Niewinter 01 - Gauntlgrym
verlassen und werden unsere Absicht überall herumerzählen.«
»Du hast aber selbst gesagt, dass wir noch nicht genug wissen!«, entgegnete Bruenor. »Wo wir zum Beispiel die verdammten Schüsseln hinstellen sollen …«
»Das finden wir heraus, wenn wir dort sind, ganz bestimmt«, versicherte Jarlaxle. Er dachte an die Worte von Gromph, die dieser von dem Zwergengeist aus Arklem Greeths Phylakterion hatte: Setzt einen König auf den Thron von Gauntlgrym. »Momentan sind wir unter Zeitdruck, mein Freund«, fuhr er fort. »Viele wünschen, dass der Urelementar erwacht und erneut explodiert, damit sie das Chaos abermals für ihre eigenen teuflischen Ziele ausnutzen können.«
»Ist Bregan D’aerthe dabei?«, fragte Drizzt. »Aufbruchbereit?«
Bei diesen Worten schien Jarlaxle etwas kleiner zu werden. Sein Mund wurde schmal.
»Also nur wir vier?«, hakte Drizzt nach.
»Nein, fünf«, antwortete Jarlaxle, wandte sich zur offenen Tür und winkte. Dahlia trat ein.
»Ist das nicht die Kleine aus dem Schleim?«, fragte Bruenor.
»Das war ein Trick, damit ihre verruchten Begleiter sie für tot halten und sie fliehen konnte«, erklärte Jarlaxle.
»Dieselben Begleiter, die sie uns bei unserem ersten Besuch auf den Hals gehetzt hat«, schimpfte Athrogate. »Sie hat uns doch dorthin gebracht, damit wir das Ungeheuer befreien.«
»Und du findest, wir sollen ihr trauen?«, fragte Bruenor streitlustig. Er hatte die Hände in die Hüften gestemmt.
»An jenem Tag vor langer Zeit hat man Dahlia hereingelegt«, antwortete Jarlaxle. Er sah Athrogate an und fügte hinzu: »Genau wie uns.«
»Pah!«, schnaubte der Zwerg. »Sie hat uns da hingeführt, damit wir das Biest befreien!«
»Ich wollte dich davon abhalten«, erinnerte ihn Dahlia.
»Das behauptest du jetzt.«
»Es ist die Wahrheit, und das weißt du auch«, beharrte sie. Dann drehte sie sich zu Drizzt und Bruenor um und sah den Drow direkt an. »Ich bin genauso darauf aus, den Urelementar wieder einzusperren, wie ihr.«
»Aus Gewissensbissen oder aus Rache?«, fragte Drizzt ungerührt.
Dahlia starrte ihn nur an.
Bruenor wollte weitere Einwände erheben, aber Drizzt legte ihm eine Hand auf die Schulter. Dann forderte er Dahlia mit einem Nicken auf fortzufahren.
»Meine Herren – meine bisherigen Herren – haben mich seither jeden Tag für meinen Ungehorsam büßen lassen«, sagte sie. »Und ich habe doppelt gezahlt, denn ich sehe das Ergebnis meines Versagens. Früher glaubte ich, Szass Tam sei …«
»Szass wer?«, warf Bruenor ein. Er sah Drizzt an, aber dieser zuckte nur mit den Schultern.
»Der Herrscher über das Reich Tay«, erklärte Dahlia, »dessen Untertanen auch den Todesring von Niewinter und die Aschezombies aus jener Gegend steuern.«
Zwerg und Drow nickten, denn nun erinnerten sie sich an die Geschichten, die sie von dem mächtigen Untoten gehört hatten.
»Früher einmal hielt ich Szass Tam für einen Propheten«, fuhr Dahlia fort. »Ein großer Mann mit glorreichen Plänen. Seit ich den Preis für diese Pläne kenne, komme ich mir sehr töricht vor.«
»Also Rache«, befand Drizzt. Dass er jeglichen moralischen Anteil an Dahlias Sinneswandel ausschloss, handelte ihm einen weiteren grimmigen Blick der Elfe ein. Sie presste die Lippen aufeinander, und ihre Augen wurden zu Schlitzen.
»Das denke ich schon zehn Jahre«, meldete sich Athrogate zu Wort. »Dass du töricht bist, meine ich.«
Dahlia schnaubte nur. »Die Untertanen von Szass Tam, die eifernden Ashmadai und Sylora Salm und selbst mein alter Begleiter Dor’crae …«
»Der Vampir«, murmelte Athrogate.
Bruenor sah erst ihn, dann Dahlia voller Abscheu an. »Du hast ja schöne Freunde«, stellte er fest.
»Von einem Zwerg und einem Drow würde manch einer dasselbe behaupten« entgegnete Dahlia, doch als Bruenor drohend die Augen zusammenkniff, hob sie zum Zeichen ihrer Abbitte beide Hände. »Sie werden versuchen, euch … nein, uns aufzuhalten«, sagte sie. »Ich kenne sie. Ich kenne ihre Taktik und weiß, wozu sie fähig sind. Damit bin ich eine wertvolle Verbündete.«
»Oder eine gefährliche Spionin«, erwiderte Bruenor.
Drizzts Blick wanderte von seinem Freund zu der Kriegerin und blieb zuletzt an Jarlaxle hängen. Kaum jemand verstand mehr von den widerstreitenden Grauzonen zwischen Moral und Pragmatismus als der Anführer von Bregan D’aerthe. Angesichts Drizzts fragendem Blick nickte Jarlaxle leicht.
»Also wir fünf«, konstatierte Drizzt.
»Auf nach
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