Niemand ist ohne Schuld - Dark village ; 3
keinen Tag länger. Ich muss kotzen, wenn ich nur dran denke.â
âWell â¦â
âIch will da nicht mehr hin. Ich will hier weg. I want to go away. Out of this place.â
âVilde. You know, itâs just natural â¦â
âIch meine es ernstâ, sagte Vilde eindringlich. âIch fühle mich so abartig lost . Ich schaffe das nicht mehr. Ich gehöre hier nicht mehr hin. Not anymore.â
Charlenes Blick wurde weich. Sie griff nach Vildes Hand und hielt sie fest. Vilde fuhr zusammen und zog die Hand zurück, aber nur so weit, dass sich ihre Finger noch berühren konnten. Charlene räusperte sich.
âI donât know what to say, honey. I mean, you have to go to school, you have no choice. You can take a week or two off, Iâm sure, but sooner or later you have to go back to school. There is nothing anybody can do about that. Thatâs just the way it is.â
âIch weiÃ, aber â¦â Vilde zuckte die Schultern.
Charlene sah, dass Vilde einfach abschaltete. Beiläufig zog sie die Hand weg, um sich zu strecken.
Ich höre mich an wie all die anderen Erwachsenen , dachte Charlene. So total vernünftig. Ja, ja, mein Kind, das geht vorbei. Ich erreiche sie nicht. Sie will etwas ganz anderes von mir hören. So ein Gerede kann sie nicht gebrauchen .
âSoâ, startet sie einen neuen Versuch. âHow about ⦠you know, stuff?â
âStuff?â, fragte Vilde.
âWell, yeahâ, sagte Charlene. âFriends? Benedicte and Nora? Ick waiss nickt ⦠Dschungs?â
âJunkies?â
âBoys.â
âNee. Kein Thema.â
âYou told me about a boy once. What was his name? Nick?â
âDu, vergiss es. Nick ist mit Nora zusammen. Sie sind ein Paar.â
âAhaâ, sagte Charlene, als ob es eine Weltneuigkeit wäre, dass Nick und Nora zusammen waren.
âIch bin nicht in Nick verknalltâ, sagte Vilde. âVergiss es einfach.â
âOkay. But the two of you are ⦠Freunde? Du and Nick?
âJa. Irgendwie schon.â
âItâs not all bad, then. Youâve got friends. Youâve got people who care, you â¦â
âIch hab keinen Bock auf Leute!â
âJaâ, sagte Charlene. âI see.â
Es wurde still. Vilde drehte ihren Becher zwischen den Fingern. Eine Familie nahm den Tisch nebenan in Beschlag. Zwei Erwachsene, drei Kinder. Das älteste Kind war höchstens sechs Jahre alt, schätzte Vilde. Von der ersten Sekunde an machten sie einen Höllenlärm.
Es war, als hätte der Drummer einer Band gerade runtergezählt: A-one, a-two, a-one, two, three, four and â brüllen!
âHell is other peopleâ, sagte Charlene. âGet used to it.â
âHm?â, machte Vilde.
âIâve read that somewhere. Hell is other people. Being around other people, always. Hearing them, seeing them ⦠Always. Nie du alone.â
âYeahâ, sagte Vilde.
âItâll get betterâ, sagte Charlene. âYou know, in time. It really will.â
âHow do you know?â
âI know, honey. Take my word for it. Time works, time can heal most things. It might not be perfect, but itâll be good enough. Itâs just that ⦠until then, hell is going to be other people. Youâre gonna get sick and tired of them.â
Vilde zuckte die Schultern. âIch hab die anderen schon lange satt.â Sie lachte trocken.
Charlene sah auf die Uhr.
âWas ist?â, fragte Vilde.
âYngve.â Charlene lächelte entschuldigend. âGot to get back to him soon.â
âJa.â Vilde schob ihren Stuhl zurück und stand auf.
âWell, we donât have â¦â
âItâs o.k.â, unterbrach Vilde. âDanke fürs Gespräch.â Es klang wie eine hohle Phrase.
Charlene stand auf und legte Vilde die Hand auf den Unterarm. âIâve got time â¦â
âNee, schon in Ordnung. Iâm good.â
Vilde räumte schnell den Tisch ab, als wollte sie einen neuen Weltrekord aufstellen. Sie nahm ihren und Charlenes Abfall und warf alles in den Mülleimer. Am Ausgang blieb sie mit den Händen tief in den Hosentaschen vergraben stehen und wartete. Den schlanken Hals gebeugt, den Blick gesenkt.
Das bist du nicht , dachte Charlene. Du bist alles andere als âgoodâ .
4
âIch bin noch mit Nora verabredetâ, log Vilde.
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