Niewinter 01 - Gauntlgrym
eine Weile, um das zu verdauen, aber schließlich nickte er zustimmend.
»Wie dein alter Freund damals«, fuhr Athrogate fort. »Der sich auf alles gestürzt hat, was er fressen konnte, und den Hals nie vollkriegen konnte.«
»Pwent«, sagte Bruenor, der sich sehr bemühte, nicht durchschimmern zu lassen, wie sehr er den Schlachtenwüter nach wie vor vermisste. Nicht einmal sich selbst gestand er das ein.
»Ja, dieser Pwent!«, rief Athrogate. »Als wir bei Cadderly gegen die Kriecherviecher gekämpft haben und gegen den Geisterkönig, verflucht soll er sein, da war Pwent an meiner Seite. Hat je ein König einen besseren Schildzwerg gekannt?«
»Nein«, sagte Bruenor ohne jedes Zögern.
Athrogate nickte und beließ es dabei, brachte aber ein Grinsen zustande, während er weiter einpackte.
Auch Bruenor widmete sich seiner Arbeit. Er war ein wenig erleichtert. Das Gespräch mit Athrogate hatte ihn daran erinnert, wie bitter er Thibbledorf Pwent vermisste, und nun wurde dem alten Zwergenkönig bewusst, dass er Pwent, der ihm so viele Jahre treu gedient hatte, ruhig freundlicher hätte behandeln können. Stattdessen hatte er den zähen, loyalen Freund einfach als etwas Normales hingenommen!
Wenn er Athrogate jetzt so ansah, verfluchte er sich für seine Sentimentalität. Athrogate war nicht Thibbledorf Pwent, schärfte Bruenor sich ein. Thibbledorf Pwent wäre für ihn gestorben. Er hätte sich glücklich jedem Speer in den Weg geworfen, der auf Bruenors Brust zielte. Bruenor dachte an den Ausdruck auf Pwents Gesicht, als er seinen Freund im Eiswindtal zurückgelassen hatte, die hilflose Verzweiflung angesichts der Erkenntnis, dass er einfach nicht länger mit seinem König ausziehen konnte.
Athrogate würde niemals so ein Gesicht machen. Er konnte es nicht. Seine Reue über das, was er in Gauntlgrym angerichtet hatte, war vermutlich ebenso ehrlich wie sein Treueschwur gegenüber Bruenor – für diese Reise. Aber er war kein Thibbledorf Pwent. Und wenn es hart auf hart kam, wenn es um Leben und Tod ging, konnte Bruenor dann darauf vertrauen, dass Athrogate für die Sache sterben würde? Oder für seinen König?
Eine Bewegung an der Seite des Lagers riss Bruenor aus seinen Gedanken. Durch die Bäume sah er Jarlaxle und Dahlia, die sich unterhielten und nach Süden deuteten.
»Hey, Athrogate«, sagte er, als der andere Zwerg näher kam. Athrogate sah auf. Bruenor nickte zu den beiden hinüber. »Die Elfe da bei Jarlaxle.«
»Dahlia.«
»Traust du ihr?«
Athrogate stellte sich neben Bruenor und erwiderte: »Jarlaxle traut ihr.«
»Das habe ich nicht gefragt.«
Athrogate seufzte. »Ich würde ihr erheblich mehr trauen, wenn sie nicht so fies mit ihrem verdammten Stab umgehen würde«, räumte er ein. Auf Bruenors fragenden Blick hin ergänzte er: »Unterschätze sie bloß nicht. Das ist eine wilde Kriegerin. Ihr Stab lässt sich immer wieder teilen, in Waffen, die ich noch nie gesehen habe. Sie ist schnell und kämpft mit beiden Händen. Ich komme mit meinen Morgensternen ja auch gut klar, links und rechts, aber sie ist besser. Mehr wie unser dunkler Freund, denn ihre Hände arbeiten völlig getrennt, wie von zwei verschiedenen Kämpfern, wenn du verstehst.«
Bruenor staunte noch mehr. So bescheiden hatte er Athrogate noch nie erlebt.
»Ich habe mit deinem Freund gekämpft, weißt du«, sagte Athrogate. »In Luskan.«
»Ja. Und was willst du damit sagen? Dass die da, diese Dahlia, Drizzt das Wasser reichen kann?«
Athrogate zögerte mit seiner Antwort, aber sein Gesicht verriet, dass er genau davon überzeugt war oder zumindest ernsthafte Zweifel am Ausgang eines solchen Zweikampfs hatte.
»Pah!«, schnaubte Bruenor. »Du hast Angst vor ihr?«
»Pah!«, gab Athrogate prompt zurück. »Ich habe vor niemandem Angst. Ich fände Dahlia bloß weniger gefährlich, wenn sie nicht so verdammt fies wäre.«
»Gut zu wissen«, sagte Bruenor und senkte die Stimme, als er sah, dass Jarlaxle und Dahlia mit schnellen Schritten auf sie zukamen.
»Wir sind nicht allein«, erklärte Jarlaxle, als er näher trat. »Es suchen noch andere nach derselben Höhle.«
»Aha. Und woher wissen sie davon?«, fragte Bruenor.
»Ich wette, dass zumindest die Ashmadai sich überall in den Felsspitzen herumtreiben«, erwiderte Dahlia. »Sylora kennt die ungefähre Lage von Gauntlgrym.«
»Wir sind noch nicht einmal in der Nähe des Bergs«, sagte Bruenor ziemlich schroff. »Wir kommen von der anderen Seite …«
Dahlias Augen
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