Niewinter 01 - Gauntlgrym
sie?«
Jarlaxle bedachte den Zwerg mit einem entwaffnenden Lächeln, ehe er sich Valas Hune zuwandte, einem seiner besten Kundschafter. »Ich bin sicher, dass Ihr die wichtigsten erwischt habt.«
»Bruenor hatte sie auf dem Boden ausgebreitet«, erklärte Valas. »Alles, was dort lag, ist hier drin, außerdem alles, was noch im Beutel steckte. Vielleicht hat er aber noch anderswo Karten versteckt. Deshalb bin ich nicht sicher.«
»Und so was nennt sich Kundschafter!«
»Vergib meinem Freund«, sagte Jarlaxle. »Die Sache ist ausgesprochen wichtig für ihn.«
»Weil er es war, der den Urelementar befreit hat, meint Ihr?«, sagte Valas mit einem wissenden Blick auf den Zwerg.
Seine Worte überraschten Athrogate. Wer wusste noch von jener Reise nach Gauntlgrym vor all den Jahren? Jarlaxle hingegen wirkte kein bisschen überrascht. Athrogate warf ihm einen vorwurfsvollen Blick zu – er hatte es ihnen verraten.
»Valas Hune entgeht kaum etwas, mein Freund«, erklärte Jarlaxle. »Nur sehr wenige außer ihm wissen von den beunruhigenden Ereignissen in Gauntlgrym.«
»Warum hat er dann nicht dafür gesorgt, dass er wirklich alle verdammten Karten hat?«
»König Bruenor ist nicht allein«, erinnerte Valas Hune den Zwerg. »Ich hatte nicht den Wunsch, Drizzt Do’Urden zu erklären, weshalb ich sein Lager belauere.«
»Der ist ganz vernünftig«, meinte Jarlaxle.
»Viele tote Drow wären da anderer Ansicht«, erwiderte Valas. »Außerdem wisst Ihr wenig über den Drizzt von heute, mein Freund. Ich habe Nachforschungen angestellt und mit Leuten gesprochen, die mit ihm unterwegs waren. Als ›vernünftig‹ hat man ihn dabei selten bezeichnet.«
Jarlaxles Augenbrauen verrieten eine gewisse Überraschung bei dieser Information, aber er hatte sich gleich wieder im Griff. »Ihr könntet ihn besser kennen lernen, wenn Ihr Euch entschließen solltet, uns nach Gauntlgrym zu begleiten«, erinnerte er den Kundschafter.
Valas schüttelte schon den Kopf, bevor Jarlaxle seinen Satz beendet hatte. »Zum Urelementar?«, erwiderte er. »Da können wir auch gleich auf eine andere Ebene reisen und gegen einen echten Gott antreten. Wobei wir den Unterschied kaum wahrnehmen würden, weil wir in beiden Fällen im Handumdrehen tot wären.«
»Ich habe nicht die Absicht, mit dem Urelementar zu kämpfen.«
»An Eurer Stelle würde ich mir eher wegen seiner Absichten Gedanken machen. Nein, vielen Dank.« Er zeigte auf den Beutel. »Da sind die Karten, um die Ihr gebeten habt.«
»Und hier ist Euer wohlverdienter Lohn«, erwiderte Jarlaxle und warf ihm einen kleinen Beutel zu.
»Da ist noch etwas«, ergänzte Valas Hune. »Und das kostet nichts extra«, sagte er angesichts Jarlaxles misstrauischem Blick.
»Sie haben die Spur aufgenommen?«
»Wenn nicht, ist Drizzt nicht annähernd der Fährtenleser, für den Ihr ihn haltet.«
»Und?«
»Im Süden tut sich eine ganze Menge. Die Nesserer im Niewinterwald sind praktisch im offenen Krieg mit Tay.«
»Ja, ja, wegen des Todesrings.«
»Mehr als das. Die Leute dort spüren mit Sorge das Erwachen des Urelementar, wenn es wirklich das ist, was dort vor sich geht.«
»Ihre Sorgen sind berechtigt«, sagte Athrogate. »Der Boden bebt.«
»Manche freuen sich darüber«, erwiderte Valas Hune.
»Und manche wollen etwas dagegen tun«, sagte Jarlaxle. »Und die, die sich freuen, werden zweifellos versuchen, die, die es verhindern wollen, davon abzuhalten.«
»Diese Möglichkeit besteht immer«, bestätigte der Späher. »Und genau das ist das Ziel einer Gruppe, die nur wenige Stunden vor mir in Luskan eingetroffen ist. Sie kamen nicht alle zusammen, aber meine Kontakte am Tor versichern mir, dass alle dasselbe vorhaben und aus derselben Ecke stammen. Sie geben sich als einfache Kaufleute aus, aber meine Kontaktpersonen sind sehr aufmerksam. Mir wurde gesagt, dass mehrere der Fremden das gleiche Brandzeichen, eine bestimmte Narbe, unter dem Kragen, dem Mantel oder wo auch immer trugen.«
»Ashmadai«, stellte Jarlaxle fest.
»Und zwar etliche«, bestätigte Valas. »Außerdem eine auffällige Oberflächen-Elfe, stilvoll und verführerisch, mit einem Metallstab.«
Jarlaxles Nicken verriet Valas, dass alles Nötige gesagt war. Natürlich war die Expedition aus Tay zu erwarten gewesen. Soweit sie wussten, lag in Luskan der Zugang nach Gauntlgrym, so dass es für jeden, der die sich anbahnende Katastrophe zu verhindern suchte, der wahrscheinlichste Ausgangspunkt war.
»Ihr habt Augen in der
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