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Niewinter 01 - Gauntlgrym

Niewinter 01 - Gauntlgrym

Titel: Niewinter 01 - Gauntlgrym Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. A. Salvatore
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diese Sache war, wie lange sie auch dauern mochte, und als wie bescheiden Bruenor seinen Beitrag ansah.
    Erst als Drizzt die geballte Faust vor sich hielt, wurde ihm klar, dass er ein Stück Baumrinde abgebrochen hatte. Er öffnete seine schwarzen Finger, starrte die Rinde an und warf sie schließlich auf den Boden. Dabei fuhren seine Hände reflexartig an die Griffe der beiden Krummsäbel an seinem Gürtel. Drizzt wandte sich von Bruenor ab, um das hügelige Land nach Rauch oder anderen Anzeichen für sonstige Bewohner wie Goblins, Orks oder Gnolle abzusuchen.
    Es kam ihm seltsam vor, dass die Welt zwar düsterer geworden war, seine Kämpfe jedoch immer seltener wurden. Auf die Dauer war das inakzeptabel.
    »Heute, Guen«, flüsterte er, obwohl der Panther auf seiner Astralebene weilte und er die Onyxstatue, mit der er seine Freundin rufen konnte, noch gar nicht in der Hand hielt. »Heute gehen wir auf die Jagd.«
    Routinemäßig zog er Blaues Licht und Eisiger Tod heraus, die Krummsäbel, die er schon so lange bei sich trug, und begann mit einer Abfolge gut geübter Bewegungen, mit denen er Paraden, Konterangriffe und geschickte Riposten ausführte. Bald wurde sein Tempo schneller, und seine Bewegungen verlagerten sich von Abwehr und Reaktion auf aggressivere, radikalere Attacken.
    Diese Übungsabfolgen kannte er praktisch schon sein ganzes Leben, denn er hatte sie bereits in Menzoberranzan, der Stadt im Unterreich, von seinem Vater Zaknafein gelernt, während seiner Ausbildung an der Schule für Kämpfer, Melee-Magthere. Die Abläufe hatten jeden Abschnitt seines Lebens begleitet und waren ihm längst in Fleisch und Blut übergegangen. Sie waren das Maß seiner Disziplin, schärften seine Sinne und bestätigten seine Ziele.
    Die einzelnen Schritte waren Drizzt so vertraut, dass er die subtilen inneren Veränderungen, denen er während des Übens unterlag, nicht einmal bemerkt hatte. In erster Linie ging es bei seinem Training natürlich um Muskelgedächtnis und Gleichgewicht, und das routinemäßige Abblocken, die Drehungen, die Stiche und Saltos dienten dazu, jeden Angriff seiner imaginären Gegner automatisch zu kontern.
    Doch seit einigen Jahren stellte sich Drizzt diese Gegner viel lebhafter vor. Er konnte sich gar nicht mehr erinnern, dass er ursprünglich gelernt hatte, seine Gegner nur als ihre Waffen anzusehen. An diesen Grundsatz hatte er sich bis zur Zauberpest gehalten. Damals hatte er Blaues Licht senkrecht nach oben gezogen, um ein imaginäres Schwert zu blocken, und Eisiger Tod vor dem Körper nach unten gerissen, um gleichzeitig einen Speerstoß abzuwehren.
    Seit jener schlimmen Zeit jedoch und insbesondere seit er mit Bruenor, Jessa, Pwent und Nanfoodle wieder aufgebrochen war, sah er in seiner Phantasie nicht nur Waffen vor sich, sondern das Gesicht eines Orks oder das Grinsen eines Ogers, die Augen eines Menschen, Drow, Elfen, Zwergs oder Halblings – eigentlich spielte es keine Rolle! Hauptsache, es gab einen Banditen oder ein Monster, das aufschreien würde, wenn Blaues Licht sein Herz traf, oder an seinem eigenen Blut erstickte, wenn Eisiger Tod ihm die Kehle aufschlitzte.
    Mit aller Wut ging der Drow auf seine Dämonen los. Er schnellte vor und sprang ab, drehte sich dabei und kam so wieder auf, dass seine Beine mit den magischen Fesselbändern ihn sofort weiterschnellen ließen und seine Krummsäbel dabei nach vorne fuhren, um zu töten. Noch ein Vorstoß und ein weiterer Salto. Diesmal landete er kurz auf dem rechten Bein, um sich gleich darauf in einem halsbrecherischen Wirbel summender Klingen weiter nach rechts zu werfen.
    Und wieder vor, nach oben, nach links, ein wütender Tornado, bis er seinen Gegner mit einem plötzlichen, brutalen Umgreifen von hinten aufspießen konnte.
    Drizzt fühlte das zusätzliche Gewicht auf seiner Klinge, als er einen Ork aufspießte, der ihm im Geiste gefolgt war. Er konnte sich sogar das warme Blut vorstellen, das über seine Hand rann.
    Er war so in seine Bewegung vertieft, dass er sich tatsächlich umdrehte, um seinen blutigen Säbel am Wams des gefallenen Gegners abzuwischen.
    Er starrte Eisiger Tod an, der unbefleckt in seiner Hand glänzte, und bemerkte den Schweiß auf seinem Unterarm. Dann blickte er zu der Eiche zurück, die kaum noch zu sehen war.
    Irgendwo tief im Herzen wusste Drizzt Do’Urden, dass er sein tägliches Training und jeden echten Kampf, der sich ihm anbot, einsetzte, um dem Schmerz über seinen Verlust auszuweichen. Er

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