Niewinter 01 - Gauntlgrym
Stadt ist seit dem Fall des Hauptturms unverändert. Sie wird von fünf Hochkapitänen regiert.«
»Und hinter denen stehen die Dunkelelfen-Söldner«, erklärte Barrabas. »Und wenn es heißt, dass man die in der Stadt nur noch selten zu sehen bekommt, kannst du wetten, dass diese Gerüchte von den Dunkelelfen selbst stammen, damit Leute wie du und die Herren von Tiefwasser beruhigt die Augen abwenden können.«
»Nun, dann findest du eben für mich die Wahrheit heraus.«
»Wenn die Berichte, von denen du sprichst, nicht wahr sind, komme ich vermutlich nie zurück. Das Erinnerungsvermögen der Dunkelelfen ist nicht zu unterschätzen.«
»Mein lieber Barrabas, das ist ja das erste Mal, dass du vor etwas Angst hast«, staunte Alegni.
Bei diesen Worten straffte sich der Mörder und sah den Tiefling böse an.
»Vor Einbruch des Winters«, betonte Erzgo Alegni. Dann nickte er zur Stadt hinüber. »Die Karawane bricht morgen früh auf.«
Seine Gedanken führten in hundert verschiedene Richtungen, kamen jedoch nirgendwo zu einer angenehmeren Schlussfolgerung. Barrabas der Graue ging auf die Stadt zu. Er hatte sich viele Jahre gezielt von Luskan ferngehalten. Mit jemandem wie Jarlaxle Baenre legte man sich schließlich nicht folgenlos an.
Er dachte an jenen Kampf in Memnon zurück, bei dem die Agenten von Bregan D’aerthe ihm seine Geliebte vorgeführt hatten. Sie hatten ihn vor den Folgen gewarnt, wenn er ihr Angebot, sich ihnen erneut anzuschließen, ausschlagen würde. Wieder sah er die drei toten Drow vor sich, verwarf das Bild jedoch, denn er wollte sich lieber auf die wenigen Wochen konzentrieren, die er anschließend mit seiner Geliebten verbracht hatte.
Sie zählten zu seinen besten Zeiten, aber irgendwann war sie davongelaufen oder verschwunden. Hatten die Dunkelelfen sie noch einmal erwischt? Hatten sie die Frau getötet, um ihm seine Gewalt heimzuzahlen?
Oder war es diese teuflische Schwert? Fast hätte er zu Erzgo Alegni zurückgeblickt, als dieser beunruhigende Gedanke in ihm aufstieg, denn der Shadovar war schon bald nach seinem Verlust in sein Leben getreten und hatte ihm die Freiheit geraubt.
Ihm alles geraubt.
Bei diesem letzten Gedanken erschien ein verächtliches Lächeln auf den Lippen von Barrabas dem Grauen. »Mir alles geraubt?«, flüsterte er hörbar. »Was gab es da schon zu rauben?«
Bis er ans Tor von Niewinter gelangte, hatte Barrabas all diese Erinnerungen abgestreift. Er musste nach vorn blicken, sich ganz auf seine Aufgabe konzentrieren. Wenn es in Luskan noch Drow gab, würde er den kleinsten Fehler mit seinem Leben bezahlen.
7
Gauntlgrym
Jarlaxle hielt sich hinter den anderen vieren. Die Tunnel unter Luskan waren lange natürliche Gänge, die nach Südosten in Richtung der Felsspitzen verliefen. Die Gruppe folgte Korvin Dor’crae, der sich zwischendurch immer wieder als Späher von den anderen löste. Danach kam Athrogate, der unbedingt den Ort sehen wollte, den Dahlia beschrieben hatte, und bei jeder Patrouille die Vorhut übernahm. Schließlich wollte er auch beim Kampf immer der Erste sein. Dahlia und Valindra folgten an dritter Stelle. Die Elfe strahlte eine geduldige Ruhe aus, die Jarlaxle eher von deutlich älteren, erfahreneren Kämpfern kannte. Valindra hingegen glitt wie in Trance dahin. Weder körperlich noch geistig strahlte sie die Macht aus, die man von einem Lich normalerweise erwartete (worüber Jarlaxle sich keineswegs beklagte).
Zu Lebzeiten war Valindra Schattenmantel eine mächtige Zauberin gewesen, der im Hauptturm des Arkanums ein kompletter Flügel unterstanden hatte. Sollte sie ihren alten Scharfsinn und ihre Selbstsicherheit je wiederfinden, würde sie als Untote noch gefährlicher sein. Und wenn sie es genau nahm und gründlich über die Ereignisse der letzten Tage ihres Lebens nachdachte, wäre sie von den Umtrieben des Drow vermutlich wenig angetan.
Länger als einen Tag kamen sie ungehindert voran. Sie hörten zwar das Schlurfen und Kratzen von Ghulen und anderen Untoten, begegneten jedoch niemandem. Das verwirrte Jarlaxle. Immerhin hatten Ghule vor nichts Angst, hegten einen unersättlichen Appetit auf lebendes Fleisch und konnten dies auch sehr gut wittern und aufspüren. Warum näherten sie sich nicht? Doch bald schon musste er sich die wahre Natur eines seiner Begleiter eingestehen.
»Wir haben Glück«, sagte Athrogate am folgenden Tag während einer Pause. »So viele Seitengänge, in denen es von Ghulen nur so wimmelt.«
»Das ist
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