Niewinter 01 - Gauntlgrym

Gauntlgrym«, sagte Jarlaxle.
    Bruenor hatte noch immer die Hände auf den Hüften und wirkte wenig überzeugt. Er wollte weiter diskutieren, aber Drizzt beugte sich zu ihm und flüsterte: »Gauntlgrym«, um den Zwerg daran zu erinnern, dass er kurz davorstand, das Ziel zu erreichen, nach dem er so viele Jahre gesucht hatte.
    »Ja.« Bruenor nahm seine Axt, sah Dahlia noch einmal misstrauisch an und forderte Jarlaxle auf voranzugehen.

18
    Ein dunkler Weg zu einem noch dunkleren Ort

    »Pah. Ich habe ihn herausgelassen, und ich sperre ihn auch wieder ein!«, knurrte Athrogate, als er die Frühstücksteller einsammelte.
    Vor drei Tagen hatten sie Luskan verlassen, und da sie zügig vorankamen, war Jarlaxle davon überzeugt, dass sie ihr Ziel – die Höhle, die sie nach Gauntlgrym führen würde – bis Sonnenuntergang erreichen würden.
    In der Nacht hatte hin und wieder die Erde gebebt. Besorgniserregender jedoch war, dass der Berg Dankglut – der zweite Gipfel, den die erste Explosion vor Jahren weggesprengt hatte – wieder zu sehen war. Der steigende Druck des erwachenden Urelementar ließ ihn anschwellen.
    »Musst du dir das jeden Tag rund um die Uhr vorwerfen?«, fragte Bruenor, der dem Zwerg half, das Lager abzubrechen.
    Athrogate sah ihn mit einer Mischung aus Selbsthass und Verletztheit an.
    »Was?«, brummte Bruenor.
    »Du bist ein Delzoun-König«, sagte Athrogate. »Ich weiß, ich habe mein Leben lang so getan, als wäre mir das völlig egal, und die meiste Zeit war es das auch … bitte nicht falsch verstehen.«
    Bruenor nickte nachsichtig.
    »Ich habe vieles getan, was man von einem Delzoun-Zwerg nicht erwarten würde, bei Moradin«, fuhr Athrogate fort. »Ich war ein Bandit, und manch einer aus meiner Sippe hat meine Morgensterne zu spüren bekommen.«
    »Ich weiß, wer du warst, Athrogate. Adbar und alles andere.«
    »Genau. Und ich glaube, wenn meine Zeit auf dieser Welt um ist – wann das auch sein mag –, dann wird Moradin mir einiges zu sagen haben, und das wird nicht besonders freundlich ausfallen.«
    »Ich bin kein Priester«, brummte Bruenor.
    »Ja, aber du bist ein König, ein König der Zwerge von Delzoun, dessen königliches Blut aus der Zeit von Gauntlgrym herrührt. Ich glaube, das hat schon etwas zu bedeuten. Deshalb kannst du mir am besten helfen, mein Versprechen zu halten. Ich habe das verdammte Ding freigelassen, und ich werde es auch wieder einsperren. Was ich getan habe, kann ich nicht ungeschehen machen, aber ich muss dafür sorgen, dass es nicht noch schlimmer wird.«
    Bruenor betrachtete den zähen Zwerg mit dem schwarzen Bart eine Weile und nahm dabei den ehrlichen Schmerz in seinen Augen wahr, der für diesen Krieger so ungewöhnlich war. Der Zwergenkönig nickte. Er stellte die Teller wieder ab, trat hinüber und klopfte Athrogate auf die Schulter.
    »Hör mal«, sagte Bruenor. »Ich kenne deine Geschichte aus Gauntlgrym, und wenn ich nicht glauben würde, dass man dich auf üble Weise überredet hat, den Hebel zu ziehen, dann hätte ich dir längst mit meiner Axt den Schädel eingeschlagen.«
    »Ich bin nicht der beste aller Zwerge, aber auch nicht der schlimmste.«
    »Ich weiß«, sagte Bruenor. »Und ich weiß, dass kein Zwerg von Delzoun, auch wenn er ein Bandit, ein Dieb oder ein Mörder ist, absichtlich Gauntlgrym zerstören würde. Also hör auf, dir Vorwürfe zu machen. Es war richtig, Jarlaxle dazu zu bewegen, dass er mich und Drizzt geholt hat, und es war richtig, dass du dir geschworen hast, zurückzukehren und das Biest wieder einzusperren. Weder Moradin noch ich könnten mehr von dir verlangen.« Er klopfte Athrogate erneut auf die breite Schulter. »Aber du sollst auch wissen, dass ich froh bin, dich an meiner Seite zu haben. Allein mit drei Elfen würde ich mich wahrscheinlich in die nächste Schlucht stürzen!«
    Athrogate starrte Bruenor verdutzt an. Nachdem er dessen Worte verdaut hatte, brach er in ein grölendes »Bruhaha!« aus, erwiderte das Schulterklopfen und sagte: »Was früher war oder später kommt, ist mir egal, aber auf dieser einen Reise schütze ich dich mit meinem Leben.«
    Jetzt war es an Bruenor, ein verdutztes Gesicht zu machen.
    »Auf dieser Reise nach Gauntlgrym, in die Heimat unserer Vorväter, bist du mein König.«
    »Aber du folgst doch Jarlaxle.«
    »Wir sind Reisegefährten«, stellte Athrogate klar. »Athrogate folgt Athrogate, sonst niemandem. Aber diesmal, dieses eine Mal, folgt Athrogate König Bruenor.«
    Bruenor brauchte