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Niemand ist eine Insel (German Edition)

Niemand ist eine Insel (German Edition)

Titel: Niemand ist eine Insel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Mario Simmel
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hast!«
    »Wieso?«
    »Mein kleiner Graf fliegt um sieben nach Acapulco. Eingeladen. Wie findest du denn das? Chéri, werden wir eine feine Zeit haben!«
    Werden wir eine feine Zeit haben …
    »Ich habe aber Gepäck. Fünf Koffer im ganzen.«
    »Schick sie zu mir in den Salon. Wir haben bis sieben offen. Ich bringe sie dann schon zu mir.«
    »Danke.«
    »Wann kommst du also?«
    »Heute noch. Kann aber spät werden.«
    »Ich warte.«
    »Danke noch einmal.«
    »Du sollst nicht … Ich bin doch so glücklich, daß du kommst … Dann also bis abends, spät abends, wenn du willst. Ich warte.«
    Ich legte auf.
    »Na?« fragte Bracken, näherkommend.
    »Es geht«, sagte ich.
    »Prima. Werde ich nachher gleich wieder Joe anrufen. Der sitzt wie auf Nadeln. Wir kriegen das schon hin. Haben schon ganz andere Sachen hingekriegt, was?«
    Wie das Schwein sich jetzt anbiederte! Aber jetzt war das ein nützliches Schwein. Jetzt brauchte ich dieses Schwein.
    »Wir telefonieren immer. Du gehst immer zu Babs, du gehst weiter zu Sylvia. Die darf natürlich nichts wissen von Babs.«
    »Natürlich nicht«, sagte ich.
    »Wo wohnt denn deine Freundin?«
    »Weit weg von hier.«
    »Wo, habe ich gefragt?«
    »Und ich habe gesagt, weit weg.«
    »Na schön, dann sag es nicht. Hauptsache, es ist weit weg und du mußt dich nicht in der City verstecken. Telefonnummer?«
    »Ich rufe dich heute noch an, dann kriegst du sie.«
    »Okay. Ich habe schon einen neuen Anzug und Wäsche und das ganze Zeug rausgelegt. Brauchst dich nur noch anzuziehen.«
    Ich stützte den Kopf in die Hände und starrte auf den Schreibtisch. Das wurde immer schlimmer. Aber Joe und Rod hatten recht – es ging nur so. Nur so ging es. Wenn es überhaupt noch ging.
    Da lagen große Kalkulationsbogen auf dem Schreibtisch.
    Ich las abwesend:
PRODUKTION KREIDEKREIS
ERSTE ZUSAMMENSTELLUNG
VORKOSTEN
FERTIGUNGSKOSTEN: I. Rechte und Manuskript; II. Gagen a) Produktionsstab, b) Regiestab, c) Bau- und Ausstattungsstab, d) sonstiger Stab, e) Darsteller, f) Musik; III. Atelier einschließlich Gelände und Ausstattung: a) Atelier-Bau, b) Atelier-Dreh, c) Gelände-Bau, d) Gelände-Dreh, e) Ton-Apparaturen, f) Ausstattung, sonstige Mittel …
    Unter den einzelnen Rubriken standen Zahlen. Das war Geld. Dollars waren das. Sehr viele Dollars. Laut Kostenvoranschlag fünfundzwanzig Millionen.
    Der Film. Dieser Riesenfilm da in Spanien. Auch das noch. Und das noch. Und das noch. Was noch?
    Rod Bracken sagte: »Stier die Kalkulation nicht so an! War doch immer abgemachte Sache, daß ich alles vorbereite. Ich fange ja auch schon an, wie du siehst. Jeder hat jetzt seine Aufgabe – du deine, ich meine. Deine ist wichtiger.«
    »Und Clarissa und Wolken?«
    »Die bleiben hier. Von denen kriegt kein Reporter was raus. Ich bin ja da. Wir müssen alle hierbleiben, falls …« Er brach ab.
    »Ja«, sagte ich. »Falls.«
    »Es geht Babs sehr dreckig, wie?«
    »Sehr dreckig, ja«, sagte ich.
    Er sagte etwas, das man nicht schreiben kann.
    »Aber wie kriege ich die verdammten Koffer wieder vom Flughafen weg?« Er lächelte selbstgefällig.
    »Da habe ich schon mit deinem anderen lieben Freund gesprochen, mit Lucien Bayard.«
    »Der hat doch erst nachts Dienst, du Trottel.«
    »Der hat aber auch Telefon, du Trottel. Dein lieber Freund Bayard läßt die Koffer von Freunden – die quatschen nicht für eine Million, sagt er, und er legt inzwischen ein bißchen Geld für sie aus –, also der läßt das Gepäck von diesen Freunden am Flughafen wieder abholen. Mit einem kleinen Laster bringen sie es dorthin, wo du es brauchst. Mußt den Herren nur die Adresse sagen. Dich nehmen sie auch mit. Laß dich irgendwo in der Nähe vom Hôpital Sainte-Bernadette absetzen. Nicht zu nahe.«
    Ich stöhnte.
    »Ich weiß«, sagte Rod, »das ist dir alles zum Kotzen. Soviel Geschisse um die kleine Kröte. Aber vielleicht denkst du auch einmal an dich.«
    Das wirkte natürlich sofort.
    »Die Männer bringen das Gepäck zu deiner Mieze, nicht wahr?«
    »Ja, und natürlich kannst du so rauskriegen, wo meine Freundin arbeitet«, sagte ich, »schon mit der Telefonnummer allein.«
    »Wozu? Ich sitze im gleichen Boot wie du – das hast du selber gesagt, heute nacht. Und wenn wir einander noch so hassen – jetzt müssen wir zusammenhalten, das ist klar. Mir ist es klar. Dir hoffentlich auch.«
    »Mir auch«, sagte ich und sah noch einmal auf die großen Bögen und las, während mir übler und übler wurde,

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