Niewinter 01 - Gauntlgrym
ein Blinzeln sollte dem berühmten Krieger den Eindruck vermitteln, er hätte hier die Oberhand.
Drizzt allerdings blinzelte ebenso wenig.
»Wir sollten gehen«, bemerkte Jarlaxle von der Seite und trat zwischen die beiden, um das Duell ihrer Blicke zu beenden.
»Hast du unsere Feinde gesehen?«, fragte er Drizzt.
»Sie kommen von Süden«, erwiderte der Waldläufer. »Ich habe mehrere Gruppen gesichtet.«
»Gezielt?«
»Suchend«, antwortete Drizzt. »Ich glaube nicht, dass sie unsere genaue Position kennen, und ich bin mir sicher, dass sie bisher nichts von den Höhlen wissen, die wir im Osten entdeckt haben.«
»Aber sind das die richtigen Höhlen?«, fragte Jarlaxle. »Wenn wir sie betreten, müssen wir damit rechnen, dass unsere Feinde uns darin einschließen.«
Es folgte langes, betretenes Schweigen.
»Wir bewegen uns schnell«, sagte Dahlia schließlich. Diese Bemerkung hätten alle eher von Drizzt erwartet, der die Gegend gründlich ausgekundschaftet hatte.
»Pah. Deine Freunde versuchen, uns aus der Deckung zu treiben, und du willst ihnen direkt vor die Nase springen«, knurrte Bruenor.
Dahlia schüttelte nachdrücklich den Kopf. »Das hier ist keine Treibjagd. Sie wissen genau, dass wir hier sind«, erklärte sie an Drizzt gewandt. »Du sagst, es sind mehrere Gruppen?«
Der Drow nickte.
»Sylora Salm hat gegen die Nesserer im Niewinterwald einen schweren Stand«, erklärte Dahlia. »Sie kann ihre Ashmadai schlecht entbehren. Wenn sie mehr als eine Handvoll in die Felsspitzen ausschickt, geht sie fest davon aus, dass wir hier sind.«
»Wir sollen sie zu der Höhle führen«, grollte Bruenor.
»Ihr wäre es lieber, wenn keiner von uns dort ankommt«, erwiderte Dahlia, ohne ihn erneut anzusehen. »Sie will nur, dass keiner von uns dem Urelementar in die Quere kommt.«
»Hätte sie nicht Interesse daran, seinen Ausbruch zu lenken?«, fragte Drizzt. »Damit die gewünschte Katastrophe auch sicher eintritt?«
»Der Urelementar ist von Grund auf böse«, erwiderte sie. »Er ist nicht völlig gleichgültig und verfügt über eine gewisse Intelligenz.«
»Darüber ließe sich streiten«, sagte Jarlaxle, aber Dahlia schüttelte erneut den Kopf.
»Wie gezielt war sein erster Angriff? Das nächste und einfachste Ziel …«, überlegte sie laut. »Wenn er nach Westen oder Norden ausgebrochen wäre, wäre kaum jemand zu Schaden gekommen. Nein, er hat in Niewinter Leben gewittert, und das hat er begraben.«
»In Niewinter regt sich wieder Leben«, sagte Bruenor.
»Das wäre ein Sieg für Sylora«, gab Dahlia zu, die sich nun doch zu ihm umdrehte. »Aber nicht der, den sie sich wünscht.«
»Also Luskan«, stellte Jarlaxle fest.
»Der Urelementar hatte zehn Jahre Zeit, sein Gefängnis zu erforschen«, fuhr Dahlia fort. »Er kennt die Magie, die ihn gefangen hielt, und die verbliebene Macht des Hauptturms. Also hat er entlang den Ranken wahrscheinlich Späher ausgeschickt, um die Stadt besser zu finden.«
»Und Sylora glaubt, dass er ihr ganz ohne ihr Zutun in die Hände arbeitet«, warf Drizzt ein. Als Dahlia und die anderen ihn ansahen, fügte er hinzu: »Je länger wir zögern, desto besser für sie.«
Diesmal konnte Dahlia ihr Grinsen nicht unterdrücken. Sie freute sich über seine Unterstützung, denn das bewies, dass er nicht nur ihren Überlegungen, sondern auch ihren Beweggründen vertraute.
»Wir sollten zum Angriff übergehen«, erklärte Dahlia nickend.
Als auch Drizzt nickte, war die Sache beschlossen.
Dahlia sprang von Stein zu Stein in die Schlucht hinab. Der Boden war uneben, und sie wusste, dass sie ein gefährliches Tempo anschlug, aber er drohte sie zu schlagen. Und Dahlia verlor nicht gern. Besonders wenn unten im Tal Ashmadai waren und ein Kampf bevorstand.
Sie und Drizzt hatten einen Bogen geschlagen und waren über die hohe Kuppe zurückgelaufen, um ihren Verfolgern von der Seite aufzulauern. Jetzt wollten sie sich von oben auf die abgelenkten Fanatiker stürzen. Im Nordosten hatten sich Jarlaxle und die Zwerge verbarrikadiert. Kaum waren Drizzt und Dahlia an der Seite der Schlucht aufgetaucht, da hörten sie auch schon die Schreie der Teufelsanbeter.
Ohne zu zögern, waren die beiden losgelaufen, aber Drizzt hatte Dahlia bald hinter sich gelassen. Er bewegte sich erstaunlich anmutig, doch darin glaubte Dahlia sich mit ihm messen zu können. Schwieriger war sein erstaunliches Tempo. Seine Füße schienen zu verschwimmen, so schnell sprang er hin und her. Er wählte dabei
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