monats noch nicht in meinem Besitz sind, verkaufe ich die Originalbänder an die Konkurrenz von SEVEN STARS. Ich bin sicher, man wird sehr viel dafür bieten. Empfangen Sie den Ausdruck meiner vorzüglichen Hochachtung, liebe Mrs. Moran. Ich verehre Sie wirklich als größte Filmschauspielerin unserer Zeit …«
    Ja, und vom nächsten Ersten an, und dann durch all die Monate, durch all die Jahre, heute noch, immer noch, überwies und überweist Rod Bracken pünktlich zehntausend Dollar. Steuerfrei …
    Können Sie sich nun, mein Herr Richter, vorstellen, in welcher Panik ich mich befunden habe damals, als Babs erkrankt ist in Paris? Und ausgerechnet noch so erkrankt! Da mußte die Katastrophe augenblicklich da sein, nicht zu ermessen, nicht zu überblicken, mußte, mußte, wenn jetzt ein einziger Mensch nur ein einziges Wort über Babs …

33
    M onsieur Norton! Monsieur Norton!«
    Ich fühlte, wie mich jemand am Arm schüttelte, nicht eben sanft. Ich

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