Niewinter 01 - Gauntlgrym
berühren. Valindra war so in Gedanken und Erinnerungen an ihre Lebzeiten als Zauberin versunken, dass sie nicht einmal bemerkte, wie zwei Ashmadai-Anführer hinter sie traten.
»Lady Valindra«, sagte ein großer Tiefling.
Als sie nicht reagierte, wiederholte er seine Worte deutlich lauter.
Valindra zuckte zusammen und fuhr herum. In ihren geisterhaften Augen flackerten bedrohliche rote Flammen.
»Wir glauben, dass die Toten aus der Feuerebene stammen«, teilte der Tiefling ihr mit. »Vielleicht Untertanen des Urelementar?«
Valindras Gesichtsausdruck verriet, dass sie die Frage weder richtig gehört noch begriffen hatte.
»Ja«, antwortete eine andere Stimme. Die beiden Ashmadai und Valindra sahen, wie eine Fledermaus hinter dem Thron auftauchte, über die eigenen Füße zu stolpern schien und Menschengestalt annahm.
»Es sind tatsächlich Untertanen oder eher Anbeter des Urelementar«, erklärte Dor’crae. »Die Salamander und große rote Echsen weiter unten und sogar ein kleiner roter Drache. Sie haben den Ruf des Vulkans vernommen.«
»Es sind noch mehr?«, vergewisserte sich der Ashmadai.
»Viele«, bestätigte Dor’crae, während er um das Podest herumkam.
»Vielleicht können sie uns unsere Aufgabe abnehmen«, meinte der Tiefling. »Vielleicht haben sie es bereits.«
Bei dieser Bemerkung lachte Dor’crae nur und schwenkte den Arm, um die anderen noch einmal auf den Ausgang des Kampfes aufmerksam zu machen – eines Kampfes, den er aus den Schatten der hohen Decke des Raums verfolgt hatte.
»Darauf würde ich nicht …«, begann er, hielt jedoch inne, als ihm auffiel, dass Valindra gar nicht zuhörte. Sie konzentrierte sich wieder auf den Thron.
»Ihr solltet nicht davon ausgehen, dass die Bewohner dieser Höhlen Gegner wie Jarlaxle und dessen Zwerg oder Dahlia und Drizzt Do’Urden bezwingen können«, teilte er dem Ashmadai mit. Er warf einen Blick auf Valindra, die nun das Podest betrat und wie in Trance den Thron anstarrte. »Sie waren schon vorher beeindruckende Gegner, aber jetzt ist ihre Macht noch gestiegen. Ich habe sie hier beobachtet, und der andere Zwerg, den sie bei sich hatten, anscheinend ein Zwergenkönig, wurde irgendwie … magisch gestählt.«
Bei dieser Nachricht verzogen die beiden Ashmadai verwirrt das Gesicht und sahen einander an, ehe sie sich wieder Dor’crae zuwandten.
»Durch die Kraft dieses Throns«, fuhr der Vampir fort und sprach dabei zu Valindra.
Der Lich schien ihn nicht zu hören.
»Irgendwelche alte Magie hier verleiht ihm Macht«, warnte Dor’crae die Anwesenden.
»Magie, ja«, gurrte Valindra, deren Hand über der Thronlehne schwebte. Dann griff sie plötzlich zu.
Ihre Augen wurden groß, und sie zischte protestierend. Ganz offensichtlich konnte sie sich nur mit Mühe festhalten – der Thron versuchte, sie abzuschütteln. Der Lich jedoch knurrte verbissen und kämpfte dagegen an. Schließlich drehte Valindra sich um und setzte sich. Beide Hände umklammerten die Lehnen.
Sie knurrte und fauchte, zappelte, zischte und fluchte unablässig vor sich hin. Ihr Rücken bog sich durch, als ob eine unsichtbare Macht sie hochzuheben versuchte. Wieder knurrte sie, verfluchte einen Zwergenkönig und setzte sich gewaltsam zurück. Für alle Zuschauer, die drei vor dem Thron und viele andere im ganzen Raum, sah sie aus wie ein Halbling, der sich einem angreifenden Erdkoloss widersetzt.
Das Ringen wurde härter. Bald schossen weißblaue und schwarze Blitze aus dem Stuhl. Dor’crae und die Ashmadai-Anführer wichen zurück.
Der Thron von Gauntlgrym wehrte sich mit aller Macht gegen Valindra, aber das wollte der Lich nicht akzeptieren.
Am Ende schleuderte der Thron sie jedoch mit einem Rumpeln, das die Höhle erschütterte und bis in die Tiefen von Gauntlgrym nachhallte, durch die Luft. Valindra fing ihren Sturz auf magische Weise ab und kam sanft zum Stehen, wie üblich wenige Fingerbreit über dem Boden.
»Valindra?«, fragte Dor’crae, doch der Lich hörte ihn nicht.
Sie flog zum Thron zurück. Ihre Hände waren wie tödliche Krallen ausgefahren. Mit einem bösen Zischen schoss sie Blitze aus ihren Händen ab, die der magische Thron jedoch einfach in sich aufnahm. Daraufhin beschwor die ergrimmte Valindra eine Feuererbse, die sie auf den Thron warf.
»Weg hier!«, schrie der Hauptmann der Ashmadai. In ihrer Hast, sich vom Thron zu entfernen, nahmen seine Krieger die Beine in die Hand.
Valindras Feuerball erfasste den Thron, das Podest und einen Gutteil
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