Niemand lebt von seinen Träumen
gehabt haben. Und da ich auch mal wieder auf eine Frau scharf bin, wären wir beide doch das ideale Paar für eine stürmische Nacht.« Karl Mater grinste frech und zog Susanne näher zu sich heran.
»Lassen Sie mich in Ruhe. Was fällt Ihnen denn eigentlich ein? Warum duzen Sie mich? Sie sind ja betrunken«, protestierte Susanne energisch. Gleichzeitig spürte sie, wie Angst in ihr emporklomm. Sie versuchte, sich loszureißen, doch der Funker hielt ihren rechten Arm fest, als wäre dieser in einen Schraubstock gespannt.
»Na, stell dich doch nicht so an. Soll ich glauben, daß du mit deinem Frank nur Händchen gehalten hast? Und wenn man erst auf den Geschmack gekommen ist, kann man es sich doch nicht auf einmal völlig verkneifen. Siehst du, ich habe als einziger von allen Männern hier an Bord deinen Notstand begriffen. Nun zier dich nicht wie eine heilige Jungfrau. Komm, laß uns in meine Koje gehen. Wetten, daß du deinen Frank schon nach ein paar Minuten vergessen haben wirst? Ich bin nämlich nicht nur für gutes Funken bekannt.«
Karl Mater lachte zweideutig und fuhr Susanne mit seiner Hand in die Bluse. Sie spürte, wie seine Hand ihre Brust umfaßte. Angewidert bog sie den Oberkörper weit zurück und stieß mit der Spitze ihres Schuhs gegen sein Schienbein. Für einen Moment war er verblüfft, doch sofort ging er zu einem neuen Angriff über.
»Warum wehrst du dich denn so, mein Vögelchen? Gehört das bei dir zum Vorspiel?« Der Funker hatte Susanne dabei fest in seine Arme gezogen, und ehe sie sich verteidigen konnte, fühlte sie seine fordernden Lippen auf ihrem Mund. Susanne wollte schreien, konnte jedoch nur ein schwaches Gurgeln von sich geben. Vor Entsetzen glaubte sie fast die Besinnung zu verlieren. Sie merkte, daß sie seinen Kräften nicht gewachsen war. Vorsichtig, um ihn nicht aufmerksam zu machen, legte sie ihren rechten Arm nach hinten und tastete mit der Hand nach dem Drehknopf. Es schien ihr eine Ewigkeit, bis sie ihn gefunden hatte. Blitzartig ein Dreh – die Tür ging nach innen auf, im gleichen Moment drückte Susanne ihre linke Handfläche von unten gegen das Kinn von Karl Mater, dieser taumelte einen Schritt zurück und löste dabei seine Umklammerung. Das nutzte Susanne. Sie sprang in die Kabine – doch es gelang ihr nicht mehr, die Tür zuzuschlagen. Karl Mater hatte seine Überraschung schnell überwunden und seinen Fuß dazwischengestellt.
Mit der Schulter warf er sich gegen die Tür, diese flog auf – durch den Aufprall taumelte Susanne nach hinten. Schon war Karl Mater in der Kabine, die Tür schloß er von innen zu.
Noch ehe Susanne überhaupt richtig begriffen hatte, was vorgefallen war, fühlte sie sich von dem Mann auf die Schlafstelle geworfen. Sein heißer, alkoholgeschwängerter Atem war über ihr. Sie spürte, wie er ihr unter den Rock griff und an ihrem Slip zerrte.
»Muß man dich zu deinem Glück zwingen, mein Schatz?« fragte er gierig.
Susanne wurde von Abscheu ergriffen. Wie automatisch krallte sie ihre Fingernägel in seine Wangen und zog sie mit aller Kraftanstrengung nach unten. Gleichzeitig stieß sie mit ihrem Knie zwischen seine Schenkel.
Karl Mater schnellte zurück. Tiefe rote Striemen zeigten sich auf seinem schmerzhaft verzerrten Gesicht.
Susanne erhob sich rasch und ging zur Tür. Jetzt wollte sie keine Rücksicht mehr nehmen. Karl Mater sollte sie nie mehr belästigen.
»Verlassen Sie sofort den Raum, sonst rufe ich nach dem Kapitän. Glaubten Sie wirklich, ich würde mit Ihnen schlafen? Haben Sie sich denn schon einmal im Spiegel betrachtet? Ich könnte mich ja gar nicht genug schütteln, um all den Ekel zu überwinden, den ich bei jeder Ihrer Berührungen empfände – lieber würde ich als Jungfrau sterben, als mich mit so einem Kretin wie Sie einzulassen. Und nun – raus!«
Der Funker duckte sich. Jeder dieser Sätze traf ihn wie ein Peitschenhieb. Er wußte, daß ihn die Natur benachteiligt hatte. Er war sicher keine Schönheit. Aber nie hatte ihn eine Frau so gedemütigt. Hatte ihm derart mitleidlos ihre Verachtung ins Gesicht geschleudert.
Langsam schleppte er sich zur Tür. Die Schmerzen zwischen seinen Beinen waren bei jedem Schritt spürbar. Diesmal mußte er aufgeben. Er durfte schon froh sein, wenn dieses frigide Aas dem Kapitän gegenüber schwieg.
Grußlos wankte er aus der Kabine. Aber auch seine Stunde würde einmal kommen.
Erleichtert warf Susanne hinter ihm die Tür ins Schloß und verriegelte sie gleich
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