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Niemandsland

Niemandsland

Titel: Niemandsland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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Bericht.«
    »Wie bitte!?«
    »Wie gesagt, unerwartete Seiten des demokratischen Regelsystems.«
    »Aber hör mal, das kann ja unter Umständen ungeheuer kompliziert werden.«
    »Ja, natürlich. Aber manchmal frage ich mich, ob Politiker nicht anders denken als wir. Das würde jedenfalls erklären, weshalb Koivisto zu zögern scheint. Für die Finnen ist es nicht nur wichtig, eine auf sie zukommende Kernwaffenkatastrophe zu verhindern. Es kommt auch darauf an, es auf die richtige Art und Weise zu tun, so daß hinterher kein anderer Politiker kommen und sagen kann, sie hätten es irgendwie falsch gemacht. Etwas in der Richtung.«
    »Aha«, sagte Samuel Ulfsson und drückte entschlossen seine Zigarette aus. Er zündete sich sofort eine neue an, ein Zeichen, daß er angespannt und aufgeregt war. »Und was machen wir jetzt?«
    »Luigi fliegt in die USA, um ein paar Dinge anzufordern. Es ist kein besonders kompliziertes oder teures Material. Wir werden also möglichst schnell ausgerüstet und können die neuen Dinge testen und mit ihnen üben. Ich treffe Texas Slim schon heute nachmittag und kündige unsere Materialbestellung an und erkläre ihm ganz allgemein die Lage. Anschließend muß ich leider nach Moskau fliegen.«
    »Hast du vor, den Amerikanern von deiner Moskaureise zu erzählen?«
    »Ja.«
    »Ist das sehr klug?«
    »Ja. Die Amerikaner haben ja eine eigene Erkenntnisquelle, entweder Gorbatschow oder einen Mann in seiner Nähe. Sie erfahren es ohnehin. Dann ist es besser, sie erfahren es direkt von uns.«
    »Siehst du ein Problem darin?«
    »Ja. Irgend etwas ist an der ganzen Sache faul, aber ich weiß nicht, was. Wenn Gorbatschow nicht wissen sollte, daß die Amerikaner Bescheid wissen, um nur ein Beispiel zu nennen, haben wir bestimmte Probleme. Denn dann ist nämlich alles ein Bluff.«
    »Wenn sie aber nicht bluffen – und wir müssen schon davon ausgehen –, werden sie doch sicher sauer, wenn wir in Moskau herumscharwenzeln, um ihnen sozusagen auf die Finger zu sehen?«
    »Schon möglich, aber dafür haben wir eine perfekte Ausrede. Nämlich unser demokratisches System. Wir gehorchen nur den Befehlen der legalen Regierung unseres Landes, und so weiter.«
    Samuel Ulfsson nahm nachdenklich einen tiefen Zug von der Zigarette und versuchte, die Schlußfolgerung zu bewerten, die er soeben gehört hatte. Dann lächelte er und nickte zustimmend.
    »Die Demokratie bietet manchmal höchst unerwartete Vorteile«, bemerkte er trocken.

6
    »Ihr sollt euch in Sibirien also die Ärsche abfrieren«, gluckste Skip Harrier und kratzte sich nachdenklich sein immer mehr ergrauendes kurzgeschnittenes Haar.
    Luigi stand beinahe in Habachtstellung vor dem Schreibtisch und wußte nicht, was er antworten sollte. Er hatte Ridgecrest und Skip Harrier erst vor einigen Monaten verlassen und war in dem Glauben abgereist, es sei das definitive Ende eines Kapitels in seinem Leben. Jetzt stand er hier schon wieder vor dem gefürchtetsten Chef der Schule.
    »Nun, Sir«, tastete Luigi vor, »ich bin mir nicht sicher, was ich bestätigen oder dementieren kann.«
    »Wollen Sie mich auf den Arm nehmen, Sergeant Bertoni?«
    brüllte Skip Harrier.
    »Nein, Sir. Hauptmann, Sir, nicht Sergeant!« erwiderte Luigi mit einem Reflex aus dem Rückgrat.
    »Oh, Teufel auch!« grinste Skip Harrier amüsiert. »Der Herr Sergeant hat bei der Heimkehr also eine Art Schnellkarriere gemacht?«
    »Ja, Sir!«
    »Well well well, daraus können wir die erfreuliche Schlußfolgerung ziehen, daß der Herr Hauptmann den Vorzug hatte, an dieser Aktion teilzunehmen, bei der dem Mob in Palermo eine Lektion erteilt wurde?«
    »Wie ich schon sagte, Sir«, entgegnete Luigi, »kann ich mir bei unserer Unterhaltung nicht jede beliebige Freiheit nehmen, da ich Offizier im Nachrichtendienst meines Landes bin und dieser Auftrag vermutlich geheim ist.«
    »Jetzt hör mal zu, du kleines Arschloch«, begann Skip Harrier leutselig. »Erst kommt unser gemeinsamer Freund her, Fregattenkapitän Hamilton, und dann…«
    »Kapitän zur See, nicht Fregattenkapitän, Sir!« unterbrach Luigi mit einem frechen Grinsen. »Sie sollten daran denken, daß Sie von einem höherrangigen Offizier sprechen, Sir!«
    Skip Harrier war zunächst sprachlos, doch dann lachte er brüllend los.
    »Na schön, du schlaues kleines Ärschchen, jetzt hast du mir gerade die Information gegeben, daß Carl auf Sizilien der kommandierende Offizier gewesen ist und daß du selbst teilgenommen hast. Ihr seid also beide

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