Niewinter 01 - Gauntlgrym

Antwort doch so offensichtlich war.
    »Und wir verhindern einen Vulkanausbruch?«, fügte Drizzt hinzu.
    Bruenors Mund klappte auf. Er sah von seinen Karten hoch.
    Wie verhinderte man einen Vulkanausbruch?

15
    Alle Straßen führen nach Luskan

    Mit einem Haufen kleiner, glatter Steine machte sich Bruenor an die Arbeit und zog eine Karte nach der anderen aus seinem Gepäck, um sie liebevoll zu glätten und auf dem Moos auszubreiten. Auf jede Ecke kam ein Stein.
    Erst teilte er sie in Regionen auf, denn er suchte nach denen, die Gauntlgrym in der Nähe des ausgebrochenen Vulkans ansiedelten. Der Zwerg lehnte sich auf den Knien nach hinten, kratzte sich am Kopf und dachte über die Geister nach, die ihn um Hilfe angefleht hatten.
    Gauntlgrym. Es war real. Es existierte noch.
    Jeder, der Bruenor Heldenhammer in diesem Augenblick zu Gesicht bekommen hätte, hätte ihn hundertfünfzig Jahre jünger geschätzt, ein entschlossener, abenteuerlustiger junger Zwerg. Die Jahre konnten seine starken Schultern nicht niederdrücken, und Bruenors Augen hatten selten so hoffnungsfroh gefunkelt wie in diesem Augenblick.
    Und er wurde tatsächlich beobachtet – von jemandem mit kohlschwarzer Haut, geschmeidig, gefährlich und schnell. Aber nicht Drizzt.
    Bruenor dachte, er wäre plötzlich blind geworden, denn alles wurde schwarz. Mit einem Aufschrei kippte er nach hinten, rollte sich seitlich ab und hob schützend eine Hand, während seine andere noch auf dem Boden nach seiner Axt tastete.
    Neben ihm war ein leises Plopp zu hören, und ein schmerzhafter Schlag traf seinen Arm. Es folgte ein zweiter, dann noch einer, eine winzige Explosion nach der anderen, die ihm die Orientierung nahmen und auf ihn einstachen.
    »Elf!«, schrie er auf, weil er hoffte, Drizzt wäre in der Nähe. Trotz der Schmerzen suchte er weiter hektisch nach seiner Waffe.
    Schließlich hatte er sie gefunden, und erst da registrierte er trotz der fortwährenden ploppenden Geräusche das Rascheln von Pergament.
    »Elf!«, schrie er erneut. Jetzt erkannte er, wie dumm es gewesen war, sich nach hinten zu werfen, und krabbelte in die Gegenrichtung.
    Nachdem er bald darauf aus einer seltsamen Kugel undurchdringlicher Finsternis auftauchte, stolperte er auf die moosbewachsene Lichtung, wo er seine Karten ausgebreitet hatte.
    Sie waren verschwunden.
    Entsetzt sah der Zwerg zum Wald, wo noch die Büsche raschelten. Sofort nahm er die Verfolgung auf, aber als er den ersten Blick auf den Dieb erhaschte, sank ihm das Herz, und er wurde langsamer. Es war ein Dunkelelf, den er unmöglich erwischen konnte.
    »Elf!«, brüllte er aus voller Kehle und lief dennoch weiter hinterher, um den fliehenden Drow wenigstens im Blick zu behalten. »Ruf deine verdammte Katze, Elf!«, schrie Bruenor. »Ruf deine Katze!«
    Er setzte die Jagd über einen Hügel hinweg bis in eine mit Bäumen bestandene Senke fort und lief gleich wieder den nächsten Abhang hinauf, obwohl er den Dieb längst nicht mehr sehen konnte. Dahinter war die Gegend nur noch spärlich bewachsen, so dass man sie gut überblicken konnte, aber von dem Dieb fand er keine Spur.
    Bruenor kam zum Stehen, verrenkte sich unruhig den kräftigen Hals, musste aber einsehen, dass er seine kostbaren Karten verloren hatte. Japsend lief er zum Lager zurück und schlug dabei einen Bogen nach rechts, weil er gegen alle Wahrscheinlichkeit hoffte, im Südosten vielleicht noch Spuren von dem Räuber zu entdecken.
    Es gab keine.
    Bruenor schrie erneut mehrfach nach Drizzt, während er erst nach Westen, dann wieder nach Norden, dann nach Osten und schließlich noch einmal nach Westen rannte.
    Einige Zeit später fiel ihm eine Bewegung in der Nähe des Lagers auf. Bruenor hob seine Axt, weil er hoffte, der Dieb sei noch einmal zurückgekommen, aber dann zeigte sich die ganze dunkle Gestalt. Es war Guenhwyvar, die mit angelegten Ohren auf ihn zusprang.
    »Such ihn, Katze!«, beschwor Bruenor sie. »Ein verdammter Drow hat meine Karten gestohlen!«
    Guenhwyvar stellte die Ohren auf und drehte den Kopf nach rechts und links, um sich umzusehen.
    »Los! Los!«, schrie der Zwerg sie an.
    Mit einem Brüllen, das durch die ganze Umgebung hallte, sprang Guenhwyvar davon, direkt nach Westen.
    Während Bruenor dem Panther noch beglückt hinterhernickte, tauchte Drizzt auf. Er hielt seine Säbel in der Hand.
    »Ein Elf hat meine Karten genommen!«, rief Bruenor ihm zu. »Ein Drow-Elf!«
    »Wo ist er hin?«
    Der Zwerg sah sich um, doch dann warf er seine