Niewinter 01 - Gauntlgrym
Bauch, und sie erinnerte sich flüchtig an ihre Schwangerschaft. Denn sie hatte sein Kind ausgetragen, das Kind des lächelnden Tieflings.
Noch einmal atmete sie tief durch, rückte ihren Hut zurecht und wandte sich vom Spiegel ab, um nach Kozahs Nadel zu greifen. Der schlanke Metallstab war volle acht Fuß lang und wirkte selbst aus nächster Nähe glatt wie Glas, obwohl er sehr griffig war. Die vier Gelenke waren praktisch unsichtbar, doch Dahlia kannte sie so genau wie ihre eigenen.
Mit einer raschen Bewegung aus dem Handgelenk brach sie den Stab in der Mitte auf und ließ ihn zu einem praktischen, vier Fuß langen Wanderstab zusammenklappen. Aufmerksam registrierte sie die leichte energetische Entladung dabei, die sie nährte und die Unterarmmuskeln unter den weichen Falten ihres Ärmels zucken ließ.
Sie sah sich noch einmal in ihrem Schlafzimmer um. Die größeren Gepäckstücke hatte Dor’crae bereits zum Wagen getragen, aber sie ließ die Augen noch einen Moment verweilen, denn sie wollte sicher sein, dass sie nichts vergessen hatte.
Als sie ging, blickte sie nicht mehr zurück, obwohl sie damit rechnete, diesen Ort, an dem sie sechs Jahre zu Hause gewesen war, erst in einigen Jahren wiederzusehen.
Die Wurzeln schmeckten bitter. Sie musste würgen, als sie eine nach der anderen in den Mund stopfte. Aber die Männer aus Nesser würden zurückkommen, wie die Alten ihr versicherten. Sie wussten, wo das Mädchen war, und sie wussten, dass sie das Kind ihres Anführers trug.
Eine alte Elfe hatte sie dazu überreden wollen, sich umzubringen, um alles hinter sich zu haben.
Aber das Mädchen, das dumm genug gewesen war, zu ihrem Dorf zurückzurennen, war bereits tot.
Bald darauf hatten die schmerzhaften Krämpfe in ihrem Bauch begonnen, die alles zerreißenden Qualen einer Geburt durch einen viel zu jungen Körper.
Dahlia hatte keinen Laut von sich gegeben, nichts als das hörbare Atmen, mit dem sie ihre Muskeln steuerte und mit aller Kraft schob, um das Tieflingskind aus sich herauszupressen. Irgendwann hatte sie schweißüberströmt und erschöpft ein Schauer der Erleichterung überlaufen, und sie hatte die ersten Schreie ihres Babys gehört. Erzgo Alegnis Sohn. Die Hebamme hatte ihr das Kind auf die Brust gelegt, und die junge Mutter hatte eine Woge aus Ekel und unerwarteter Wärme verspürt, die sie innerlich genauso zerriss, wie der Shadovar ihre Unschuld zerfetzt und ihr Sohn bei der Geburt ihren Körper aufgerissen hatte.
Sie wusste nicht, was sie denken sollte, tröstete sich aber immerhin damit, wie die Frauen über ihren Erfolg redeten. Sie war dem Vater und seinen Schlächtern mit der Geburt mehrere Zehntage zuvorgekommen.
Dahlia legte den Kopf zurück und schloss die Augen. Sie durfte die Barbaren nicht zurückkehren lassen. Sie durfte nicht zulassen, dass sie ihren Lebensweg bestimmten.
»Du bist noch nicht fort?« Sylora Salm hatte Dahlia praktisch beim Verlassen des Zimmers überrascht. »Ich dachte, du bist längst auf halbem Weg zur Schwertküste.«
»Wolltest du nachsehen, ob ich wohl etwas Hübsches vergessen habe?«, erwiderte Dahlia. Sie machte ein nachdenkliches Gesicht, ehe sie hinzufügte: »Nimm den Spiegel. Möge er dir gute Dienste leisten.«
Sylora lachte nur. »Mein Konterfei wird er gewiss bevorzugen.«
»Schon möglich, auch wenn da wohl nicht viele deiner Meinung sind. Aber das spielt keine Rolle, denn als Mensch wirst du schon bald eine alte, graue Hexe sein, während ich noch in der Blüte meiner Jugend stehe.«
Syloras Augen blitzten warnend auf, und Dahlia umfasste Kozahs Nadel etwas fester, obwohl sie wusste, dass die Magierin nicht den Zorn von Szass Tam auf sich herabbeschwören würde.
»Landei«, erwiderte Sylora. »Dagegen kann man etwas tun.«
»Oh ja, so wie Szass Tam«, murmelte Dahlia und stand plötzlich so dicht vor Sylora, dass die andere Frau ihren heißen Atem im Gesicht spürte. »Wenn du dich mit Themerelis vergnügst und tief einatmest, hast du dann das Gefühl, ich wäre ebenfalls im Zimmer?«, flüsterte sie.
Sylora holte tief Luft und wich ein klein wenig zurück, als wollte sie Dahlia ohrfeigen, doch die junge Elfe hatte mit einer solchen Reaktion gerechnet. »Und du wirst bleich sein und nicht mehr atmen«, fuhr sie fort, während sie die freie Hand wölbte und Sylora abwehrte.
Sylora heulte wütend auf. Lachend drehte sich Dahlia um und hüpfte den Gang entlang.
Die Magierin knurrte ihr wütend nach, aber als Dahlia sich zu ihr
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